40'000 Kilometer für eine Pizza
Sébastien Destremau wurde im härtesten Segelrennen der Welt Letzter. Auf der langen Reise kämpfte er mit der Technik, mit dem Hunger und mit sich selbst.

Wo es eine Rangliste gibt, da sind sie auch. Ob sie es wollen oder nicht. Fussball-Meisterschaft, Olympia-Sprintfinal, Tour-de-France-Etappen. Es gibt sie immer und überall: die Letzten. Manchmal sind es Punkte, die sie von der Spitze trennen, manchmal Meter oder Sekunden.
Bei Sébastien Destremau sind es 50 Tage oder rund 15'000 Kilometer. Sébastien Destremau ist der Letztplatzierte der Weltumsegelung Vendée Globe. 124 Tage, 12 Stunden, 38 Minuten und 18 Sekunden war er auf seinem Boot unterwegs. 40'000 Kilometer rund um den Erdball.
Je länger seine Reise dauerte, desto zahlreicher wurden seine Probleme. Die See machte dem Boot zu schaffen, und auch die Verpflegung wurde schwierig. Am Ende konnte er nur noch eine Mahlzeit pro Tag Essen, um durchzukommen. In der Nähe der Azoren versuchte er sich gar als Fischer.
Nachdem er über die Ziellinie gefahren war, wurde er von vielen Booten in den Hafen von Les Sables-d'Olonne begleitet. Für sein Boot gab es einen Kuss, für seine Mutter, die mit vielen Tausenden an den Quaimauern auf ihn wartete, eine Umarmung. Für Destremau selbst gab es eine Pizza und das Wissen, dass er der Erste ist, der das härteste Segelrennen als 18. beendete. So viele kamen noch nie ins Ziel.

Der 52-Jährige war im November 2016 mit 29 anderen zur Vendée Globe gestartet. Er wusste schon von Anfang an, dass er nicht wird um den Sieg mitreden können. «Mein Boot ist im Vergleich zu den anderen wie ein Fahrrad ohne Gangschaltung», sagte er. Von Anfang an machten ihm technische Probleme zu schaffen. «Ich bin kein guter Mechaniker. Ich kann nicht vieles gut. Aber ich konnte die Dinge flicken, wenn ich musste.»
Destremau lernte, dass es bei dieser Reise rund um die Welt vor allem auch darum geht, dass man mit dem klarkommen muss, was man hat – und das in allen Bereichen. Bei Reparaturen am Boot wie auch bei emotionalem Ballast. «Du bist ganz alleine. Es kann sein, dass du Dinge fühlst, die du an keinem anderen Ort fühlst.» Er habe zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und Kap Horn jeden Tag geweint. «Ich bin nicht gerne alleine. Ich wollte eigentlich nie alleine segeln», erklärte er. Doch genau das war es, was für ihn die Herausforderung Vendée Globe so interessant machte.

Auf seiner Reise hat Destremau aus Gegenständen, die er auf seinem Boot hatte, einen Schlüssel gebastelt. Mit diesem schloss er nun die Vendée Globe für dieses Jahr ab, 50 Tage nachdem Armel Le Cléac’h als Erster angekommen war. «Ich segelte wohl nicht so gut», sagte Destremau lachend. «Aber ich war besser als die, die gar nicht angekommen sind.» (abb)
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch