Ernüchterung – und ein Mutmacher fürs Rückspiel
Die Bayern stossen international immer wieder an Grenzen. Nach dem 1:2 im Halbfinal-Hinspiel gegen Real droht den Münchnern das Aus – wie gewohnt gegen ein spanisches Team.

Die Erinnerungen sind schnell zur Hand. Von 2017, gegen Real Madrid, von 2016, gegen Atletico, davor war es Barcelona und 2014 wieder Real. Der deutsche Angstgegner im Europacup heisst Spanien, allein die Bayern sind seit ihrem Sieg 2013 im Final gegen Dortmund ausschliesslich gegen spanische Teams ausgeschieden. Und nach dem Halbfinal-Hinspiel vom Mittwochabend bahnt sich mit den zwei Auswärtstoren von Real schon wieder dasselbe Schlamassel an.
Die Bayern traten beim 1:2 zwar durchwegs auf, wie ein FC Bayern München in der Champions League zu Hause so aufzutreten pflegt: Sie waren aktiver, gingen in Führung, hatten auch danach die besseren Chancen – aber sie verloren das Spiel. Klar war es Pech, dass Arjen Robben schon nach wenigen Minuten verletzt vom Feld musste. Natürlich war es Unglück, als sich Jerome Boateng wenig später an den Oberschenkel fasste und ebenfalls rausmusste – der Innenverteidiger droht nun gar für die WM auszufallen.
Stillstand im Kader ...
Boateng, der Nationalspieler, von dem in diesen Wochen erstaunliche Aussagen zu seiner Zukunft zirkulierten. «Ich habe beim FC Bayern alles erlebt. … Und so komme ich langsam an den Punkt, an dem ich gewisse Fragen für mich beantworten muss: Was sind meine noch nicht erreichten Ziele? Möchte ich mich immer wieder beim gleichen Club mit den gleichen Voraussetzungen beweisen?», sagte Boateng kürzlich in einem Interview mit dem Fussballmagazin «Socrates».
Es passt ins Bild bei den Bayern, die sich in dieser Saison zu oft auf Nebenschauplätzen aufhalten. Manche sind unverschuldet, wie die Verletzung von Torwart Manuel Neuer, der schon bald ein Jahr ausfällt und nun auch als WM-Torwart der Nationalmannschaft infrage steht. Andere Probleme aber sind hausgemacht, etwa die Unruhe rund um den neuen Trainer Niko Kovac – und der Stillstand im Kader.
... Rückschritt in der Transferpolitik
Die Münchner scheinen es in den letzten Jahren verpasst zu haben, einen Umbruch voranzutreiben. 2013 im Final standen fünf Spieler aus der Startaufstellung vom Mittwoch bereits für die Bayern auf dem Platz, ohne die eine oder andere Verletzung wären es womöglich noch mehr gewesen. Dass sich die Flügelzange um die Arrivierten Robben (34) und Ribéry (35) bald einmal abnutzen würde, war schon damals abzusehen. Gehandelt aber wurde auf dem Transfermarkt wenig: Auf der Bank hiess die einzige Offensivkraft gestern Abend Sandro Wagner. Gespielt wurde der Halbfinal in der Champions League, gegen Real Madrid.
Was Niklas Süle am Mittwoch unglücklicherweise gleich selbst formulierte, hatte ja tatsächlich seine Richtigkeit. «Das war das schwächste Real Madrid, das ich seit langem gesehen habe.» Tatsächlich waren die Bayern dem Gegner in allen Belangen überlegen, hatten mehr Ballbesitz, schossen öfter aufs Tor. Den Gegentoren waren zwei gröbere Eigenfehler vorausgegangen, einer von Javi Martinez, der andere von Rafinha. Auch zwei Vertreter der Generation, welche im Kader der Münchner langsam überholt scheint.
Zum zweiten Juventus werden
Dennoch siegte Real – mit beneidenswerter Effizienz und trotz eines Totalausfalls von Cristiano Ronaldo. Im Rückspiel wird wieder mit ihm zu rechnen sein. Dennoch gibt es für die Partie nächste Woche in Madrid auch ein Münchner Erfolgsszenario. Wenn Real die zweite Runde wieder so nachlässig gestaltet wie im Viertelfinal gegen Juventus, als man die wuchtige italienische Wende erst in der Nachspielzeit mit einem Penaltytor abzuwehren vermochte. 2012, vor dem «Finale dahoam», besiegte Bayern die Spanier ebenfalls im Halbfinal, 4:3 nach Penaltyschiessen. «Real ist absolut verwundbar», sagte Thomas Müller am Mittwoch. Er war dabei, er hat die Erinnerungen zur Hand, von 2012 bis heute. Nur sind jene an die letzten Jahre wohl frischer.
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