«Ich habe ihn nie als Rassisten empfunden»
Sprinter Pascal Mancini verbreitete rechtsextremes Gedankengut. Nun spricht sein ehemaliger Staffel-Kollege Amaru Schenkel.
2014 liefen sie an der EM in Zürich gemeinsam einen Schweizer Rekord: Pascal Mancini, Amaru Schenkel, Suganthan Somasundaram, Alex Wilson. In 38,54 Sekunden hatten sie mit der Staffel über die 4 x 100 Meter brilliert. Drei von ihnen sind dunkelhäutig.
4 Jahre später erschütterte der Rassismus-Fall von Pascal Mancini die Schweizer Leichtathletik. Ende Juli 2018, kurz vor der EM, sperrte der nationale Verband den Sprinterwegen der Verbreitung rechtsextremen Gedankengutes.
Nun gab Mancinis ehemaliger Teamkollege, Amaru Schenkel, ein Interview im «Blick». Zehn Jahre lang waren die beiden gemeinsam in der Staffel gelaufen, trotzdem sagt Schenkel: «Wir sind nicht befreundet. Untereinander hatten wir Sprinter kaum Berührungspunkte.»
«Es ging nie um die Hautfarbe»
Als Schenkel vom Lizenzentzug Mancinis erfuhr, habe er nur noch den Kopf geschüttelt: «Ich habe Pascal immer als respektvollen, angenehmen Typen empfunden.» Zwar hätten auch sie ihre Konflikte und kleinen Meinungsverschiedenheiten gehabt. Die Herkunft sei aber nie ein Problem gewesen: «Sprinter sind grundsätzlich Alphatiere. Alles Einzelsportler, welche die Richtung vorgeben wollen. Aber dabei ging es nie um Nationalitäten, Hautfarbe oder sexuelle Ausrichtungen.»
Dann sagt Schenkel, als Adoptivkind mit drei Jahren von Togo in die Schweiz gekommen: «Ich habe ihn (Mancini) nie als Rassisten empfunden.»
Auf das kurz nach dem Fussball-WM-Final von Mancini auf Facebook gepostete Affenvideo angesprochen, sagt Schenkel: «Pascal hat bestritten, dass er es in Anlehnung an die vielen dunkelhäutigen Spielern bei Frankreich veröffentlicht hat. Ob dies stimmt, weiss nur er. Ich weiss, dass er es verpasst hat, die zweifellos rassistischen Kommentare zu entfernen, oder sich von ihnen zu distanzieren. Das kann er sich als öffentliche Person nicht erlauben. Der EM-Ausschluss war gerechtfertigt.»
«Das hat schizophrene Züge»
Das Video habe ihn persönlich aber nicht verletzt. Für «unangebracht, dumm und alles andere als lustig» hält er es dennoch. In Mancinis Verhalten sieht Schenkel einen starken Widerspruch: «Da läuft er mit Alex Wilson und mir in der Staffel, bezeichnet Maurice Greene als sein Vorbild und lässt sich gleichzeitig mit Mitgliedern der ‹Résistance Helvétique› ablichten. Das hat schon schizophrene Züge!»
In seiner Jugend habe er als Afro-Schweizer nicht gross mit dem Thema Rassismus zu tun gehabt. Schenkel fragt im Gespräch: «Wo hört freie Meinungsäusserung auf und wo fängt Rassismus an?» Und antwortet gleich selber: «Eine heikle Frage, die Sie einem Philosophen stellen müssten. Für mich als Schwarzer ist das ein schwieriges Thema.»
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