Sonderprüfung im AKW Mühleberg
Nach Zweifeln an einem Druckbehälter in einem belgischen AKW hat der bernische Energiekonzern BKW beschlossen, den Druckbehälter in seinem Werk in Mühleberg zu überprüfen.

Im AKW Mühleberg steht eine weitere Überprüfung technischer Anlagen an. In den nächsten Tagen kommen dort Ultraschallgeräte zum Einsatz. Mit Hilfe von Sonden werde eine repräsentative Fläche des Druckbehälters überprüft, teilte die BKW am Donnerstag mit. Alle fünf Ringe des rund 19 Meter hohen Behälters mit einem Durchmesser von vier Metern und einer Wanddichte von 10 bis 12 Zentimetern würden analysiert, ergänzte Konzernsprecher Antonio Sommavilla auf Anfrage.
Der Druckbehälter enthält den Reaktorkern, der seinerseits in einer Hülle steckt, dem Kernmantel. Im Druckbehälter wird der Dampf erzeugt, der die Turbinen des Mühleberger Kernkraftwerks antreibt. Die Betriebstemperatur im Behälter liegt bei 288 Grad Celsius.
Inbetriebnahme verzögert sich
Durch die Prüfung des Reaktordruckbehälters verlängert sich die zurzeit laufende Jahresrevision des AKW bei Bern um ein paar Tage. Dadurch verzögert sich also auch die Wiederinbetriebnahme des Kernkraftwerks. Die BKW lässt sich die Ultraschallprüfung rund eine Million Franken kosten.
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI begrüsst den Entscheid der BKW. Es wird dem Wiederanfahren von Mühleberg erst zustimmen, wenn nachgewiesen wurde, dass der Reaktordruckbehälter «die Qualitätsanforderung gemäss den aktuellen Normen erfüllt», wie es in einer Mitteilung schreibt. Das ENSI hat für die Ultraschallanalysen die Prüfungsmodalitäten festgelegt.
Prüfung wegen «Safety-first-Politik»
Die BKW wiederholte am Donnerstag frühere Aussagen, wonach sie aufgrund der Herstellerdokumentation überzeugt sei, dass der Mühleberger Behälter nach der Inbetriebnahme in tadellosem Zustand gewesen sei. Auch gebe es wichtige Unterschiede zum Druckbehälter im belgischen Werk Doel 3, wo die Fertigungsfehler auftauchten.
So sei zwar in Belgien die gleiche Schmiede wie in Mühleberg zum Einsatz gekommen, doch der Hersteller des Druckbehälters und der verwendete Werkstoff unterschieden sich. Noch vor ein paar Tagen gab die BKW bekannt, sie schliesse Probleme wie in Belgien aus.
Dass sie nun trotzdem Materialprüfungen vornimmt, begründet die BKW mit «ihrer Safety-first-Politik». Auch sagt Konzernsprecher Antonio Sommavilla, inzwischen habe ein internationales Treffen von AKW-Betreibern und Aufsichtsbehörden stattgefunden. An diesem sei beschlossen worden, den belgischen Reaktordruckbehälter genauer zu untersuchen. «Wir stehen im Fokus», sagt Sommavilla auch.
AKW Leibstadt aus dem Schneider
Das ENSI wollte urspünglich auch das Kernkraftwerk Leibstadt auf allfällige Materialfehler im Reaktordruckbehälter überprüfen lassen. Die dortigen Betreiber müssen nun aber nichts unternehmen.
Leibstadt befand sich zwar auch auf der von der belgischen Aufsichtsbehörde pulizierten Liste mit Druckbehältern, welche in Doel und in Mühleberg im Einsatz stehen. Die in Leibstadt verwendeten Stutzen sind jedoch laut ENSI nicht mit dem fehlerhaften Grundmaterial des Werks 3 in Doel vergleichbar.
SDA/bz/rub
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