«Die Schweden sind verwöhnt»
Martin Baumann, der CEO der Champions Hockey League, kämpft um sportliche Glaubwürdigkeit und Zuschauer. Er steht zwischen Clubs, Ligen und Verbänden.

In den Viertelfinal-Rückspielen fehlt dem ZSC heute Pettersson und dem SCB Noreau, sie sind in den Nationalteams. Werten solche Absenzen die Champions League nicht ab?
Sportlich ist das sicher nicht gut. Aber wir haben eine spezielle Situation, weil wir uns in einem Olympiajahr befinden und die NHL-Spieler nicht mitmachen. So gesehen habe ich etwas Verständnis dafür, dass die Nationalteams beim letzten Zusammenzug vor Olympia die Besten dabeihaben möchten.
Könnten Sie nicht intervenieren?
Nein. Die Spieler müssen den Nationalteams 48 Stunden vor dem ersten Spiel zur Verfügung gestellt werden. Da sind mir die Hände gebunden. Bisher fanden wir immer einen Weg, diesmal leider nicht. Und wir sind auf die Daten der Nationalteam-Pausen angewiesen.
Dass die Kanadier die Champions League nicht kümmert, ist verständlich. Aber wieso wird sie nun von den Schweden boykottiert, die sie ja ins Leben riefen?
Von Boykott würde ich nicht sprechen. Olympia ist den Schweden einfach wichtig, und das geht nun zu unseren Lasten. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir uns in anderen Jahren wieder finden.
Inwiefern hat die brutale Attacke von Mannheims Larkin, der Paille von Brynäs verletzte, in Schweden die Stimmung gegen die Champions League beeinflusst?
Die hat nichts damit zu tun, dass die Schweden ihre Spieler fürs Nationalteam beanspruchen. Aber der Fall Larkin hat uns schon geschadet. Die Berichterstattung in Schweden war vernichtend. Wir wurden kritisiert, dass die Sperre gegen Larkin nicht in die Liga übertragen wird. Doch dafür gibt es keine Handhabe.
Sie sind auf Goodwill von allen Seiten angewiesen. Eine schwierige Rolle?
Ja, ich brauche Goodwill. Vonseiten der Ligen, der Clubs, vom internationalen Verband. Das ist bei einem jungen Produkt wie dem unsrigen logisch. Aber es herrscht der Konsens, dass man das beste Clubteam Europas erküren will.
Für die Partie ZSC gegen Liberec werden kaum mehr als 3000 Zuschauer erwartet. Enttäuscht?
Sollte es so sein, wäre ich enttäuscht. Bei einem Spiel, in dem es um den Halbfinal geht. Aber ich kann den ZSC Lions keinen Vorwurf machen. Sie haben alles getan, um die Fans zu mobilisieren. Ich merke, wie die Champions League in Fachkreisen eine immer grössere Akzeptanz geniesst. In Trinec sah ich Journalisten mit glänzenden Augen beim Spiel gegen Malmö. Und SCB-Coach Jalonen sagte nach dem Växjö-Spiel, es sei fantastisch, auf diesem Niveau zu spielen.
Aber die breite Masse können Sie noch nicht überzeugen.
Der Trend geht nach oben. In den Achtelfinals hatten wir eine Steigerung von neun Prozent. Gesamthaft stehen wir bei 3343 Zuschauern pro Spiel, drei Prozent plus. Vor allem in der Schweiz und in Tschechien kamen mehr Leute.
Bei Frölunda gegen Liberec kamen 1500 Zuschauer. Wieso haben Sie es gerade in Schweden so schwer?
Wahrscheinlich, weil die schwedischen Fans verwöhnt sind. Sie bekommen in ihrer Liga fast immer Tophockey geboten.
Wie sieht es aus mit einer Beteiligung der KHL-Clubs?
Da habe ich keine News. Es braucht zwei für einen Tango. Und die Russen haben derzeit anderes, was sie beschäftigt.
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