Bayern reagiert energisch auf Kritik an seiner Marketing-Reise
Die Bilanz der Asien-Tournee: drei Niederlagen, drei verletzte Spieler. Doch der Club verteidigt sich.
Es ist bekannt, dass sie beim FC Bayern München eine Aversion gegen sogenannte Fake-News haben. Das weiss man, seit es einen Fernsehsender namens FCBayern.tv gibt, in dessen Programm, so sagte es Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Frühjahr, «neueste News» gesendet werden, «die gesichert auch der Wahrheit entsprechen». Nun, während Bayern den Fernen Osten bereiste, kursierten mal wieder ein paar dem Club nicht so liebe Wahrheiten. Präsident Uli Hoeness hatte vier Testspiele in zwei Ländern in zwölf Tagen als «grenzwertig» bezeichnet, was als Kritik an der Reise interpretiert wurde. Also mussten sie etwas klarstellen.
«Die Reise war fantastisch», sagte Rummenigge den mitgereisten Journalisten zum Abschluss: «Das war wahrscheinlich die effektivste, beste und auch schönste Tour, die der FC Bayern in den letzten Jahren gemacht hat. Wir haben alle Ziele, die wir uns gesetzt haben, komplett erreicht.» Er sprach dabei auch von «wirtschaftlichen und politischen Beziehungen».
Voller Erfolg – abgesehen vom sportlichen
Welche aussenpolitischen Verdienste der Meister in China und Singapur erworben hat, das herauszufinden, wird eine Aufgabe für die Investigativreporter von FCBayern.tv sein. Doch die wirtschaftlichen Erträge sind verbürgt. Der Club habe «neue Benchmarks gesetzt», sagte Jörg Wacker, der im Vorstand für die Internationalisierung verantwortlich ist. Es soll Hunderte Millionen von FC-Bayern-Sympathisanten in Asien geben. Und bis zu zehn Millionen Euro, heisst es, sollen die Münchner allein in diesen Tagen eingenommen haben.
Die Reise war also ein voller Erfolg. Wären da nicht diese Testspiele gewesen.
Gegen Arsenal hatte Bayern im Elfmeterschiessen verloren, gegen die AC Milan 0:4, es folgte ein 3:2-Sieg gegen Chelsea. Doch zum Abschluss wurden aus Asien wieder Bilder bedröppelter Münchner gesendet: Sie verloren das letzte Spiel der Reise 0:2 (0:2) gegen Inter Mailand, den Siebten der vergangenen Saison in der Serie A.
Wird Van Bommel Sportdirektor?
Die sportlichen Debatten haben sie eigentlich mit Routine moderiert. Hoeness hat angekündigt, bald einen Sportdirektor zu präsentieren, der Bindung zwischen Vorstand und Mannschaft herstellen soll, «da haben wir eindeutig ein Defizit». Miroslav Klose, der als PR-Botschafter mitgeflogen war, wird es laut Rummenigge nicht werden. Die Suche sei abgeschlossen, sagt Hoeness, der Kandidat gefunden, die Entscheidung trifft nun der Aufsichtsrat. Den Namen Mark van Bommel, zum Beispiel, hat noch kein Münchner dementiert.
Auch den Konkurrenzkampf bewertet Rummenigge positiv, die vergangenen Tage hätten gezeigt, dass Zugang James Rodríguez und Thomas Müller zusammen spielen könnten. Sogar Renato Sanches, dessen Ausleihe noch immer eine Option ist, spielte sich wieder in den Vordergrund. Noch mal: alles gut.
Ribéry verletzt aus dem Stadion getragen
Und doch hat der FC Bayern am Ende dieser Asien-Reise drei von vier Testkicks verloren und drei angeschlagene bis verletzte Spieler mehr.
Am Donnerstag gegen Mailand wurde Franck Ribéry aus dem Stadion getragen, er erlitt im Zweikampf mit dem Mailänder Milan Skriniar eine Blessur am Sprunggelenk, eine blutende Fleischwunde, die genäht werden musste; er wird drei bis vier Tage pausieren müssen. Bereits abgereist waren in den Tagen zuvor Thiago (Wadenverletzung) und Juan Bernat (Syndesmosebandriss). Und Arjen Robben war wegen einer Wadenverletzung gar nicht erst mitgeflogen. Immerhin soll Robben inzwischen «hundertprozentig fit» sein, sagt Hoeness.
Die Kritik vom Leipzig-Coach
«Schon krass, was den Spielern da zugemutet wird», hat Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl aus der Ferne geurteilt. RB, Zweiter der vergangenen Bundesliga-Saison, hat sich nicht in Asien, sondern in Seefeld in Österreich auf die Saison vorbereitet. Die Belastung durch Marketingreisen für die Spieler halte er für «problematisch», er sei «sehr dankbar, dass wir von der Geschichte im Moment verschont bleiben», sagte Hasenhüttl. Rummenigge wollte auch dies nicht unkommentiert stehen lassen, er nannte die Aussagen «zynisch und unsolidarisch» und sagte: «Bei den Clubs, die nach wie vor den einfachen Weg wählen und sich in Österreich und der Schweiz vorbereiten, bin ich sehr skeptisch, ob die einen grossen Beitrag zum Wohle der Bundesliga damit leisten.»
Es sind gewisse Gereiztheiten zu vernehmen vom FC Bayern München. Die Vereinsführung will, so wirkt es, die Deutungshoheit über Geschehnisse im Club mit aller Macht behaupten. Und das, bevor es richtig losgeht: In München kehren die Nationalspieler aus den Ferien zurück, dann wird erstmals das komplette Kader trainieren.
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