Stadt Zürich fördert eine unbekannte Sportart
Das Sportamt eröffnet Plätze für Street Racket. Erfunden hat es ein langjähriger Mitarbeiter.

Die Stadt Zürich setzt auffallend stark auf eine Sportart, die kaum jemand kennt. Auf eine, die es vor gut drei Jahren noch nicht einmal gab. In acht Schulen sind schon entsprechende Spielfelder auf den Boden gemalt, am Freitag werden die nächsten eingeweiht – in den Sportanlagen Hardau und Heerenschürli. Street Racket heisst die Sportart, und sie erinnert auf den ersten Blick an Strandtennis.
Was nach einem US-Import klingt, ist eine lokale Erfindung. Ausgedacht hat sie sich der frühere Squash-Nationalspieler Marcel Straub, der viele Jahre Leiter des Kompetenzzentrums Sportunterricht der Stadt Zürich war. Als solcher hat er hiesigen Schulen geholfen, Kinder in Bewegung zu versetzen. Bis er 2017 aufhörte, um sich mit seiner Frau Rahel ganz der Popularisierung von Street Racket zu widmen.
Vergleichsweise günstig
Das wirft die Frage auf, ob gute Kontakte der Grund sind, weshalb in Zürich nun allenthalben Felder für seine Sportart entstehen. Der 43-Jährige räumt ein, dass er den Fuss wohl leichter in die Tür bekommen habe als andere, aber das sei nicht der Grund für seinen Erfolg. Dieser sei vielmehr darauf zurückzuführen, dass Street Racket als Sportart überzeuge: Es sei leicht zugänglich und lasse sich ohne Materialschlacht fast überall spielen. Gerade bei Kindern komme es gut an. Ähnlich äussert sich das Zürcher Sportamt. Man prüfe immer wieder neue Ideen zur Aktivierung breiter Bevölkerungskreise, egal, von wem sie kämen. Geht der Businessplan der Straubs auf, kann die sechsköpfige Familie dereinst von Materialverkauf, Schulungen und Lizenzen leben.
Ein dauerhaftes Feld samt Schlägern und Bällen, wie sie die Stadt zur Verfügung stellt, komme die Steuerzahler aber nicht teuer, sagt Marcel Straub. Das koste rund 500 Franken – «verglichen mit anderen Sportarten eine kleine Investition». Die tiefen Preise seien nur möglich, weil die kantonale Sportförderung in der Aufbauphase finanzielle Unterstützung leiste.
Langfristig funktioniert diese Erwerbsquelle nur bei grossen Absatzzahlen – und daran arbeitet das Ehepaar Straub mit einer Werbetournee, die sie weit über den früheren Wirkungskreis Zürich hinausführt. Sie streben globalen Erfolg an: Im Frühling besuchten sie Schulen in Südafrika, letzte Woche waren sie an einer Sportlehrerkonferenz in Finnland, zurzeit demonstrieren sie ihre Sportart auf Mauritius, es folgt die Eröffnung der neuen Plätze in Zürich, dann geht es nach Taiwan. Das Interesse und die vielversprechenden Rückmeldungen sind für Straub Beleg, dass Street Racket nicht auf Vitamin B angewiesen ist.
Langsamer als andere Spiele
Auch wenn er auf Mauritius eben ein Feld in den Sand gezeichnet hat: Gegen den Vergleich mit Strandtennis wehrt sich Straub. Dieses sei zu schnell für einen Familiensport. Street Racket dagegen setze auf kontrollierte, lange Ballwechsel. Der Ball darf nur per Aufwärtsbewegung ins gegnerische Feld gespielt werden. Die offiziellen Schläger und Bälle mit dem gelben Logo sind dafür konzipiert, das Spiel zu verlangsamen. Es geht aber auch ohne lizenziertes Material – darauf weist Straub auf der Website explizit hin. Sein oberstes Ziel ist nach seinen eigenen Worten: «die Leute auf einfache Art zu aktivieren.»
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