Die Verlierer
– 1 –Pierin Vincenz, Top-Banker
Tiefer ist 2018 niemand gefallen. Der ehemalige Raiffeisen-Chef sass mehr als drei Monate in Untersuchungshaft. Die Ermittler werfen Vincenz ungetreue Geschäftsbesorgung vor. Der Verdacht: Er soll bei Übernahmen auf Käufer- und Verkäuferseite involviert gewesen sein und mitverdient haben. Vincenz streitet die Vorwürfe ab. Seit seiner Freilassung ist der einstige Star-Banker auf Tauchstation. Die Affäre Vincenz hat die Raiffeisenbank heftig durchgeschüttelt. Vincenz Nachfolger Patrik Gisel ist zurückgetreten, und fast der gesamte Verwaltungsrat, inklusive Präsident, wurde ausgewechselt. Wenn es 2019 zu einem Prozess kommt, wird Raiffeisen erneut negative Schlagzeilen machen.
– 2 –Pierre Maudet, Regierungsrat
Vor einem Jahr noch wurde er fast in den Bundesrat gewählt. Jetzt folgte ein Skandal nach dem anderen. Ob die Einladung ans Formel-1-Rennen, die mutmasslichen Steuertricks mit Spendengeldern oder andere Genfereien, die er sich als Regierungsrat nie hätte leisten dürfen: Maudets Problem war nicht nur seine fehlende politische Integrität, sondern auch sein selbstherrlicher Umgang mit den Enthüllungen. Ob er sich im Amt halten kann oder nicht, spielt fast keine Rolle mehr – seine politische Ehre hat Maudet für alle Zeiten verloren .
– 3 –Gianni Infantino, Fifa-Präsident
Wahrscheinlich sieht er sich selbst als Aufsteiger. Und vielleicht wird er 2019 gar wiedergewählt. Das hat dann aber weniger damit zu tun, dass Infantino die Ethikkommission rasiert oder den Fussball mit Geheimdeals hintergeht. Nein, wird er wiedergewählt, hängt das damit zusammen, dass er interne Regeln umgeht und Geld aus dem Fifa-Unterstützungsprogramm unkompliziert unkontrolliert verteilt. Das macht vielleicht den Fussball kaputt. Sichert ihm aber Stimmen und Macht. Und darum geht es doch – oder nicht?
– 4 –Susanne Ruoff, Post-CEO
«Ich trete nicht zurück», sagte sie im Februar, nachdem bekannt geworden war, dass die Postauto AG Millionengewinne illegal verbucht hatte. Ein halbes Jahr später wurde der Druck zu gross. Auch wenn der Rücktritt die richtige Entscheidung war – Ruoff übernahm die Verantwortung für die Tricksereien –, ein wenig verloren hat die Wirtschaft dabei doch: Im April folgt auf Interimschef Hurni mit Roberto Cirillo erneut ein Mann. Was den ohnehin homöopathischen Frauenanteil in den Führungsetagen weiter sinken lässt.
– 5 –Alex Miescher, Fussball-Generalsekretär
Es ist ein heisser Julitag in Toljatti, einer der merkwürdigsten Städte dieses Erdballs, als er seine Karriere im Fussballverband fortwirft. In einem Interview fragt Miescher: «Wollen wir Doppelbürger?» Er vermengt das Thema mit dem Doppeladler-Jubel und redet sich um Kopf und Kragen, sagt aber auch, vielleicht sei das alles «eine Schnapsidee». Das könnten ihm der Verbandspräsident und der Mediensprecher bestätigen, die das Interview vor Abdruck lesen. Sie tun es nicht und lassen ihn danach fallen wie eine heisse Kartoffel. Offiziell tritt Miescher einen Monat danach freiwillig zurück.
– 6 –Reto Flückiger/Liz Ritschard, «Tatort»-Ermittler
Die deutsche Boulevardzeitung «Bild» fragte kurz vor der Ausstrahlung: «Wird das der schlechteste ‹Tatort› aller Zeiten?» Nein, die im Sommer gezeigte Folge «Die Musik stirbt zuletzt» aus dem KKL war dann sogar ganz gut. Aber die generelle Kritik am Kommissarenduo Reto Flückiger (gespielt von Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) riss nicht ab: zu hölzern, zu kalt, zu unglaubwürdig. Das Schweizer Fernsehen zog die Reissleine und entschied, den Luzerner «Tatort» nach sechs Jahren zu beenden. Nächstes Jahr wird die Produktion nach Zürich verlagert – mit neuem Personal.
– 7 –Andreas Meyer, SBB-Chef
Die halbe Nation nahm teil, als Meyer sich öffentlich in ein Sabbatical verabschiedete. Und wie erging es den SBB-Kunden, die den Job des SBB-Chefs mitfinanzieren? Sie mussten sich an Durchsagen an Bahnhöfen und in Zügen gewöhnen, besonders oft zu Pendlerzeiten. Stichworte: Fahrleitungsstörung, Gleisschaden, Rollmaterial, technische Störungen. Fast schon als Fussnoten laufen defekte Toiletten, blockierte Türen und unbediente Speisewagen. Besonders schmerzen dürfte den obersten Bähnler, dass die Pannen mittlerweile auch im Ausland zur Kenntnis genommen werden.
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