Lösung im Manegg-StreitStadt Zürich gibt grünes Licht für Zwischennutzung
Im Streit um den «Abriss auf Vorrat» ehemaliger Industriebauten im Zürcher Kreis 2 kam es zu einer Einigung.

Der Zürcher Stadtrat André Odermatt hat ein Treffen mit Vertretern der Stadt und den Grundeigentümern eines Areals in der Manegg veranlasst, auf dem ab 2024 das neue Schulhaus Höckler gebaut werden soll. Laut einer Medienmitteilung vom Montag konnte dabei eine Änderung des gegenwärtigen Baurechtsvertrags ausgehandelt werden: Die ehemaligen Industriehallen an der Allmendstrasse 91 bis 95 sollen nicht abgerissen werden, sondern bis zum Beginn der Bauarbeiten am Schulhaus für Zwischennutzungen zur Verfügung stehen. Dank dieses Entgegenkommens der Grundeigentümer konnten Hochbauvorsteher Odermatt und Finanzvorsteher Daniel Leupi ihrerseits eine Absichtserklärung unterschreiben, dass der Baurechtsvertrag abgeändert wird.
Gegen diesen «Abriss auf Vorrat» regte sich Widerstand im Quartier. Das überparteiliche Komitee «Höckler» sammelte innert fünf Tagen über 2000 Unterschriften. Mit der nun erwirkten Absichtserklärung zur Vertragsänderung wurde auch dieses Referendum nicht eingereicht. «Damit ist das Risiko, dass das dringend benötigte Schulhaus verhindert wird, vorerst gebannt», teilt die Stadt mit.
Nach anfänglichen Fehlern bei der Planung habe man nun eine gute Lösung finden können, sagt Urs Riklin, Mitglied des Referendumskomitees. «Mit dieser klaren Zusage können wir darauf verzichten, mittels Referendum eine Volksabstimmung über den Baurechtsvertrag auszulösen und damit allenfalls einen Schulhausbau zu verzögern.»
Zusätzliche Kosten zu erwarten
Ein Teil der Industriegebäude muss zwar im Herbst für den Bau der Passerelle «Haspelsteg» über die Allmendstrasse weichen, alle übrigen Bauten können nun bis ca. 2024 zwischengenutzt werden. Aufgrund der Etappierung des Rückbaus seien zusätzliche Kosten «in moderater Höhe» zu erwarten, heisst es in der Mitteilung des Hochbaudepartements weiter. Diese sollten jedoch mit den Erträgen für die Zwischennutzung aufgewogen werden.

Es sei ausserdem davon auszugehen, dass der anzupassende Vertrag nochmals vom Gemeinderat genehmigt werden müsse. Stadtrat Odermatt geht jedoch davon aus, dass dies kaum ein Hindernis sei, da der Rat die Umnutzung deutlich unterstützt.
Das Komitee «Höckler» liess offen, wie die historischen Hallen bespielt werden könnten. Ideen sind allerdings durchaus vorhanden. «Wir denken, dass eine durchmischte Zwischennutzung interessant sein könnte: Kleinstbetriebe und Handwerk neben Proberäume für Theater oder Musikateliers, Arbeitsateliers neben Räumen für Kulturversanstaltungen», sagt Riklin. Oder ein Treffpunkt für die Quartierbevölkerung «in der Beton-City» unter Einbezug der Anwohnenden.
Vor allem aber wünscht sich das Komitee eine Nutzung ohne kommerzielle Absichten. «Wir denken, dass sich interessierte Personen oder Vereine sehr bald Gedanken über die Zwischennutzung machen und mit der Stadt ins Gespräch kommen sollten», sagt Ricklin. Mit dem Verein Zitrone, dem Zirkus Knopf und dem Zirkusquartier hätten bereits verschiedene Organisationen ihr Interesse gezeigt.
Unterschriften einmauern
Auch für die gesammelten Unterschriften – bis Montag waren es 3200 – hat das Komitee aussergewöhnliche Pläne: «Wir möchten sie in einem Gebäude in der Stadt einmauern, dem ein ähnliches Schicksal wie den Hallen an der Allmendstrasse droht», sagt Komiteemitglied Matthias Nüesch.
Das Anliegen der Unterzeichnenden des Referendums würde dann bei einem Abbruch der Liegenschaft wieder zum Vorschein kommen, «wie ein Mahnmal gegen Abriss auf Vorrat.» Der Kampf zum Erhalt der Hallen an der Allmendstrasse würde so über die Manegg hinaus wirken und zu einem Umdenken bei künftigen Bauprojekten führen, so die Hoffnung des Komitees.
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