Sorry, wir haben kein Bedauern
Warum die Kritik an den Schweizer Taliban-Geiseln richtig ist.

Sie haben als Geiseln Todesängste durchlitten, Drohungen, Krankheiten, Hitze, Hunger, Durst, Hoffnungslosigkeit und dumpfes Warten. Sie entkamen nach 259 Tagen Gefangenschaft den Taliban und kehrten im vorletzten März verstört in die Schweiz zurück.
Jetzt haben Daniela Widmer und David Och, das ehemalige Polizistenpaar aus Bern, ein Buch über ihre Gefangenschaft publiziert. Es ist gestern erschienen (und wird im TA demnächst besprochen). Was sie an ihren Erinnerungen verdienen werden, möchten sie für sich behalten. Viel wird das nicht sein, dazu müsste das Buch im ganzen deutschsprachigen Raum ein Grosserfolg werden, und davon ist nicht auszugehen. Trotzdem stören sich viele am Verhalten der ehemaligen Geiseln. Sie haben keine sonderlich gute Presse, von Verständnis oder Mitgefühl war in der Schweiz nie besonders viel zu spüren. Warum?
Es war schon fahrlässig, in eine solche Region zu reisen. Das räumten die beiden später ein, versuchten es aber zu relativieren. Das kam in der Öffentlichkeit schlecht an. Wer Unruhegebiete befährt, nimmt immer ein Risiko in Kauf. Wie bitter das Paar dafür bezahlen musste, ändert nichts an seinem Leichtsinn.
Keine Helden
Den beiden gelang die Flucht, dennoch wurden sie nicht als Helden empfangen. Auch das hat mit ihrem Verhalten zu tun. Zu offensichtlich vermittelten sie den Eindruck, an ihrer eigenen Inszenierung interessiert zu sein. Gleichzeitig sickerte durch, dass die Schweiz bei Gesamtkosten von über zwei Millionen noch spezielle Zusatzkosten von 200 000 Franken aufbringen musste. Statt das Geld zurückzuzahlen, verpflichteten sich Widmer und Och – unter anderem – zu einer Handvoll warnender Vorträge vor Tourismus-Experten. Das ist keine Gegenleistung, das ist ein Witz.
Natürlich bestand der wahre Deal darin, dass die beiden ehemaligen Polizisten von westlichen Geheimdiensten über ihre Bewacher befragt werden konnten. Aber auch das ist eine Selbstverständlichkeit.
Die beiden sind wirklich nicht zu beneiden; schon deshalb, weil sie so wenig bedauert werden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch