Die ZSC Lions im UmbruchSpuhlers Abgang und fünf Millionen Franken Verlust
Für die neue Ära in der Swiss-Life-Arena mussten die Zürcher kräftig investieren, eine Finanzspritze wurde nötig. Nun verlässt Investor Peter Spuhler den Verwaltungsrat.

Bei klirrender Kälte verbreitet am Montagvormittag ein kleines Eventmobil bei Eingang A der Swiss-Life-Arena mit Musik gute Laune. Eine Firma hat einen Teamevent für 200 Leute gebucht, Eiskontakt inklusive. Die ZSC Lions sind längst nicht mehr nur ein Eishockeyclub, sie sind auch Stadionbesitzer und Eventorganisatoren. Es ist das, was sie immer sein wollten.
Die neue Ära ist gut angelaufen. Sechs der ersten zehn Heimspiele waren mit 12’000 Zuschauern ausverkauft. Die ZSC Lions stoppten den Verkauf von Saisonkarten bei 8500, ihr Schnitt beträgt bisher 11’416 Besucher. Die neue Arena kommt gut an, an die zehn Minuten Fussmarsch vom Bahnhof Altstetten hat man sich gewöhnt, grössere Pannen blieben bisher aus. Und mit der Unihockey-WM ging bereits ein eishockeyfremder Event gut über die Bühne.
Massive Investitionen
Der Umzug war allerdings ein Kraftakt, der seine Spuren in der Jahresrechnung 2021/22 hinterlässt. Die Organisation fuhr im vergangenen Winter einen Verlust von 5,018 Millionen Franken ein, wie sie nun an der Generalversammlung öffentlich machte. Das ist weniger auf teure Transfers in der Mannschaft als auf die massiven Investitionen in den Aufbau der Strukturen in der Swiss-Life-Arena zurückzuführen. Beschäftigten die ZSC Lions in Oerlikon zehn Leute im Büro, sind es nun 42.
Die Digitalisierung wurde vorangetrieben, eine eigene Finanzabteilung aufgebaut, ein Team ist dafür zuständig, Events zu akquirieren, der Betrieb der technischen Geräte wie des Videowürfels und des LED-Screens benötigt zwei Leute, für die beiden Eisfelder sind insgesamt sieben Eismeister tätig. Die ZSC Lions sind in neue Dimensionen vorgestossen. Das ist aufregend, aber auch eine Herausforderung. Und es hat, abgesehen von den 207 Millionen Franken für den Stadionbau, einiges gekostet.
14,1 Millionen frisches Kapital
Glücklicherweise wissen die Zürcher potente Geldgeber hinter sich, allen voran Präsident Walter Frey. Diese schossen mittels einer Erhöhung des Aktienkapitals 14,1 Millionen Franken frisches Geld ein. Mit einem Eigenkapital von 14,3 Millionen Franken stehen die ZSC Lions damit finanziell kerngesund da.
Die Inbetriebnahme der Swiss-Life-Arena markiert für die Organisation eine Zäsur. Und die spiegelt sich auch in Veränderungen im Verwaltungsrat: Vizepräsident Peter Spuhler, Wirtschaftsanwalt Hans-Peter Schwald und Ex-Banker Barend Fruithof verlassen das Aufsichtsgremium und werden durch CEO Zahner und den Finanzspezialisten Roger Kunz ersetzt. Spuhler, Schwald und Fruithof bleiben der ZSC-Organisation aber in verschiedenen Funktionen erhalten: Spuhler als Arena-Investor und Sponsor, Schwald als VR-Präsident der Immobilien AG und Fruithof im Business Club.

Vor allem der Abgang Spuhlers, neben Frey und Rolf Dörig einer der drei Arena-Investoren – sie brachten je 20 Millionen Franken ein –, lässt aufhorchen. Der Stadler-Rail-Patron war lange als Nachfolger von Frey als Präsident gehandelt worden, sollte dieser einmal abtreten. Daraus dürfte nun nichts werden. Seit 2018 ist Freys Sohn Lorenz im Verwaltungsrat. Vielleicht tritt er ja einmal die Nachfolge seines Vaters an. Doch auch mit 79 ist Walter Frey noch voller Elan.
Was Spuhler betrifft: Der 63-Jährige ist nach wie vor ein viel beschäftigter Mann, kaufte das Gourmetrestaurant Talvo in St. Moritz und kürzlich das Hotel Florhof in Zürich. Man darf seinen Ausstieg aus dem Verwaltungsrat der ZSC Lions wohl so interpretieren: Mit der Swiss-Life-Arena hat er ein ambitioniertes Herzensprojekt abgeschlossen, nun wendet er sich den nächsten Herausforderungen zu.
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