Federer, der Tennis-Profi mit dem grössten «Tross»
Roger Federers Begleittruppe wird immer noch grösser. Er selber sagt: «Es wäre schön, mit 150 Leuten zu reisen.»

Als Roger Federer nach der Siegerehrung endlich in die Players Lounge zurückkehrt, wird gejubelt, geklatscht. Die Zwillinge Myla und Charlene stürmen auf ihn los, Ehefrau Mirka, die Eltern, Freunde und später auch Turnierdirektor Tommy Haas umarmen ihn.
Zu Beginn seiner Karriere war Federer, der auch gerne Fussballer geworden wäre, oft nur mit seinem Coach unterwegs. Inzwischen umfasst allein seine Familie sechs Personen, in Indian Wells waren auch noch Masseur Daniel Troxler, Coach Ivan Ljubicic (der am Sonntag 38 wurde), die Eltern, drei Kindermädchen, Manager Tony Godsick...
Video – Überraschung der besonderen Art bei der Siegerehrung:
«Mit einer solchen Gruppe einen Titel zu feiern, ist auf vielen Ebenen speziell – für die Mannschaft, für die Familie und Eltern, und auch für jene, die nicht hier sein können, wie Seve Lüthi und Pierre Paganini», sagt Federer. «Als ich hier 2012 letztmals gewonnen hatte, schliefen die Mädchen am Nachmittag. Jetzt konnten sie ins Stadion kommen – dafür schliefen nun die Buben.»
Federer benutzt für seine Entourage gelegentlich das Wort «Tross». Das meint er aber nicht abschätzig. «Es ist immer schöner, grosse Parties zu feiern. Das sah ich auch in Abu Dhabi, in der Formel 1: Kaum war das Rennen vorbei, ging der Jubel mit 150 Leuten los, die für das Team arbeiteten. Da dachte ich: Es wäre schön, mit 150 Leuten zu reisen.»
Familienausflug nach Florida
Federer weiss, dass er der Tennisspieler mit der grössten Entourage ist. Doch darin fühlt er sich wohl, lässt sich auch nicht unter grösserem Druck, Hektik oder Stress setzen. In Indian Wells war ohnehin alles gemütlich, mit einem gemieteten Haus in Fussdistanz zum «Tennis Garden». Dort stiess der gefeierte Comebackstar am Sonntagabend auch auf seinen 90. Titel an. Doch viel Zeit für ein Fest blieb nicht. Schon um neun Uhr morgens verliess der Privatjet, der ihm dank eines Vertragspartners zur Verfügung stand, die Region von Palm Springs, Richtung Miami. «Wegen der Kinder und der Zeitverschiebung wollten wir nicht später fliegen», so Federer.
Fotos – Sieg in der kalifornischen Wüste:
Mit an Bord waren auch seine Eltern, Robert und Lynette. Sie hatten die zwei Wochen in Kalifornien genutzt, um ihr Golfspiel wieder in Schwung zu bringen – unter anderem auch auf dem Privatplatz von Softwaremilliardär und Turnierbesitzer Larry Ellison. «Wir waren sicher schon fünf-, sechsmal hier», erzählt Vater Robert. «Als Roger mit 19 erstmals in Indian Wells war, sagte er: ‹Babbe, wenn du mich irgendwohin begleiten willst, musst du nach Indian Wells kommen.› Und jetzt, wo wir Golf spielen, passt das ideal.»
Indian Wells gehört für den Vater mit Paris zu den Lieblingsstationen auf der Tennistour.

Robert Federer rückte in Indian Wells dieses Jahr auch selber ins Zentrum, als sein Sohn erklärte, er habe es auch seinen Eltern zu verdanken, dass er so offensiv spiele und die Rückhand forciere. «Ich sagte ihm als Bub immer, wenn er mit mir spielte: ‹Roger, hör’ auf hoch über das Netz zu spielen. Schlag den Ball. Zieh den Ball›», präzisiert der Vater. «Ich sagte aber nicht: ‹Er soll draufhauen wie verrückt›.»
Zu Beginn sei Roger der Schläger noch zu schwer gewesen, so dass er auf der Backhand fast nur Slice spielte. «Damit war er lange sehr erfolgreich. Erst in den letzten Jahren begann er, die Backhand zu ziehen», so der Vater. «Und wie er das heute macht, ist wahnsinnig. Selbst unter grösster Bedrängnis.» Vom Sieg in Melbourne sei er komplett überrascht worden, gibt der Vater zu, von jenem in Indian Wells weniger. «Die Konstallation veränderte sich schon sehr, mit dem frühen Aus von Murray und Djokovic und dem Forfait von Kyrgios.»
Virtuell die Nummer 4
Die nächsten Tage stehen für Federer im Zeichen der Erholung. Er ist nun wieder die Nummer 6 der Welt. In der Jahreswertung führt er mit 3045 Punkten klar vor Nadal (1635) und Wawrinka (1410). Sein Ziel sei es gewesen, nach Wimbledon zu den Top 8 zu gehören, gab er zu. «Immerhin wäre ich bei einer frühen Niederlage in Melbourne aus den Top 30 gefallen.» Nun werde er seine Ziele überdenken müssen, doch das geschehe erst nach Miami.
Video – so entschied Federer das Duell gegen Wawrinka:
In Florida ist Federer wegen Djokovics und Murrays Abwesenheit hinter Wawrinka, Nishikori und Raonic als Nummer 4 gesetzt. Er wird gegen einen Qualifikanten oder den Russen Krawtschuk (ATP 103) starten. Er könnte gemäss Auslosung bereits in der 3. Runde auf Juan Martin Del Potro treffen, im Halbfinal auf Wawrinka und im Final auf Nadal. Aber Indian Wells hat ja wieder einmal gezeigt, dass es oft anders kommt, als man nach der Auslosung erwarten würde.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch