Stadtpolizisten haben die Nase voll
Die Zürcher Stadtpolizei befürchtet eine Kündigungswelle. Wegen schlechteren Arbeitsbedingungen haben bereits einige Beamte gekündigt, weitere wollen gehen.

Manche Zürcher Stadtpolizisten haben offenbar die Nase voll vom ständig wachsenden Druck, unter dem sie arbeiten müssen. Dies sagte Werner Karlen, Präsident des Polizei Beamten Verbandes der Stadt Zürich, am Dienstag zu einer Meldung von Radio 1. «Es brodelt an der Basis», sagte Karlen auch auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Seit Jahren steige der Druck für die Polizistinnen und Polizisten.
Verschärft wird die Unzufriedenheit nun durch den Sparzwang, den die bürgerlichen und Mitteparteien im Parlament mit ihrer Rückweisung des Budgets 2011 verursacht haben. Auf ihr Geheiss musste der Stadtrat den Voranschlag um 220 Millionen Franken kürzen und so ein Defizit verhindern.
Stellen streichen «zum Dank» für geleistete Arbeit
Der Stadtrat tat dies. Er setzte quer durch alle Departemente den Rotstift an. Unter anderem sollen nun 15 schon bewilligte zusätzliche Polizistenstellen nicht besetzt werden. Zudem werden bei den Löhnen des städtischen Personals Abstriche gemacht sowie Reka- und Lunchchecks für dieses Jahr gestrichen. Der Gemeinderat nimmt am 16. März die Debatte über die Neufassung des Budgets auf.
Bisher hätten die Polizisten die permanent wachsende Belastung ertragen, sagte Karlen. Und «zum Dank dafür» würden nun die ordentlichen Lohnmassnahmen ausgesetzt und weiterhin massiv Überzeiten angeordnet, während gleichzeitig weder Zeit zu deren Abbau noch Geld für eine Abgeltung zur Verfügung stehe.
Häufige Nacht- und Wochenenddienste
Laut Karlen hat ein Polizist «jede fünfte Nacht Nachtdienst», und an vier von fünf Wochenenden stehe er mindestens einen Tag im Einsatz. Und der Druck verschärfe sich weiter. Die 15 Stellen wären angesichts des 24-Stunden-Dienstes der rund 2000 Stadtpolizistinnen und -polizisten grade mal ein Tropfen auf den heissen Stein.
Es geht laut Karlen nicht nur um eine personelle Aufstockung des Korps. Auch intern habe man «noch nicht das Optimum in der Prioritätensetzung» erreicht. Eines sei klar: «Die Zeiten sind vorbei, in denen das ganze Portfolio in gleicher Qualität abgedeckt werden konnte». Es seien Abstriche nötig und es müsse überlegt werden, wo.
Man könne nicht mehr «den Fünfer und das Weggli haben». Es gehe um einen politischen Entscheid - entweder würden die nötigen Finanzen zur Verfügung gestellt oder aber man müsse Konzessionen machen.
In dieser Zeit des wachsenden Drucks und der Lohnabstriche überlegten sich offenbar mancher Stadtpolizist und manche Stadtpolizistin, ob sich nicht ein Wechsel in ein anderes Polizeikorps lohnen würde. Karlen bestätigte, dass es Abgänge gebe.
Infochefin Susanne Birrer sagte gegenüber Radio 1, man führe Austrittsgespräche und merke, dass die «Stimmung bedrückt» sei. Zahlen gebe es allerdings nicht - man führe keine Statistik. Es gelte nun verstärkte Anstrengungen für eine Entlastung der Leute zu unternehmen.
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