Sparpläne werfen in der Westschweiz hohe Wellen
Die Sparpläne des Medienhauses Tamedia stossen in der Westschweiz auf Widerstand: Journalisten der «Tribune de Genève» legten heute aus Protest ihre Arbeit nieder – und bereits schalten sich die Regierungen ein.

Die Sparpläne des Medienhauses Tamedia, zu dem auch Redaktion Tamedia gehört, schlagen in der Deutschschweiz keine grossen Wellen. Durch die Westschweiz geht dagegen ein Aufschrei. In die Debatte schalten sich nun auch die Regierungen der Kantone Waadt und Genf ein.
Redaktoren der «Tribune de Genève» legten ihre Arbeit nieder. Heute Morgen demonstrierten in Genf rund 50 Journalisten und einige Sympathisanten gegen die Sparpläne. Auf Schildern hielten sie Schlagzeilen wie «Ohne Journalisten keine Artikel» und «Eine Zeitung ist keine Milchkuh» in die Höhe.
Treffen mit Tamedia verlangt
Eine vom Personal der Genfer Zeitung ausgearbeitete Resolution wird auch von der Genfer Stadt- und Kantonsregierung unterstützt. Der Regierungsrat wolle Kontakt mit den Tamedia-Verantwortlichen aufnehmen, um zu schauen, ob die Entscheidung nicht zurückgezogen werden kann, sagte der Genfer Regierungspräsident Charles Beer (SP) in Begleitung seiner Regierungskollegen Pierre-François Unger (CVP) und Isabel Rochat (FDP).
Auch der Waadtländer Regierungsrat verlangt ein Treffen mit Tamedia sowie präzise Informationen zum Sparprogramm. Finanzdirektor Pascal Broulis (FDP) forderte zudem Erklärungen zur von Tamedia anvisierten Gewinnmarge von 15 Prozent.
Tamedia will 34 Millionen Franken sparen
Das Medienhaus Tamedia, das unter anderem den «Tages-Anzeiger» und den «Bund» herausgibt, will bis 2016 die Kosten um insgesamt 34 Millionen Franken senken. Davon sollen 18 Millionen Franken in der Westschweiz und 16 Millionen Franken in der Deutschschweiz eingespart werden.
Der Konzern begründet das Sparprogramm mit den sinkenden Umsätzen bei Zeitschriften und Zeitungen. Es müssten Kosten gesenkt werden, um weiterhin in neue Geschäftsfelder investieren zu können und handlungsfähig zu bleiben.
Wie viel bei welchen Medien gespart werden soll, wird erst in der zweiten Jahreshälfte entschieden. In der Westschweiz wird eine Schliessung des Boulevardblatts «Le Matin» befürchtet.
«Punkt Schluss!» im Satiremagazin
In der Romandie stösst die Entscheidung aus Zürich auch deshalb auf Unverständnis, weil Tamedia vergangene Woche einen Jahresgewinn in der Höhe von 152 Millionen Franken bekanntgab. Das Medienhaus geriet auch ins Visier von «120 secondes», einem vielbeachteten Satireprogramm von Radio Couleur 3.
In der Sendung wird der Komödiant Vincent Kucholl täglich interviewt, wobei er jeweils die Rolle einer fiktiven Person einnimmt, die Auskunft zu einem aktuellen Thema gibt. Diesmal spielte er Peter Staub, Qualitätsverantwortlicher bei Tamedia. «Tamedia ist ein Unternehmen, das Gewinn machen muss! Punkt Schluss!», sagte er in holprigem Französisch mit Akzent. Das Kader müsse Entscheidungen aus Zürich umsetzen.
SDA/rbi
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