Stadt weibelt für das Stadion
Zürichs rot-grüner Stadtrat hat den Abstimmungskampf für das neue Fussballstadion im Hardturm eröffnet. Ein Spaziergang wird es nicht.
Die Botschaft war klar: Jetzt gehts ums Ganze. Gleich vier Mitglieder der Stadtregierung traten heute Mittwoch vor die Medien, um für ein Ja zum Stadion am 25. November zu werben. Dann stimmen die Zürcherinnen und Zürcher über die Zukunft des Areals Hardturm ab. Geplant sind ein neues Fussballstadion für 18 000 Fans, insgesamt 299 gemeinnützige Wohnungen sowie zwei Hochhäuser mit 570 Wohnungen und Gewerberäumen.
Der Bau des Stadions sowie der Wohnungen wird privat finanziert, ein städtischer Betriebsbeitrag an das Stadion ist nicht vorgesehen. Zudem erhält die Stadt Zürich jährliche Baurechtszinse in der Höhe von 1,2 Millionen Franken. Falls das Stadionprojekt diesmal die Volksabstimmung übersteht, könnte der Ball bereits ab der Saison 2022/23 im neuen Stadion rollen. Dieses sei ein Gewinn für Zürich als Sportstadt und als Wohnstadt, sagte Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP).
Wohnungen für 1500 Menschen
Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) hob die finanziellen Vorteile des Stadionprojekts für die Stadt hervor. Insgesamt bezahlen die privaten Baurechtsnehmer der Stadt einen jährlichen Baurechtszins von rund 1,2 Millionen Franken über eine Laufzeit von 92 Jahren. Die Regelung eines möglichen Heimfalls der beiden Hochhäuser in 92 Jahren sieht vor, dass die beiden Hochhäuser dann an die Stadt zurückfallen und sie die Inhaberin mit 80 Prozent des dannzumaligen Werts entschädigt. Nach heutigen Berechnungen beträgt der Wert dann 280 Millionen Franken, wie Leupi sagte. Die Stadt bezahlt dafür 224 Millionen Franken, was ein Heimfallvorteil von 56 Millionen Franken bedeutet.
Insgesamt sind Wohnungen für rund 1500 Menschen vorgesehen. In der Wohnsiedlung, welche die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich ABZ erstellen wird, sollen die Mieten der 2.5- bis 6.5-Zimmer-Wohnungen zwischen rund 1150 und 1850 Franken liegen. Die Mietpreise in den Hochhäusern betragen monatlich für die 2.5-Zimmer-Wohnungen (Grösse ca. 65m2) durchschnittlich 2300 Franken, für die 3.5-Zimmer-Wohnungen (Grösse ca. 80m2) durchschnittlich 2500 Franken und für die 4.5-Zimmer-Wohnungen (Grösse ca. 110m2) durchschnittlich 3200 Franken. Zusätzlich hat die Credit Suisse der Stadt im Rahmen des Projekts Ensemble verbindlich weitere 125 Wohnungen in fünf Liegenschaften angeboten, die für den gemeinnützigen Wohnungsbau genutzt werden können.
Volksinitiative «keine Alternative»
Allerdings ist der Widerstand gegen die Stadion-Vorlage beträchtlich. Die SP, welche die beiden 137 Meter hohen Wohntürme verhindern will, sammelt Unterschriften für eine Volksinitiative. Diese verlangt, dass die Stadt Zürich ein Stadion für 130 Millionen Franken baut. Zudem hat die stärkste Partei in der Stadt für das Projekt «Ensemble» die Nein-Parole beschlossen.
Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich auch ein bürgerliches Komitee gegen das Projekt Ensemble formiert hat. Laut einer Mitteilung will es sich «aktiv gegen das städtebaulich fragwürdige Hardturm-Projekt einsetzen».
«Wir bauen keine Staumauer»
Der Stadtrat bemühte sich nach Kräften, Gegensteuer zu geben. Die SP-Volksinitiative sei keine Alternative, betonte er. «Die Zürcherinnen und Zürcher haben bereits 2013 Nein zu einem städtisch finanzierten Stadion gesagt», gab Daniel Leupi zu bedenken. Mit dem vorliegenden und privat finanzierten Projekt Ensemble kämen die Vereine und die Stadt Zürich schneller ans Ziel und es würden keine Steuergelder gebraucht. Das «SP-Stadion» würde «deutlich, deutlich teurer», so Leupi. Zudem seien die Berechnungen der SP zum Heimfall und zur Rendite «teils schleierhaft, teils unstatthaft», weil «Äpfel mit Birnen verglichen» würden.
Das von der SP geforderte Stadion würde mindestens sechs Jahre später fertig, rechnete Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) vor. Zudem dürfe sich die Stadt von Rekursdrohungen nicht erpressen lassen. Weiter erklärte Odermatt, die Aussicht der Höngger werde durch die Türme nicht versperrt: «Wir bauen keine Staumauer.»
Ersatz für Hardturmbrache
Auch für einen Ersatz für die jetzigen Nutzer der Hardturmbrache will der Stadtrat sorgen. Laut Daniel Leupi wurde diesen ein Angebot für einen Ersatzort an der Aargauerstrasse unterbreitet, in der Nähe der Sexboxen und Containersiedlung. «Brachen kommen und gehen, Freiräume bleiben», sagte er.
Zuletzt betont Schul- und Sportvorsteher Filippo Leutenegger (FDP) den sportlichen Wert des Projekts. «Zürich ist eine Sport- und Fussballstadt», sagt er. In der einzigen Stadt des Landes mit zwei Grossclubs regiere König Fussball. Die Fussballfans und die beiden Stadtzürcher Fussballvereine wünschten sich schon lange ein reines Fussballstadion, wie es in vielen anderen Schweizer Städten in den letzten Jahren realisiert wurde. «Da darf Zürich nicht hintenanstehen», sagt er.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch