Blatter zeigt Reue
Nach 17 Jahren an der Spitze der Fifa trat Sepp Blatter im Juni 2015 zurück. «Ich hätte früher aufhören sollen», meint der 81-Jährige jetzt.

Fast zwei Jahre nach seinem tiefen Fall zeigt der ehemalige Fifa-Präsident Sepp Blatter Reue. «Ich hätte früher aufhören sollen», sagt Blatter in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Sein Abgang sei schlussendlich «eine Erlösung» gewesen.
Der ehemalige Fifa-Präsident kündigte kurz nach seiner Wiederwahl anfangs Juni 2015 überraschend seinen Rücktritt an. Der heute 81-Jährige stand knapp 17 Jahre an der Spitze der Fifa.
Im Interview erinnert sich Blatter, dass ihm Nationalrat und «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel nach seinem Abgang gesagt habe: «Das Amt als Fifa-Präsident ist ein Produkt mit Verfallsdatum. Bei dir (Sepp Blatter) stand: Haltbar bis 2014. Damals hättest Du gehen sollen.» Blatter habe erwidert, dass ein kühl gelagertes Produkt länger halte.
«Ich habe den Garcia-Bericht nicht gelesen»
Blatter verteidigt im Interview zugleich seinen Entscheid, den Garcia-Bericht nicht veröffentlicht zu haben. Der Untersuchungsbericht der Fifa-Ermittler Michael Garcia und Cornel Borbély befasst sich mit der umstrittenen WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022).
Er habe den Bericht selbst gar nicht gelesen, so Blatter. Ethik-Kommissionschef Hans-Joachim Eckert habe eine Zusammenfassung geschrieben und Blatter geraten, nur diese zu veröffentlichen. Sonst hätten erst die Rechte aller im Bericht erwähnten Person abgeklärt werden müssen.
«Eine ganze Kaktus-Plantage würde ich ihm geben»
Die Fifa stellte den 430 Seiten umfassenden Bericht am Dienstag online. «Im Sinne der Transparenz begrüsst die Fifa die Neuigkeit, dass dieser Bericht nun endlich veröffentlicht wurde», teilte der Verband heute mit.
Allerdings hatte die Zeitung «Bild» tags zuvor berichtet, dass ihr der bis dahin geheime Bericht vorliege – und einen Teil veröffentlicht. Das freut Sepp Blatter gar nicht. Auf die Frage, ob er der Person, die den Bericht der Zeitung zuspielte, eine Rose oder einen Kaktus geben würde, meint Blatter: «Eine ganze Kaktus-Plantage würde ich ihm geben.»
Machtlose Ermittler
Bereits bei der «Bild»-Veröffentlichung kam Brisantes zutage: Zwei Millionen Dollar sollen auf dem Sparbuch der zehnjährigen Tochter eines Fifa-Funktionärs gelandet sein. Zudem habe sich ein Mitglied des Exekutivkomitees bei Katar-Funktionären für die Überweisung von mehreren 100'000 Euro bedankt. Der Zweck des Geldes ist laut der Zeitung unklar.
Im gesamten Bericht fehlt ein direkter Beweis dafür, dass die Weltmeisterschaften von 2018 oder 2022 gekauft waren, wie eine Zusammenfassung des «Tages-Anzeigers» festhält. Garcia und Borbély stellen aber auch fest, dass sie nicht alle Beweise zusammentragen konnten – sie waren keine Staatsanwälte. Sie hatten nicht die Macht, Dokumente zu beschlagnahmen oder Razzien durchzuführen. Neu ist aber der Detailgrad und die Dichte der Korruptionsvorwürfe: Der Bericht ist die bisher ausführlichste Zusammenstellung der korruptionsverseuchten Amigo-Kultur im Weltfussball.
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