Die Last des 10-Millionen-Euro-Pferds
Auch fünf Jahre nach seinem sündhaft teuren Besitzerwechsel hat der Dressurhengst Totilas noch keine Einzelmedaille an einem Grossanlass errungen. Kommende Woche steht er wieder im Fokus.

Als der deutsche Dressurreiter Matthias Alexander Rath vor fünf Jahren das Wunderpferd Totilas in den Stall gestellt bekam, konnte er eigentlich nur verlieren. Die Erwartungen an den Hengst und seinen damals 26-jährigen Reiter waren so hoch, dass selbst der Gewinn einer Silbermedaille eine Enttäuschung gewesen wäre. Immerhin hatte das edle Tier, vom ZDF als schwarzer Schönling apostrophiert, an der WM 2010 in Kentucky zusammen mit dem Niederländer Edward Gal sämtliche Titel abgeräumt.
Rath aber gelang mit Totilas nichts. Oder zumindest nichts, das den enormen Druck von ihm genommen hätte. Er gewann zwar 2011 am CHIO Aachen alle drei Einzelprüfungen, ging an der EM aber leer aus. Es folgten zahlreiche Pausen wegen Verletzungen des sensiblen Pferds, an den Olympischen Spielen verhinderte eine Erkrankung Raths den Start der Schicksalsgemeinschaft. Erst im Mai 2014 kehrte Totilas auf die Wettkampfbühne zurück, auf die WM musste er jedoch verzichten, weil er sich im Trainingslager selbst gegen ein Überbein trat.
Totilas' Reiter – wiederholt mit dem Vorwurf konfrontiert, er sei nicht gut genug für sein Pferd – hofft nun, dass kommende Woche an der EM in Aachen die Wende zum Besseren kommt. «Es gab viel Kritik, die eine sachlich, die andere unsachlich. Eine Goldmedaille wäre wunderschön. Das Wichtigste aber ist, dass Totilas gesund bleibt», sagte er im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF. Kein Wunder: Die Verletzungsanfälligkeit des Hengsts, für den Paul Schockemöhle rund 10 Millionen Euro bezahlt haben soll, ist fast schon legendär. Selbst beim Deckeinsatz an der Phantomstute tat er sich schon weh und fiel mit einer Knieprellung mehrere Monate aus.
Untendurch musste Matthias Alexander Rath nicht nur wegen fehlender Titel bei Grossanlässen, sondern auch wegen seiner Zusammenarbeit mit dem niederländischen Trainer Sjef Janssen, dessen Dienste er seit 2012 in Anspruch nimmt. Janssen steht in der Kritik, weil er die umstrittene Rollkur anwendet, bei der die Nase des Pferds auf die Brust gezogen wird. Die Tierrechtsorganisation Peta klagte deswegen gegen die Totilas-Besitzer. Obwohl die Frankfurter Staatsanwaltschaft die Klage fallen liess, blieb ein Schatten.
15 Jahre alt ist Totilas inzwischen. Und laut Rath ist er bestens in Form: «Vom Gefühl her war die Vorbereitung auf die EM sehr gut. Ich muss Totilas nichts mehr Neues beibringen, es geht um Kleinigkeiten, die man erst im Viereck bemerkt.» Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro hat der Dressurreiter schon im Hinterkopf, erst einmal komme aber die EM.
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