Staatstrauer in Brasilien
Nachdem bei einem Feuer in einer Disco im Süden Brasiliens mindestens 233 Menschen starben, wurde eine Feier anlässlich des WM-Countdowns abgesagt. Schuld an der Katastrophe waren offenbar Leuchtfackeln.
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff hat nach der Brandkatastrophe in Santa Maria drei Tage Staatstrauer angeordnet. Nach jüngsten Angaben starben 233 Personen bei dem Feuer in einem Nachtclub. Rousseff war nach der Nachricht über die Tragödie direkt von Chile nach Santa Maria geflogen. Dort sprach sie in einem Gymnasium mit Familien und Freunden der Opfer.
Es kam zu erschütternden Szenen. Die Staatschefin nahm dabei Angehörige in den Arm. Sie wurde vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Marco Maia, begleitet. «Das ist die Art von Tragödie, die man sich nicht vorstellen kann», sagte er. Der Bürgermeister der Stadt, Cezar Schirmer, ordnete eine 30-tägige Trauerzeit an.
Feier zu WM-Countdown abgesagt
Die Diskothek in Santa Maria war zu einer tödlichen Falle geworden, als um 2.30 Uhr am Sonntagmorgen ein Feuer ausbrach. Die meisten starben durch Rauchvergiftung. Über 100 Personen waren noch in Spitälern.
Die Mehrheit von ihnen leide an Rauchvergiftung. Etwa ein Fünftel der Verletzten habe bei dem Unglück Brandwunden erlitten, sagte Gesundheitsminister Alexandre Padilha. 30 Patienten seien an Atemgeräte angeschlossen.
Angesichts der Tragödie wurde die für den (heutigen) Montag geplante Feier des Countdowns für die letzten 500 Tage bis zum Beginn der Fussball-Weltmeisterschaft in dem südamerikanischen Land abgesagt. Die Organisatoren des Ereignisses, das in Brasilia stattfinden sollte, sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.
Der Weltfussballverband Fifa betonte, man habe weiterhin vollstes Vertrauen zu den brasilianischen Behörden, was die Umsetzung von Sicherheitsmassnahmen für die WM 2014 angehe. Santa Maria ist einer der Austragungsorte des Sportereignisses.
Tödlicher Pyro-Effekt
Zu der Tragödie in der Universitätsstadt Santa Maria kam es nach ersten Erkenntnissen, als eine Band während ihres Auftritts eine Art Leuchtfackel als pyrotechnische Show-Einlage entzündete.
Die Funken setzen vermutlich das Dämmmaterial aus Isolierschaum an der Decke in Brand. Es verbreitete sich ein hochgiftiger Rauch, dem sofort viele der Nachtclub-Besucher zum Opfer fielen. Ein Mitglied der Band «Gurizada Fandangueira», die auf der Bühne spielte, kam ebenfalls ums Leben.
Die Feuerwehr erklärte, dass zum Zeitpunkt der Katastrophe eine wichtige Tür abgeschlossen war. In der Diskothek kam es zu einer Massenpanik. Zeugen berichteten zudem, dass die Sicherheitsleute des Nachtclubs am Anfang nur Besucher hätten herauslassen wollen, die auch ihre Rechnung bezahlt hätten.
In Brasilien ist es üblich, dass man Eintritt, Getränke und Essen auf einem eigenen Zettel vermerken lässt und erst beim Verlassen der Diskothek bezahlt.
Grosse Mengen giftigen Rauchs
Im Fernsehen waren junge Männer zu sehen, die mit Äxten und Vorschlaghämmern die Wände der Diskothek Kiss einrissen, um Eingeschlossenen zur Hilfe zu eilen. Andere brachten Verletzte vom Unglücksort weg. «Da war so viel Rauch und Feuer, es herrschte totale Panik und die Leute brauchten lange, um rauszukommen. Es gab so viele Tote», sagte die Überlebende Luana Santos Silva in einem Beitrag auf Globo TV.
Der Arzt Paulo Afonso Beltrame geht davon aus, dass die meisten Opfer erstickten. «Der Raum war mit grossen Mengen giftigen Rauchs gefüllt und ich würde sagen, 90 Prozent der Opfer sind erstickt», sagte er der Nachrichtenagentur AP. Der Rauch habe den Menschen den Orientierungssinn genommen. «Mindestens 50 Leichen waren in den Toilettenräumen. Offenbar haben sie sie mit dem Ausgang verwechselt», sagte Beltrame.
2000 Gäste feierten Party
Eine weitere Augenzeugin bestätigte die Einschätzung. Jemand habe «Feuer» gerufen und damit eine Panik ausgelöst, wurde die 22-Jährige Michele Schneid zitiert. «Viele Leute sind zu den Toiletten gerannt und schliesslich erstickt», sagte die Kassiererin.
Die Zeitung «Diario de Santa Maria» zitierte den 23-jährigen Ezekiel Corte Real, der nach eigenen Angaben den Menschen bei der Flucht half. «Ich bin bloss rausgekommen, weil ich sehr stark bin», sagte er. Der Türsteher Rodrigo Moura sagte der Zeitung «Diario de Santa Maria», die Diskothek sei zum Unglückszeitpunkt mit 1000 bis 2000 Gästen ausgelastet gewesen. In der Nacht auf Sonntag feierten dort Landwirtschaftsstudenten der örtlichen Universität.
sda/dapd/kpn/chk/fko
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