Guardiolas täglicher Dank und ein gescheiterter Holländer
In der Premier League dominiert das Geld aus Manchester – aber Geld ist selbst in dieser Liga nicht alles.

1,7 Milliarden Franken gaben die 20 Clubs der englischen Premier League diesen Sommer für neue Spieler aus. Das ist Rekord und dem Fernsehvertrag geschuldet, der pro Jahr 2,8 Milliarden Wert ist. Ob für dieses viele Geld nur Qualität eingekauft worden ist, ist die Frage. Immerhin bietet die Liga Unterhaltung.
Wenn Manchester City in drei Spielen 15 Tore erzielt
«Was sind Zweikämpfe?», fragte Pep Guardiola vergangenen Dezember nach dem 2:4 in Leicester. «Ich bin kein Trainer für Zweikämpfe. Deshalb lasse ich sie nicht trainieren.»
Guardiola hat auf seine eigene Art reagiert, um die defensiven Schwächen von Manchester City zu beheben, und für 120 Millionen Franken zwei Aussenverteidiger verpflichtet. Er kann es sich ja leisten, weil City ihm alle Mittel zur Verfügung stellt. 476 Millionen sind es für Transfers, seit er im Sommer 2016 seine Arbeit begann, 265 allein diesen Sommer. Immerhin weiss es der Trainer zu schätzen: «Tag für Tag bedanke ich mich beim Club für die Spieler, die ich habe.»
15 Tore in einer Woche
Kyle Walker und Benjamin Mendy heissen die neuen Aussenverteidiger. Für Guardiola sind sie der Schlüssel zum aktuellen Torrausch, sie würden der Mannschaft eine bessere Balance geben, sagt er. Die Resultate sprechen für sich: Innert einer Woche gab es ein 5:0 (gegen Liverpool), 4:0 (bei Feyenoord in der Champions League) und 6:0 (in Watford).
Guardiola hat ein Kader, das ihm besonders in der Offensive alle Möglichkeiten lässt. Er kann aus Agüero, Jesus, De Bruyne, David Silva, Sterling oder Sané auswählen, um die Gegner zu überrennen. Kevin De Bruyne zum Beispiel ist immer mehr der Meister des gefährlichen Passes. Oder Sergio Agüero ist der grossartige Torjäger, der in 259 Spielen für City bereits 175 Tore erzielte und von Guardiola «als Legende» geadelt wird.
Der Trainer hat aber nicht vergessen, dass auch der Start vor einem Jahr schon eindrucksvoll war. 10 Siege gab es damals in 10 Spielen in drei Wettbewerben. Es reichte schliesslich doch nur zu Platz 3 in der Premier League und einem Achtelfinal in der Champions League. «Ich bin gespannt zu sehen, wie wir reagieren, wenn es nicht so gut läuft», sagt Guardiola heute. Eines weiss er jedenfalls: Diese Saison muss er einen grossen Titel gewinnen.
Wenn Manchester United zum dritten Mal 4:0 gewinnt
Nur sieben Kilometer liegen in Manchester zwischen den Stadien von City und United, zwischen Etihad und Old Trafford. In der Rangliste der Premier League trennt die beiden Clubs nicht einmal ein Blatt Papier. Beide weisen 13 Punkte und 16:2 Tore auf. Meister Chelsea liegt 3 Punkte zurück.
Bei der United ist José Mourinho am Werk, Guardiolas ewiger Gegner. Zwei Titel hat er mit ihr in seiner ersten Saison geholt. Doch Europa League und Ligacup sind nicht das, was einen mit seinem Ego befriedigt. Vielmehr sind das Champions und Premier League. In der Champions League gab es gegen Basel zum Auftakt einen Spaziergang im Park, wie die Engländer einen leichten Sieg nennen. In der Meisterschaft folgt am Sonntag das 4:0 gegen Everton, das dritte 4:0 schon im fünften Spiel.
Als Wayne Rooney eine stehende Ovation erhält, sagt José Mourinho: «Das ist England, das ist Manchester.»
Es ist die Rückkehr von jenem Wayne Rooney ins Old Trafford, für den Mourinho diesen Sommer keine Verwendung mehr sah. Dabei ist Rooney nicht irgendwer, er ist Uniteds Rekordtorschütze. Er macht für Everton ein gutes, aber erfolgloses Spiel. Als er ausgewechselt wird, erhält er eine stehende Ovation der 75'000 Zuschauer. «Das ist England, das ist Manchester», sagt Mourinho und schaut trotzdem sauertöpfisch, wie er das so oft tut, «die Leute respektieren die Spieler, die alles für ihren Club gegeben haben.»
Die United hat Kraft, viel Kraft, auch ohne den verletzten Paul Pogba. Mourinho schätzt Spieler mit Muskeln und Körperlänge, Spieler wie Romelu Lukaku, den er für 94 Millionen von Everton geholt hat. Lukaku sei nicht seinetwegen gekommen, gibt Mourinho zu, Lukaku sei wegen des Geldes da: «Der alte Club erhielt das Geld, das er wollte. Der Spieler erhielt, was er wollte. Der Agent erhielt, was er wollte.» Der Belgier, 1,91 m gross, ist bei sieben Toren in total sieben Spielen angelangt.
Dass auch in England Geld nicht alles ist, beweist Everton. Trotz Transferausgaben von 175 Millionen liegt es auf einem Abstiegsplatz.
Wenn Arsenal nicht wie Arsenal spielt
Am Sonntagmittag herrscht rund um die Stamford Bridge schon Betrieb, als wäre es ein vergnüglicher Samstagabend. Die Strassen sind voll, die Pubs auch. Vor dem Stadion des FC Chelsea haben sich Hunderte Sicherheitskräfte aufgebaut. Taschen werden durchsucht, Sprengstoffhunde sind im Einsatz. Der Ort des letzten Terroranschlages vom Freitagmorgen ist nur eine U-Bahn-Station entfernt.
41'478 kommen an die «Bridge», Chelsea empfängt Arsenal, zu einem der vielen Derbys in London mit seinen sechs Premier-League-Clubs. Arsenal hat zuletzt zwar gegen Bournemouth und in der Europa League gegen Köln gewonnen, doch in den Knochen hängt weiterhin die Niederlage beim FC Liverpool, dieses vernichtende 0:4.
«Nach einem solchen Match zählt nur eines», sagt Trainer Arsène Wenger, «wie man darauf antwortet.» Arsenal tut es gegen Chelsea auf eine Art, die für Arsenal ungewohnt ist. Da ist nichts von üblicher Schönspielerei zu sehen, nein, es gibt nur das: Härte und Körperlichkeit. Die Mannschaft ist wild entschlossen, das eigene Tor zu verteidigen. Die Abwehr um den herausragenden Laurent Koscielny arbeitet fehlerlos, sie profitiert von dem Schutzschild, das Granit Xhaka und Aaron Ramsey bilden. Xhakas Bilanz nach den 90 Minuten: ein Fehlpass, kein Foul.
Der Match lebt von typisch englischer Intensität, obwohl von den 28 eingesetzten Spielern nur drei Engländer sind. Chelsea vermisst spürbar Diego Costa und Eden Hazard, die letzte Saison zusammen an 49 von 85 Toren auf dem Weg zum Meistertitel beteiligt waren. Der eine, der Spanier Diego Costa, ist von Trainer Antonio Conte nicht mehr erwünscht, er wartet auf das Angebot eines neuen Vereins. Der andere, der Belgier Hazard, hat eine Knöchelverletzung hinter sich und zeigt gegen Arsenal nur schon während seines 20-minütigen Einsatzes, von welcher Klasse er ist.
David Luiz trübt den Nachmittag mit einem üblen Foul, das nur Rot verdient. Am Ende steht es 0:0. Arsenal wartet seit über zweieinhalb Jahren auf einen Auswärtssieg gegen einen der Top 6 der Liga. Wenger sagt trotzig: «Mein Team hat Charakter und Rückgrat gezeigt.»
Wenn Roy Hodgson auf einmal wieder älter aussieht
Im Süden Londons, bei Crystal Palace, träumten sie von einem neuen Fussball und verpflichteten darum einen Holländer als Trainer, als könnte ein Holländer derzeit das Mass aller Dinge sein. Frank De Boer kam, als Spieler einst noch Weltklasse, und wollte das holländisch geprägte 3-4-3 einführen. Dann gab es ein 0:3, 0:1, 0:2 und 0:1. Und De Boer war entlassen.

Der Club setzt nun auf Roy Hodgson, den alten Bekannten des Schweizer Nationalteams. Das letzte Bild, das England von ihm hatte, geht auf den 27. Juni 2016 zurück, als er mit der Nationalmannschaft an der EM gegen Island 1:2 verlor und ausschied. Das Engagement bei Palace ist die Rückkehr zu seinen Wurzeln, weil er hier Zeit als Junior verbrachte. 70 Jahre alt ist er inzwischen, und als ihm die Journalisten bei seiner ersten Pressekonferenz sagten, er sehe um vier Jahre jünger aus, strahlte er.
Am Samstag gibt er seinen Einstand. Die Frisur sitzt, als er von den Fans gefeiert wird. Nach 6 Minuten fällt gegen Southampton das 0:1. Es beginnt zu regnen, Hodgson sieht ob der Qual, die ihm der Auftritt seiner Mannschaft bereitet, nicht mehr wie 66 aus, sondern wie 74. Er ist ernüchtert. Es bleibt beim 0:1.
Palace steht bei 0:15 Punkten und 0:8 Toren. Aber Hodgson verspricht: «Ich werde uns daran hindern, weiter unser Grab zu schaufeln.» Die nächsten drei Gegner heissen: Manchester City, Manchester United und Chelsea.
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