Frankreichs Wunderteam auf dem Boden der Realität
Was für eine Blamage! Nach dem 0:0 gegen Luxemburg schlagen französische Medien Alarm.
Es hätte alles sogar noch viel schlimmer kommen können: In der 81. Minute läuft Luxemburgs Gerson Rodrigues allein auf Frankreichs Goalie Hugo Lloris zu, schiebt den Ball an ihm vorbei, scheitert aber am Pfosten. Und fünf Minuten zuvor wurde Rodrigues zurückgepfiffen, obwohl er deutlich nicht im Offside stand.
Allerdings dürfen sich die tapferen Luxemburger beim 0:0 in Frankreich nicht über fehlendes Glück beklagen. Gleich zweimal rettete Aluminium für den geschlagenen und ansonsten über sich hinauswachsenden Torhüter Jonathan Joubert – und einmal klärte ein Verteidiger auf der Linie. Auch das Schussverhältnis von 31:3 ist ein klares Zeichen für die Dominanz der Franzosen.
Weil dem haushohen Favoriten dennoch ein Tor verwehrt blieb, gehen die Medien mit den «Bleus» gnadenlos ins Gericht. Kaum ein Medium verzichtet auf das Wort Blamage, «Le Parisien» schrieb von einem «Fiasko», und«France Football» titelte: «Wieder zurück auf der Erde». Tatsächlich gilt das Team von Trainer Didier Deschamps immer mehr als kommende Weltmacht, mit einer fast schon ausserirdischen Offensive.
Gegen Luxemburg startete Frankreich mit Antoine Griezmann, Olivier Giroud, Thomas Lemar und 180-Millionen-Talent Kylian Mbappé mit gleich vier Topstürmern. Auf der Bank sassen Arsenals Neuer Alexandre Lacazette und Bayern-Versprechen Kingsley Coman – Barças Rekordtransfer Ousmane Dembélé war wegen seines Streiks beim BVB nicht einmal im Kader. Kaum eine Nationalmannschaft hat eine derart geballte Kraft in der Offensive.
Mit den Transfers von Lacazette (für 53 Millionen Euro zu Arsenal), Dembélé (inklusive Bonuszahlungen für 145 Millionen zu Barça) und Mbappé (für 180 Millionen zu PSG) ist sie zugleich die teuerste. Dazu wollte Arsenal Flügel Lemar für 100 Millionen holen, und Griezmann wäre beinahe bei ManUnited gelandet – ebenfalls für 100 Millionen. Dazu steht dahinter mit dem Duo Pogba/Kanté eine aus zwei Weltstars geformte Doppelsechs, die sich gegenseitig perfekt ergänzt.
Und trotzdem muss das hochgelobte Starensemble um die WM-Qualifikation zittern, obwohl es nach dem 4:0 gegen Holland schon als Favorit für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr gehandelt wurde. Zynisch bemerkt «Le Parisien»: «Der Realismus ist bei den Franzosen nicht so präsent.»
Bei zwei ausstehenden Begegnungen beträgt der Vorsprung auf das zweitplatzierte Schweden nur noch einen Punkt. «Es wird ein heisser Herbst», prophezeit die «Équipe», im Hinblick auf das Auswärtsspiel in Bulgarien und das Heimduell zum Schluss mit Weissrussland – und zu allem Überfluss fehlt Mittelfeldstar Pogba gegen die Bulgaren. Zwar hat Schweden das härtere Restprogramm (Luxemburg zu Hause und Holland auswärts), doch die Franzosen haben innert wenigen Tagen gezeigt, dass sie zwischen Genie und Wahnsinn alles können.
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