Stäfa will die Unfallstrecke nicht beruhigen
Nach dem tödlichen Unfall an der Tränkebachstrasse fordern Anwohner eine Beruhigung der Strecke. Nicht nötig, sagt die Gemeinde – obwohl sie einst Massnahmen vorgesehen hat.

Vor dem Doppeleinfamilienhaus an der Stäfner Tränkebachstrasse sind am Freitag weitere Kerzen und Blumen hingestellt worden. Sie erinnern an den Unfall vor zwei Tagen, bei dem ein Mann ums Leben gekommen ist.
Der genaue Unfallhergang ist nach wie vor unklar. Inzwischen haben sich auf der Internetseite des «Tages-Anzeigers» verschiedene Stäfner zu Wort gemeldet. «Bauliche Massnahmen an der besagten Stelle wären sehr wünschenswert», schreibt Yves Kaufmann. Als Anwohner erlebe er das Überqueren der Strasse zu Fuss und das Einbiegen in die Tränkebachstrasse mit seinem Fahrzeug als gefährlich. «Der Unfall war leider zu erwarten.»
Annette Helfenstein schreibt, dass immer wieder zu schnell gefahren werde – auch tagsüber. Bauliche Veränderungen erachtet sie als überflüssig. Sie wünscht sich aber, dass die Polizei an der Tränkebachstrasse vermehrt kontrolliert.
«Kein Unfallschwerpunkt»
Bei der Gemeinde hingegen sieht man derzeit keinen Handlungsbedarf. «Wenn man auf der Tränkebachstrasse vernünftig fährt, passiert kein Unfall», sagt Stäfas Gemeindepräsident Karl Rahm (FDP). Massnahmen wie eine 30er-Zone oder der Bau von Schwellen, die aus den Reihen der Nachbarschaft gefordert wurden stünden überhaupt nicht zur Diskussion. «Die Tränkebachstrasse ist eine Hauptverbindungsachse und als solche wichtig für Stäfa.» Er fahre täglich dort durch und sehe überhaupt kein Problem. Ausserdem gehöre die Tränkebachstrasse nicht zu den Unfallschwerpunkten der Gemeinde.
Dies sagt auch die Kantonspolizei Zürich, die in jüngerer Zeit Geschwindigkeitsmessungen an der Tränkebachstrasse durchgeführt hat. Beim ersten Mal wurden 372 Fahrzeuge erfasst, wovon lediglich drei zu schnell unterwegs waren. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der zweiten Messung: Von den 305 erfassten Fahrzeugen waren wieder nur drei zu schnell unterwegs, der Schnellste mit 60 km/h. Die Polizei verweist zudem auf die Unfallstatistik der vergangenen fünf Jahre. In dieser Zeit sei es zu zwei Unfällen gekommen: 2006 wurde ein Mann auf dem Fussgängerstreifen vor der Kreuzung Grundstrasse angefahren und leicht verletzt. Der zweite Unfall ist jener vom Donnerstag.
Andere Zahlen hat Georg Waser, der 20 Jahre in besagtem Doppeleinfamilienhaus gelebt hat. Er hat die Unfälle dokumentiert, die unmittelbar vor seinem Haus passiert sind – auch jene, die der Polizei nicht gemeldet wurden. Einer davon ereignete sich im Februar 2007. Mieter Gianni Jent stand im Garten, als der Unfall geschah. Er erinnert sich, dass der Lenker in die Betonmauer geprallt, danach aber weitergefahren sei. Andere Anwohner erinnern sich auch an einen schweren Unfall im Frühjahr 2003.
Gemeinderat wollte Verkehrsinseln
Der Gemeinderat sah einst Massnahmen vor. Die Strasse sollte durch den Bau eines Trottoirs beruhigt werden. Zudem war der Bau von zwei Verkehrsinseln geplant – oberhalb und unterhalb der unübersichtlichen Kuppe. «Allerdings», sagt Gemeindeschreiber Daniel Scheidegger, «konnten wir das Projekt so nicht realisieren, weil wir die Strasse hätten breiter machen müssen.» Nur so hätte der Bus passieren können.
Dass es sich um eine brisante Stelle handelt, hatte der Gemeinderat auch im Abstimmungsbüchlein für die Gemeindeversammlung 2007 geschrieben, in dem er für den Bau des Trottoirs einen Kredit vorsah: Der Übergang sei verkehrstechnisch heikel, weil die Sichtweite auf den von Osten kommenden Verkehr wegen der Kuppe nicht optimal sei. Gemäss Scheidegger haben sich früher auch schon die Verantwortlichen des Schulhauses Obstgarten gemeldet, und Sicherheitsbedenken geäussert. Die Gemeinde möchte zunächst die genaue Unfallursache kennen, bevor sie allfällige Massnahmen einleitet. Seit diesem Sommer führe die Gemeindepolizei Stäfa Verkehrskontrollen durch, sagt Scheidegger. «Und die Tränkebachstrasse gehört da sicher zu den Schwerpunkten.»
Personen, die Angaben zum Unfall oder der Fahrweise des Verunfallten (gelber Kleinwagen) machen können, werden gebeten, sich mit der Kantonspolizei in Verbindung zu setzen. Telefon: 044 938 30 10. Mehr Nachrichten und Hintergründe vom rechten Seeufer gibt es täglich in der Regionalbeilage des Tages-Anzeigers. Schreiben Sie direkt an staefa@tages-anzeiger.ch
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch