Starkünstler malt auf iPhone
Nicht nur Kinder malen auf dem iPhone, auch David Hockney hat das Handy als Leinwand entdeckt.
«Fleurs fraîches», «Frische Blumen», ist die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Fondation Pierre Bergé-Yves Saint Laurent überschrieben. Die elektronischen Blumenbilder von David Hockney sind von einer besonderen Leuchtkraft und einer Lebensfreude, die stark an das Werk von Henri Matisse erinnern. Nur: «Es ist die erste Ausstellung von Bildern, die alle im neuen Medium von iPhone und iPad entstanden sind, und es dürfte eine der ersten Ausstellungen sein, die ganz per E-Mail verschickt wurden», sagte YSL-Gründer Pierre Bergé an der Vernissage.
Angefangen hat alles 2008, als der britische Künstler die ersten Blumenbilder auf seinem iPhone zeichnete und sie als MMS oder als E-Mail an seine Freunde verschickte. Seine Finger ersetzen seither den Pinsel. Inzwischen hat der 73-jährige Hockney eine grosse Fertigkeit erreicht, seine Bilder direkt mit den Daumen und den anderen Fingern auf den Touchscreen zu applizieren. Er nutzt die Funktion des Erfolgshandys von Apple, mit der man auf dem Display zeichnen und farbig malen kann.
Nach 30 Jahren in Los Angeles hat es Hockney wieder in seine britische Heimat gezogen. In seinem Haus am Strand von Bridlington an Englands Nordküste malt er jeweils frühmorgens Bilder auf seinem Handy, mit Vorliebe im Bett. Die Bilder zeigen denn auch, was Hockney vom Bett aus sieht: den Blick aus dem Fester, Landschaften im Licht der Dämmerung, die Jalousien oder die Blumensträusse, die Hockneys Lebensgefährte John alle zwei Tage in sein Zimmer stellt. Inzwischen hat er auf diese Weise Hunderte von bezaubernden Bildern geschaffen: Landschaften, Stillleben, Lichtsujets mit Kerzen und Lampen, vereinzelt Selbstporträts und vor allem eben Pflanzen und Schnittblumen.
Nur, wie solche elektronischen Miniaturen ausstellen? Um grössere Bilder zu erlangen, malt er sie zum Teil auf das iPad. An der Pariser Ausstellung werden die Bilder zudem auf eine riesige Leinwand projiziert. Mehrere Animationen gestatten es dem Besucher, den kreativen Prozess bei der Entstehung der Blumenbilder zu verfolgen.
Die iPad-Bilder hat der Brite nicht gemalt, um sie zu drucken; denn als Printversion würden sie ihre Leuchtkraft verlieren. Noch hat Hockney keine Lösung gefunden, wie er seine elektronischen Bilder verkaufen kann. Seine Freunde erhalten jeweils einen neuen Hockney kostenlos auf den Computer geliefert. Auch Pierre Bergé in Paris empfängt für die Ausstellung immer wieder neue «frische Blumen». Hockney ist seit Jahrzehnten mit Bergé befreundet und hat mit dessen verstorbenem Lebenspartner Yves Saint Laurent zusammengearbeitet. An der Vernissage in den Räumlichkeiten der Kunststiftung erhielt der Maler nun aus den Händen von Kulturminister Frédéric Mitterrand die höchste Kulturauszeichnung, die der französische Staat zu vergeben hat: den Ordre des Arts et des Lettres.
Bis Ende Januar 2011. www.fondation-pb-ysl.net
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