Bei der Credit Suisse werden Kontoüberzüge richtig teuer
Trotz Tiefzinsen verlangt die Bank bis zu 17 Prozent Zinsen und Gebühren.

Eigentlich kostet das Geld in der Schweiz seit Jahren nichts mehr. Sparer erhalten auf ihren Sparkonten kaum mehr Zins. Hypotheken für ein Einfamilienhaus sind mittlerweile zu einem Zins von 1 Prozent zu haben, und das für zehn Jahre fix. Aber wehe, jemand überzieht sein Bankkonto auch nur für ein paar Tage. Dann wird es richtig teuer. Für die Banken ist das ein prächtiges Geschäft.
Die Situation kennt wohl fast jeder: Der Kontostand ist wegen teurer Ferien oder des Kaufs eines neuen Möbels nahe null, und dann wird auch noch die Zahlung der Steuern ausgelöst, die man vor Monaten terminiert, aber inzwischen längst vergessen hat. Dann ist das Lohnkonto plötzlich im Minus, bis der nächste Lohn verbucht wird.
Zuschläge verdoppeln den ausgewiesenen Zins
Das passierte einem Kunden der Credit Suisse, nennen wir ihn Marcel O. Er ist seit Jahren Kunde bei der CS und hat sein Konto im Dezember während 16 Tagen mit 1093.71 Franken überzogen. Dafür verlangt die Bank, die die Guthaben auf dem Konto mit 0 Prozent entschädigt, 8,9 Prozent Zins. Damit nicht genug. Sie verrechnet auch noch eine «Credit commission», die halb so hoch ist wie der Zins – macht zusätzlich 4,45 Prozent. Dazu kommt noch eine «Limit excess commission» von 1 Prozent für drei Monate (also umgerechnet 4 Prozent im Jahr), eine Strafe für die Überschreitung der Kreditlimite, weil der Kunde offenbar im Schnitt des vierten Quartals 194 Franken im Minus lag – macht nochmals 1.94 Franken.
Total kommt die CS so auf 8.44 Franken, die Marcel O. zahlen muss, oder einen Zins von 17,35 Prozent für die 16 Tage, die das Konto im Minus war. Dass am 16. Dezember 50'000 Franken auf das Konto überwiesen wurden und es danach massiv im Plus war, spielte offenbar keine Rolle. So präsentiert sich dem Kunden ein doppelt so hoher Zins wie angegeben.
Laut CS ist diese Betrachtungsweise falsch. «Die Gesamtkosten in Prozent für einen Kontokorrentkredit lassen sich aufgrund der unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen für die Kostenkomponenten nicht als Summe der in Prozent definierten Teilkomponenten darstellen», sagt Sprecher Dominique Gerster. Die Höhe des Zinssatzes und auch die Höhe weiterer Kostenkomponenten und deren Berechnung würden im Gespräch mit dem Kunden erläutert, anschliessend gebe dieser sein Einverständnis dazu.
Das Faksimile zeigt, was die Credit Suisse den Kunden bei Kontoüberzügen alles belastet.
Wie dem auch sei: Die Kosten für Kontoüberzüge sind auch bei anderen Banken sehr hoch, egal ob man das nun Kommission oder Zins nennt. «Bei der ZKB beträgt der Sollzins bei Kontoüberziehungen auf dem Privatkonto in Schweizer Franken derzeit 9,75 Prozent. Weitere Gebühren fallen nicht an», sagt Sprecherin Johanna Doeblin. Bei Raiffeisen sind es 10 Prozent und bei der UBS 12 Prozent (Angaben gemäss Zinsvergleich auf Moneyland.ch). Wie viel Zusatzkosten möglicherweise zusätzlich anfallen, ist nicht ersichtlich. Moneyland spricht denn auch von Intransparenz und warnt vor dem Strafzins.
Entgegen dem Lamento vieler Banken, das Tiefzinsumfeld verhindere lukrative Erträge, steigt denn auch der in den Geschäftsberichten ausgewiesene Ertrag aus der Zinsdifferenz immer weiter an. Letztendlich bedeuten die Negativzinsen auch, dass Hypotheken für Finanzinstitute ein gutes Geschäft sind. Bei Raiffeisen stieg der Bruttoertrag im letzten Jahr um 40 Millionen. Auch der ZKB, die zu einem grossen Teil vom Hypothekargeschäft lebt, geht es prächtig, und bei der Credit Suisse heisst es zum Geschäftsergebnis der Schweizer Tochter, dass die Ertragssteigerung auf «einen höheren Zinserfolg zurückzuführen ist».
Erstellt: 17.03.2019, 15:59 Uhr
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