«Stadttaler» für bedeutenden Kunstsammler Stadt Zürich ehrt Werner Merzbacher mit einer Ehrenmedaille
1939 gelangte er mit einem Transport jüdischer Kinder in die Schweiz. In Zürich machte Werner Merzbacher die «Handeli», in den USA Geld. Jetzt ehrt die Stadt den Kunstsammler für sein Engagement.

Am Montag hat Stadtpräsidentin Corine Mauch im Kunsthaus Zürich den Stadttaler an Werner Merzbacher verliehen. Der 94-jährige Kunstsammler erhielt die Ehrenmedaille für sein aussergewöhnliches Wirken in und für die Zürcher Kunstinstitutionen, wie das Präsidialdepartement mitteilt. Die kleine Feier mit der Stadtpräsidentin fand in jenen Ausstellungsräumen im Chipperfield-Bau des Kunsthauses Zürich statt, die für die Sammlung Merzbacher reserviert sind.
Merzbacher wurde am 11. Juni 1928 im deutschen Öhringen bei Heilbronn geboren. 1939 gelangte er mit einem Transport jüdischer Kinder in die Schweiz. Seine Eltern wurden im März 1943 im Konzentrationslager Majdanek ermordet. Merzbacher kam zunächst in Zürich unter. «Der Schweiz verdanke ich mein Leben», sagt er. Da ihm in der Schweiz aber auch nach Kriegsende die Einbürgerung verwehrt wurde, wanderte er 1949 in die USA aus. Später brachte ihn seine berufliche Tätigkeit in die Schweiz zurück.
Merzbacher engagierte sich auf vielfältige Weise für die Kunst in Zürich: So wirkte er ehrenamtlich in der Sammlungskommission des Kunsthauses mit. Seit 2012 ist er zudem ehrenamtlich Stiftungsrat der Stiftung für konstruktive, konkrete und konzeptuelle Kunst, der Trägerin des Museums Haus Konstruktiv.
Schwerpunkt Farbe und wie die Moderne sie befreit hat
Zusammen mit seiner Ehefrau Gabrielle Merzbacher-Mayer begann der Kunstbegeisterte in den Sechzigerjahren die Werner-und-Gabrielle-Merzbacher-Sammlung aufzubauen. Deren Schwerpunkt liegt auf der Farbe und der fauvistischen und expressionistischen Malerei des frühen 20. Jahrhunderts. Sie enthält daneben auch Werke der russischen Avantgarde und reicht bis in die Gegenwart.
Ulf Küster, Kunsthistoriker und Kurator der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel, ist voll des Lobes für die Arbeit Merzbachers, es sei eine Sammlung im besten Sinne: «Sie hat wirklich ein Hauptthema, nämlich zu zeigen, wie die Künstler der Moderne in ihren Gemälden die Farbe von allen Traditionen und Konventionen befreit haben.»
«Fest der Farbe» hiess denn auch die Ausstellung im Zürcher Kunsthaus, in der Merzbacher 2006 dem Publikum erstmals seine international renommierte Sammlung präsentierte. Aus dieser hat Merzbacher dem Kunsthaus Zürich anlässlich der Eröffnung des Erweiterungsbaus 65 Werke für zwanzig Jahre als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt, darunter auch den «Pixelwald Turicum» (2021) von Pipilotti Rist.
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