Sprung ins Verderben
Der Schweizer «Tatort» erreicht mit der Folge «Zwei Leben» einen Tiefpunkt – und das nicht, weil einer zu Beginn von der Brücke stürzt.
Du lebst nur zweimal, wusste schon James Bond. Sein Schweizer Kollege Reto Flückiger muss jetzt feststellen, dass das Opfer seines Falles vor Jahren schon einmal gestorben ist. Aber ist es wirklich unser Luzerner Polizist, der ermittelt? Oder ist es der in dieser Folge besonders strapazierte Kommissar Zufall?
Gleich zu Beginn stürzt ein Mann von einer Brücke. Zufälligerweise ist der Buschauffeur, der keine Chance hat, sein Fahrzeug abzubremsen, ein ehemaliger Lokführer, dem Ähnliches bereits zweimal passiert ist. Zufälligerweise ist dieser Chauffeur (Michael Neuenschwander) ein alter Militärkamerad von Kommissar Flückiger. Zufälligerweise sind Körper und Pass des Opfers exakt so verunstaltet, dass sich das Gesicht mithilfe des Computers und eines Spezialisten aus Genf rekonstruieren lässt, was die Polizei sofort auf eine heisse Spur führt. Zufälligerweise ist die herbeigezogene Psychologin tiefer in die Geschichte verstrickt, als es den Anschein macht.
Klischees mit Pathos übertünchen
Halt, Zufälle gehören zu einem Krimi wie die Leiche und der nervende Vorgesetzte. Das Problem hier ist, dass die Geschichte trotz aller Zufälle von A (wie Autotod) bis Z (wie Zurück zum Anfangsschauplatz) vorhersehbar daherkommt. Das Drehbuch (Felix Benesch, Mats Frey) spult Krimi-Klischees ab, und die Inszenierung (TV-Routinier Walter Weber) versucht, dies mit Pathos zu übertünchen. Schon die ersten Bilder präsentieren bedrohliche Blickwinkel, aufbrausende Musik, eine Off-Stimme – «Spring!» – und das grosse Kotzen des Chauffeurs. Subtiler wirds nicht.
Das Luzerner Duo Flückiger (Stefan Gubser) und Ritschard (Delia Mayer) wird ja gerne wegen mangelnder Ausstrahlung gescholten. Aber die beiden sind nicht schuld, dass man diese Folge als die Uninspirierteste der ganzen Luzerner «Tatort»-Reihe bezeichnen muss. Nein, asiatische Vorlieben der Polizistin und ein nächtliches Fischbräteln des Polizisten wirken in diesem Kontext fast schon neckisch. Es mangelt eher am grossen Bogen. Was vielleicht auch mit den «Zwei Leben» zu tun hat.
«Zwei Leben» gibt es immer wieder
TV-Filme mit diesem Titel gibt es fast so viele wie Taucherli am Vierwaldstättersee. Ein «Tatort»-Klassiker mit Hansjörg Felmy heisst so, auch eine Folge der Krimiserie «Der Alte» und eine der Krankenhaus-Serie «In aller Freundschaft». Selbst der ebenfalls vom Schweizer Fernsehen produzierte «Bestatter» präsentierte im Januar 2016 eine Episode mit diesem Namen. «Zwei Leben» sind ein paar zu viel, könnte man da kalauern.
Aber genug. Das war der dreizehnte Luzerner «Tatort». Sicher ist: Der vierzehnte wird, wenigstens formal, ganz anders. Regisseur Dani Levy hat ihn bereits gedreht – erstmals in der Geschichte der Reihe in einer einzigen langen Einstellung ohne Schnitt.
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