Tote nach Anschlag in IstanbulTürkei meldet Festnahme und droht mit Vergeltung
Bei der Detonation in der belebten Strasse handelt es sich laut Regierungsangaben um einen Terroranschlag, den eine Selbstmordattentäterin verübt hat. Eine verdächtige Person ist festgenommen worden.

Nach dem Anschlag mit sechs Toten in Istanbul hat die Polizei eine verdächtige Person gefasst. Einsatzkräfte hätten die Person, die die Bombe auf der Einkaufsstrasse Istiklal deponiert habe, festgenommen, zitierte der staatsnahe Sender TRT den türkischen Innenminister Süleyman Soylu in der Nacht zum Montag. Es gebe Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Soylu kündigte laut TRT Vergeltung an.
Bei dem Anschlag am Sonntag auf der belebten Einkaufsstrasse waren sechs Menschen getötet worden, 81 wurden verletzt. Die türkische Regierung hatte zuvor erklärt, eine Frau stehe unter Verdacht, eine Bombe auf der auch bei Touristen beliebten Flaniermeile deponiert zu haben. Vizepräsident Fuat Oktay hatte die Tat als «Terroranschlag» bezeichnet. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach im Fernsehen von einem «niederträchtigen Anschlag». Die Verantwortlichen würden «demaskiert» werden.

Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste und unterhält Stellungen in der Südosttürkei und im Nordirak. Ihr Hauptquartier liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen. Ankara geht regelmässig gegen die PKK vor und unterhält seit 2016 auch Militärposten im Nordirak.
Zum Zeitpunkt des Anschlags am Nachmittag war die Fussgängerzone besonders gut besucht. Auf Aufnahmen in Online-Netzwerken ist ein mächtiger Knall zu hören, gefolgt von Flammen. Die Bilder zeigen zudem einen grossen, schwarzen Krater sowie mehrere auf dem Boden liegende Menschen.
Die Rundfunk-Regulierungsbehörde (RTUK) verbot den Medien umgehend, Bilder vom Geschehen zu verbreiten. Dadurch solle vermieden werden, das «Angst, Panik und Unruhe» in der Bevölkerung entstehen und dass die Bilder «den Zielen der Terrororganisationen dienen» könnten, begründete der für die Regierungskommunikation zuständige Präsidentenberater Farhettin Altun die Massnahme.
Wie ein AFP-Journalist berichtete, sperrte die Polizei das betroffene Gebiet aus Angst vor einer zweiten Explosion weitläufig ab. Helikopter waren im Einsatz, Sirenen heulten. Im benachbarten Stadtteil Galata schlossen viele Geschäfte vorzeitig, die Cafés waren am Abend leer.
«Ich war 50 bis 55 Meter entfernt, als plötzlich eine Explosion zu hören war. Ich sah drei oder vier Menschen auf dem Boden liegen», sagte der 57-jährige Zeuge Cemal Denizci der Nachrichtenagentur AFP. «Die Menschen rannten in Panik weg. Es gab viel Lärm, und überall war schwarzer Rauch.»
Der Bürgermeister von Istanbul, Ekrem Imamoglu, war schnell vor Ort. «Ich wurde von den Feuerwehrleuten auf der Istiklal informiert. Sie setzen ihre Arbeit in Abstimmung mit der Polizei fort», schrieb er im Onlinedienst Twitter und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.
Beileidsbekundungen aus dem Ausland
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte Erdogan. «Die Nachricht von der verheerenden Explosion mitten im belebten Istanbul hat mich erschüttert», erklärte Steinmeier. «In diesem Moment des Schocks stehen wir Deutsche an der Seite der Bürgerinnen und Bürger Istanbuls und des türkischen Volkes.»
Das Nachbarland Griechenland verurteilte die Explosion ebenfalls umgehend und sprach der türkischen Regierung und der Bevölkerung sein Beileid aus.
Die Türkei und insbesondere Istanbul waren in den Jahren 2015 und 2016 Zielscheibe einer blutigen Anschlagskampagne, zu der sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat bekannte. 500 Menschen kamen ums Leben, mehr als 2000 wurden verletzt. Einer der Anschläge wurde auch auf der Istiklal-Strasse verübt, deren Name übersetzt «Unabhängigkeit» bedeutet.
SDA/AFP/red
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