Von Präsident zu Präsident
René Stauffer, Tennisexperte des «Tages-Anzeigers» und Autor einer Federer-Biographie, bloggt während des French Open aus Paris. Heute über einen speziellen Small Talk unter Präsidenten.

Swiss-Tennis-Präsident René Stammbach ist, man weiss es, ein weit gereister Mensch mit guten Beziehungen und Kontakten. Und so erstaunt es nicht, dass der gesellige und umtriebige Aargauer stets die eine oder andere nette Anekdote zu erzählen weiss. Zum Beispiel, wenn die Verbandsspitze die Schweizer Medienvertreter zum gemütlichen Beisammensein einlädt, was während Roland Garros zur Tradition geworden ist und auch am Montag wieder geschah.
Eine seiner neusten Lieblingsgeschichten, die er bei dieser Gelegenheit auch im Restaurant «Vagenende» im Quartier Latin zum Besten gab, hat mit einem früheren Schweizer Davis-Cup-Spieler zu tun. Der Mann heisst Jorge Paulo «Pablo» Lemann und kam 1939 als Sohn von Schweizer Einwanderern in Brasilien zur Welt. Er bestritt für beide Länder je eine Davis-Cup-Begegnung, 1962 in Lausanne für die Schweiz gegen Südafrika, 1973 mit Brasilien in Buenos Aires gegen Argentinien. Obwohl er gegen den grossen Guillermo Vilas sogar einen Satz gewann, endete seine kurze Davis-Cup-Karriere sieglos mit einer 0:4-Bilanz.
Mehr Glück hatte der Mann neben den Courts, wo er es, vorsichtig formuliert, zu beträchtlichem Erfolg und Wohlstand gebracht hat. Heute zählt er zu den reichsten Männern den Welt, wobei er insbesondere im Finanzsektor und im riesigen südamerikanischen Biermarkt zu geschäften pflegt. Kein Wunder also, traf Stammbach bei einem Empfang in Lemanns Anwesen am Zürichsee denn kürzlich auch auf einige Brasilianer, die er noch nicht kannte. Kontaktfreudig, wie er ist, suchte er auch mit einem netten älteren, ihm noch unbekannten Herrn das Gespräch. Der Gast stellte sich als Fernando Henrique vor, worauf sich folgender Dialog entspann:
Stammbach: «Ich bin selbstständiger Unternehmer und nebenbei Präsident des Schweizer Tennisverbandes. Und Sie?» Henrique: «Ich bin Rentner. Aber früher pflegte ich auch einmal Präsident zu sein.» Stammbach: «Ist ja interessant. In welcher Branche denn, wenn ich fragen darf?» Henrique: «Keine spezielle Branche.» Stammbach: «Keine spezielle Branche? Ja was denn sonst?» Henrique: «Es war eher ein Land.» Stammbach: «Ein Land?» Henrique: «Ja. Brasilien.»
Worauf Umstehende, die mitgehört hatten, verstohlen zu lachen begannen. Weil sie natürlich gewusst hatten, dass Stammbach mit Fernando Henrique Cardoso, kurz FHC, sprach, der von 1995 bis 2003 brasilianischer Staatspräsident gewesen war. Er habe sich beim sogleich für sein Unwissen entschuldigt und ihn sofort wieder mit «Herr Präsident» angesprochen, erzählte Stammbach grinsend. «Aber das wollte er dann auch wieder nicht.»
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