Der Hexer auf dem Transfermarkt
Knallharter Verkäufer und ein Gespür für Talente: Diesen Transfersommer zeigt Roms Sportchef gleich an zwei Orten, was ihn zur Ausnahmeerscheinung macht.
Es sind Momente des Zwiespalts. Die undankbaren Momente im Job von Ramón Rodríguez Verdejo, nur Monchi genannt. Soeben hat der Sportchef der AS Roma mit Alisson Becker zwar einen seiner wichtigsten Spieler verloren, im Gegenzug allerdings 72,5 Millionen Euro erhalten – so viel wurde in der Geschichte noch nie für einen Goalie bezahlt.
Damit schaffte es Monchi einmal mehr, aus einer schwierigen Position das Maximum herauszuholen. «Hätte mich Alisson gebeten zu bleiben, hätte ich auch 200 Millionen Euro abgelehnt», sagte der 49-Jährige. Offensichtlich wollte der Brasilianer also zu Liverpool. Dennoch blieb Monchi so lange hart, bis die Reds eine Offerte unterbreiteten, die nicht abzulehnen war: «Das Angebot war deutlich über dem, was normalerweise dem Markt entspricht.» Zum Vergleich: Für Künstler Javier Pastore, Aussenverteidiger Davide Santon, die Offensivtalente Justin Kluivert, Patrik Schick und Ante Coric sowie den vielversprechenden, 18-jährigen Innenverteidiger William Bianda bezahlte die Roma unter der Federführung von Monchi total rund 73 Millionen Euro.
Sevilla zum Topteam geformt
Genau dieser Vergleich fasst die Karriere des kahlen Spaniers perfekt zusammen. (Vergleichsweise) günstig einkaufen und teuer weiterverkaufen: Mit dieser Strategie schaffte er es, seinen Stammclub Sevilla in die oberen Etagen des spanischen Fussballs zu hieven. Zwischen 1990 und 1999 stand Monchi dort im Tor, ehe er ab Sommer 2000 als Sportdirektor ein Hexer auf dem Transfermarkt wurde.
Sein erster teurer Verkauf hiess José Antonio Reyes – der Offensivspieler aus der eigenen Jugend wechselte im Winter 2004 für 20 Millionen Euro zu Arsenal. Was zu diesem Zeitpunkt aber noch keiner ahnte: Den ersten grossen Coup landete er schon ein Jahr zuvor. Im Januar 2003 übernahm Sevilla einen Brasilianer namens Dani Alves – Kostenpunkt: eine Million Euro. Alves wurde Captain, Publikumsliebling und spätestens nach seinem Transfer für 35,5 Millionen Euro im Sommer 2008 der beste Rechtsverteidiger der Welt. Ein weiterer früher Erfolg war Julio Baptista (kam 2003 für 3,5 Millionen, ging 2005 für 20 Millionen zu Real Madrid).
Rund 250 Millionen Euro Transferüberschuss
Sevilla entwickelte sich zu so etwas wie der kostspieligen Scoutingabteilung der europäischen Topclubs. Während Monchis Amtszeit nahmen die Andalusier durch Transfers über 600 Millionen Euro ein (und bezahlten knapp 350 Millionen, Quelle: Transfermarkt.ch). Weitere Beispiele: Geoffrey Kondogbia (kostete 2012 4 Millionen, hinterliess ein Jahr später 20 Millionen), Grzegorz Krychowiak (2014 für 5,5 Millionen zu Sevilla, 2016 für 27,5 Millionen zu PSG) oder Aleix Vidal (2014 für 3 Millionen aus Almeria gekommen, 2015 für 17 Millionen zu Barça gegangen). Besonders Barça war ein fleissiger Käufer von Monchis Talenten. Fünf Transfers (Dani Alves, Ivan Rakitic, Aleix Vidal, Seydou Keita und Adriano) liessen sich die Katalanen total 94 Millionen Euro kosten.
Ganz nebenbei war Sevilla mit Monchi als Sportdirektor noch ziemlich erfolgreich. Eben erst abgestiegen, kehrte Sevilla im Sommer 2001 in die Primera División zurück und wurde später zweimal Cupsieger, zweimal Uefa-Cup- und dreimal Europa-League-Sieger und gewann je einmal den europäischen und den spanischen Supercup.
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Diese Transfers sind bereits fix
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Und die Bilanz nach einem Jahr AS Roma? Ein Halbfinal in der Champions League und ein Transferplus von fast 100 Millionen Euro. Dabei ist Innenverteidiger Clément Lenglet noch nicht einmal mit eingerechnet. Der Franzose war einer der letzten Käufe Monchis in Sevilla, kam im Winter 2017 für 5 Millionen aus Nancy. Kürzlich bezahlte Barça die Ausstiegsklausel von 36 Millionen Euro.
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