Spitzensportler aus Hallenbad vertrieben
Seit Jahren trainiert das nationale Triathlon-Kader in Adliswil. Jetzt sitzen sie auf dem Trockenen. «Die schmeissen uns einfach raus», sagt der Trainer.

Olympiateilnehmer Ruedi Wild, der achtfache Sieger des Zürich Ironmans Ronnie Schildknecht und Swiss-Triathlon-Kadermitglied Michel Derron sind drei Beispiele von Spitzen-Triathleten, die seit Jahren regelmässig im Hallenbad Adliswil trainieren. Damit ist ab Ende dieser Woche Schluss, denn die Sportler haben im Bad keine Trainingsmöglichkeit mehr. Betroffen sind 16 Mitglieder des nationalen Kaders von Swiss Triathlon.
«Ich habe eine Riesenwut im Bauch», sagt Trainer René Friedli, «die Stadt will keine Spitzensportler mehr in ihrem Hallenbad. Die schmeissen uns einfach raus.»
Wie ist es so weit gekommen? Bis anhin belegte Trainer René Friedli an drei Tagen in den Abendstunden (17 bis 19 Uhr) jeweils zwei der insgesamt fünf Schwimmbahnen. Diese wurden ihm von der Stadt Adliswil gekündigt. Die Begründung: Man brauche für den ortsansässigen Schwimmclub mehr Platz.
Die Kündigung geschah nicht aus heiterem Himmel, sondern erfolgte vor einem Jahr. Seither kämpft der 77-jährige Schwimmlehrer um seinen Trainingsplatz in Adliswil. Friedli: «Man kann mir doch nicht einfach das Wasser wegnehmen.»
Das Hallenbad ist unterbelegt
Friedli hat seine Verdienste im Schwimmsport. Er ist Ehrenmitglied im Schwimmclub Sihlfisch Adliswil, war dort lange Trainer der 1. Mannschaft, Initiator des «Schwimmspasses im Sihltal» und hat mit dem «Triathlon im Sihltal» eine neue Plattform für Erwachsene geschaffen. «Nachdem ich die Kündigung erhalten hatte, war ich bereit, die Bahnen am Mittwoch und Donnerstag abzugeben», sagt Friedli.
Er habe gehofft, wenigstens den Montagabend für sein Training behalten zu dürfen. Denn das Argument des Stadtrats nach mehr Platzbedarf für einheimische Vereine lässt er nicht gelten. Er habe in den vergangenen drei Monaten die Belegung des Hallenbads genau beobachtet. «Das Bad ist in der Zeit von 17 bis 19 Uhr unterbelegt. Oft sieht man nicht mehr als vier bis sechs Badegäste auf den drei öffentlichen Bahnen.»
Stadt war gezwungen, zu handeln
Susy Senn (FDP), im Adliswiler Stadtrat zuständig für Sicherheit und Gesundheit, sagt: «Wir hatten Herrn Friedli aber eine zweimalige Verlängerung gewährt, damit er genug Zeit hatte, eine Ersatzlösung zu finden.» Dabei habe der Schwimmtrainer keine Flexibilität für eine einvernehmliche Lösung gezeigt. «Er blieb stur, was die Trainingszeiten betrifft», sagt Senn. «Wir boten ihm andere Möglichkeiten an, die er aber ablehnte.»
Schliesslich sei die Stadt gezwungen gewesen, zu handeln. Die Vorgaben seien klar: Vorrang haben im Hallenbad die Schüler und der eigene Schwimmclub, dann die ortsansässigen Vereine, und an dritter Stelle kommen die Auswärtigen, dazu zählt das Spezialtraining von René Friedli.
Senn bedauert, dass die Triathleten nicht mehr in Adliswil trainieren können, aber man habe ein bisschen mehr Flexibilität erwartet. Die Besucherzahlen im Bad seien in den letzten Jahren deutlich gestiegen, was unter anderem mit dem Bevölkerungswachstum zusammenhänge.
René Friedli sucht derweil nach Alternativen. Neu trainiert er in Langnau. Ob ihm die Spitzenschwimmer dorthin folgen werden, wisse er noch nicht.
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