Spielabbrüche, Geisterspiele und geschlossene Sektoren
Nach der Konferenz der kantonalen Polizeidirektoren spricht sich auch das Bundesamt für Sport für eine härtere Gangart gegen Hooligans aus. Die Meldepflicht ist nur eine der vorgeschlagenen Massnahmen.

Die Fussballclubs geraten wegen des Hooligan-Problems immer stärker unter Druck. Die Polizeidirektoren klären Verschärfungen ab. Auch Matthias Remund, Direktor des Bundesamtes für Sport (Baspo), ist für eine härtere Gangart: Er verlangt strengere Eingangskontrollen in Stadien.
Den wichtigsten Ansatzpunkt zum Hooligan-Problem sehe er in systematischen Zutrittskontrollen mit Ausweispflicht, sagte der Baspo-Direktor in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». «Es sollten nur noch Personen Zugang zum Stadion erhalten, die sich ausweisen können.» Damit liessen sich die wenigen Chaoten besser herausgreifen.
Eine Lösung in diese Richtung schlug schon Ende 2009 die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) vor. Sie verlangte – nebst zahlreichen anderen Massnahmen – die Einführung einer Fancard, mit der sich Fans vor dem Stadion ausweisen müssen. Passiert ist nichts.
Genaue Angaben erheben
Bei der KKJPD werden deshalb verschiedene Verschärfungen abgeklärt, wie KKJPD-Präsidentin Karin Keller-Sutter auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda Medienberichte bestätigte. «Welche Änderungen tatsächlich weiterverfolgt werden, ist heute noch nicht entschieden», sagte die St. Galler Sicherheitsdirektorin.
Unter anderem hat die KKJPD-Präsidentin eine Evaluation zur vergangenen Saison in Auftrag gegeben, wie sie eine Meldung der «Zentralschweiz am Sonntag» bestätigte. Die Studie soll Angaben machen zu Sach- und Personenschäden, zur Anzahl Polizisten im Einsatz und den Kosten für die öffentliche Hand.
Im Raum steht laut Keller-Sutter die Bewilligungspflicht von Spielen. Ausserdem werden das Kombiticket (Bahnbillett und Matcheintritt) für Gästefans oder schärfere Meldepflichten für bekannte Hooligans schon länger diskutiert. Änderungen am Hooligan-Konkordat zwischen den Kantonen müssten das KKJPD-Plenum und die Kantonsparlamente beschliessen.
Geisterspiele kein Tabu
Er könne nachvollziehen, «wenn für die öffentliche Hand das Mass des Erträglichen überschritten» sei, sagte BASPO-Chef Remund. Auch drastische Massnahmen würde er als äusserste Schritte ins Auge fassen: «Darum sind Spielabbrüche, Geisterspiele und geschlossene Sektoren kein Tabu.»
Enttäuscht zeigte sich Remund über die Entscheidung der Fussballliga, die Bussen für das Abbrennen von Feuerwerkskörper zu senken. Er könne das nicht nachvollziehen, sagte er. Der Verband müsse jedes Interesse haben, die Sicherheit zu gewährleisten.
Bahn will Änderungen
Unter Druck geraten sind der Fussballverband und die Clubs in den letzten Wochen auch von Seiten der SBB und des Bundesamtes für Verkehr (BAV). Die SBB will das Treiben gewaltätiger Fussballfans in Zügen nicht mehr hinnehmen. Bis Ende Jahr sollen konkrete Vorschläge vorliegen.
Die SBB strebt unter anderem eine Lockerung ihrer Transportpflicht an. Denkbar wäre für das BAV auch, dass Clubs Fanzüge chartern und eine Kaution hinterlegen müssen.
Mit der heutigen Regelung musste die SBB akzeptieren, dass Fans des FC Basel sich am Samstag zum Start der Fussballsaison weigerten, beim Berner Fussballstadion auszusteigen. Die Folge: Die Fans verursachten auf ihrem Marsch vom Bahnhof zum Stadion grosse Verkehrsbehinderungen und es kam zu Handgemengen. Ein Grossaufgebot an Sicherheitsleuten war im Einsatz.
SDA/kpn
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