Mourinhos Hadern mit dem Mittelmass
Manchester United kann sich nur noch über einen Sieg in der Europa League für die Königsklasse qualifizieren – ein schwacher Trost für eine verkorkste Saison.

Frühsommer 2016. Manchester United beendet die Saison auf dem undankbaren 5. Rang, punktgleich hinter dem Stadtrivalen Manchester City, der sich als letztes Team für die Champions League qualifiziert. Die Konsequenzen: Star-Trainer José Mourinho ersetzt den unbeliebten Louis Van Gaal. «Er ist der beste Trainer der Welt», sagt Vizepräsident Ed Woodward über den Portugiesen. Der Verein stellt das Kader um, tätigt auf dem Markt Grosseinkäufe. Für die Rekordsumme von 105 Millionen Euro wurde Paul Pogba von Juventus zu den «Red Devils» gelockt. Zlatan Ibrahimovic fliegt aus Paris, Henrikh Mkhitaryan aus Dortmund ein. Das Ziel ist klar: Manchester United soll wieder gross werden.
Frühling 2017. Noch drei Runden in der Premier League sind zu absolvieren, vier Punkte liegt Manchester United hinter einem Champions-League-Platz zurück. Für das Team von José Mourinho gibt es wohl nur noch eine Chance: Die United muss die Europa League gewinnen, will sie sich noch für die Königsklasse qualifizieren. Am Abend soll zu Hause beim Halbfinal-Rückspiel gegen Celta Vigo (Hinspiel: 1:0) der Finaleinzug gesichert werden. Nur: Was wäre ein Sieg im zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb für den einstigen Champions-League-Dauergast mit einem so ambitionierten Team wert?
Trotz Ungeschlagenheit im Mittelfeld
Zumindest könnte es ein Trost werden für eine Saison, die eigentlich gar nicht so schlecht verlaufen ist. Manchester United startete mit drei Siegen stark. Bis zum vergangenen Sonntag, als es Arsenal 0:2 unterlag, war es 25 Saisonspiele lang ungeschlagen geblieben. Trotzdem dümpelte der Verein während der gesamten Spielzeit auf Rang 5 oder 6 herum. Der Grund: Die United verlor zwar nur vier Partien, ging aber gleichzeitig 14-mal mit einem Unentschieden vom Platz, so oft wie keine andere Mannschaft in der Premier League.
Somit ist Manchester United wieder nur Mittelmass. Doch wo liegt die Ursache? Beim Team, das nicht zusammenpasst? Bei der zu defensiven Spielweise und schlechten Chancenauswertung (in 18 Heimspielen 24 Tore)? Oder gar beim Trainer?
Denn: Die Hauptfigur in Manchesters Misere ist Trainer Mourinho. Über «The special one» wird in den englischen Medien fast täglich berichtet. Der launische Portugiese hadert mit sich selbst, lamentiert über den dichten Spielplan oder die Stürmer, die keine Tore schiessen können.
Intern verlief die Saison ebenfalls nicht problemlos. Bastian Schweinsteiger wurde von Mourinho degradiert. Vereinslegende Wayne Rooney war und ist ein grosses Fragezeichen. Der ehemalige Captain schmort unter dem Portugiesen immer wieder auf der Reservebank, weshalb seine Zukunft weiterhin offen bleibt. Mourinho macht zwar Schlagzeilen, jedoch nicht auf der sportlichen Ebene. Dort scheint der 54-Jährige mit Manchester meilenweit entfernt von den glorreichen Zeiten mit Alex Ferguson an der Seitenlinie.
«Wir werden alles reinlegen»
Das wird sich wohl auch nicht ändern, wenn die United den erstmaligen Gewinn der Europa League realisieren könnte. Denn obwohl die «Red Devils» auf dem Weg in den Final sind, kommt unter Fans mehr Hohn als Euphorie auf. Vor allem, weil der Wettbewerb in England verschmäht und als «Wettbewerb der Verlierer» abgestempelt wird.
Dennoch ist Mourinho die Chance Europa League bewusst und sagt: «Wir werden alles reinlegen gegen Celta Vigo.» Dies zeigt auch seine Entscheidung, in den restlichen Runden der Premier League die Stammspieler für das Endspiel zu schonen. Denn in Stockholm könnte sich die letzte Tür zur Königsklasse schliessen und man müsste sich erneut eine Saison lang durch die ungeliebte Europa League mühen.
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