Sonova mit neuem Umsatzrekord – Anleger sind trotzdem enttäuscht
Die Frankenstärke macht dem Hörgerätehersteller Sonova zu schaffen. Dennoch konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr seinen Umsatz steigern. Nun wird mit weiterem Wachstum gerechnet.

Der heftige Gegenwind durch den starken Franken und die Turbulenzen durch Affären um Spitzenmanager und einen Produkterückruf haben den Hörgerätehersteller Sonova nicht aus der Bahn geworfen. Die Verkäufe legten deutlich zu.
Sonova sei im Geschäftsjahr 2011/12 (per Ende März) aus eigener Kraft und dank Akquisitionen um 11,6 Prozent gewachsen, erklärte Verwaltungsratspräsident Robert Spoerry auf der Bilanzmedienkonferenz in Stäfa ZH: «Wir haben sehr gut gearbeitet.» Leider habe die Aufwertung des Frankens praktisch das ganze Plus weggefressen.
So sei der Umsatz in Franken nur um 0,2 Prozent auf 1,62 Milliarden Franken gestiegen. Dennoch sei dies der höchste Umsatz der Firmengeschichte trotz des harten Gegenwinds von der Währungsfront.
Der Betriebsgewinn vor Amortisationen (Ebita) sank indes um 3,5 Prozent auf 315,2 Millionen Franken. Ohne den Franken-Höhenflug hätte Sonova den Ebita um 71 Millionen Franken gesteigert. Das wäre ein Plus von über einem Fünftel, sagte der interimistische Finanzchef Paul Thompson.
Gewinneinbruch
Unter dem Strich konnte der Konzern den Reingewinn um 6,6 Prozent auf 246,4 Millionen Franken verbessern. Damit hat das Unternehmen wieder mehr verdient als in den beiden Vorjahren, denen ein Rückruf von defekten Hörimplantaten der US-Tochterfirma Advanced Bionics die Gewinne verhagelt hatte, nachdem es bei Patienten zu Problemen gekommen war.
In der Folge musste Sonova im März 2011 eine Gewinnwarnung erlassen, welche die Finanzmärkte schockte und die Aktie abstürzen liess. Massiv in die Kritik geriet das Unternehmen, weil Spitzenleute kurz vor der Gewinnwarnung noch mit Verkäufen von Sonova-Aktien und -Optionen Kasse gemacht hatten.
Dies führte zu einem Köpferollen in der Teppichetage. Konzernchef Valentin Chapero, Finanzchef Oliver Walker und Verwaltungsratspräsident Andy Rihs räumten ihre Posten. Rihs blieb allerdings im Aufsichtsgremium.
Verfahren hängig
Die Staatsanwaltschaft Zürich leitete ein Strafverfahren gegen die Spitzenmanager ein. Die Schweizer Börse SIX eröffnete zudem eine Untersuchung gegen Sonova wegen einer möglichen Verletzung von Börsenvorschriften.
Zudem fordern Investoren vom Unternehmen 26 Millionen Franken Schadenersatz, weil die Gewinnwarnung zu spät erfolgt sein soll. Nach Ansicht von Sonova haben diese Forderungen der Investoren keine Basis, wie Präsident Spoerry sagte. Deshalb habe man gegen die Zahlungsbefehle der belgischen Investorenschutzorganisation Deminor Rechtsvorschlag erhoben.
Die Untersuchung der Schweizer Börse dürfte hoffentlich in den nächsten Monaten abgeschlossen werden. Wo das Strafverfahren der Staatsanwaltschaft stehe, wollte Spoerry nicht sagen. Allerdings sei das Risiko aus allen drei Verfahren für Sonova überschaubar: «Die erschüttern das Unternehmen in keiner Art und Weise.»
Schwung behalten
Das Wichtigste sei, dass die Firma trotz aller Turbulenzen ihren Schwung behalten habe. «Wären die Wechselkurse stabil geblieben, hätten wir heute ein Superergebnis vorlegen können», sagte Spoerry.
Sogar die Umsätze der mittlerweile auf den Markt zurückgekehrten Innenohrimplantate hätten die eigenen Erwartungen leicht übertroffen, sagte der neue Konzernchef Lukas Braunschweiler, der am 1. November 2011 das Ruder übernahm. Im nächsten Jahr sollen die Innenohrimplantate die Gewinnschwelle erreichen.
Insgesamt sei Sonova gut unterwegs dank einer prallen Pipeline. Im laufenden Geschäftsjahr will der Konzern in Lokalwährungen den Umsatz um 7 bis 9 Prozent und den Betriebsgewinn um 15 bis 20 Prozent steigern, während der Hörgerätemarkt lediglich um 2 bis 4 Prozent zulegen dürfte. Dies ist den Anlegern aber nicht genug. Die Sonova-Aktien brachen dehalb am Dienstag bis um 16.15 Uhr deshalb um 9,7 Prozent auf 84,30 Franken ein.
SDA/rbi
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch