Steinigung schreckt Armee auf
Ein Video zeigt, wie Rekruten einen Kameraden mit Steinen und Nüssen bewerfen. Die Militärjustiz ermittelt, der Armeechef will die Rekrutenschule besuchen.

Ein junger Mann steht auf einer Wiese mit dem Rücken zu Männern im Tarnanzug. Eine Stimme ist zu hören: «Bereit!», dann «Feuer!». Die uniformierten Männer schmeissen daraufhin Gegenstände gegen den jungen Mann, der mehrfach getroffen wird. Offenbar sind es Steine und Nüsse, wie der Vater des jungen Mannes später erzählen wird. Die Werfer und ihr Opfer sind Rekruten der Flab RS 33 in Emmen LU. Die Stimme ist wieder zu hören, befiehlt: «Achtung!» Der beworfene Rekrut gehorcht und steht stramm.
Die Szene ist auf einem Video zu sehen, das am Dienstagabend im Tessiner Fernsehen gezeigt wurde. Der Rekrut, der zur Zielscheibe seiner Kameraden wurde, ist Tessiner, einer von drei in der Deutschschweizer Fliegerabwehr-Rekrutenschule. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass sein Sohn und die anderen Tessiner schikaniert wurden, sagte sein Vater, der dem Sender das Video zukommen liess, das seither viral gegangen ist.
Der Fall habe sich bereits am 14. September in Emmen ereignet, sagte gestern ein Sprecher der Schweizer Militärjustiz. Man habe schon vor der Veröffentlichung des Videos davon Kenntnis gehabt. Die Rekrutenschule befindet sich derzeit im bündnerischen S-chanf in der Verlegung, daher ist die Militärjustiz in Thusis zuständig. Sie habe eine vorläufige Beweisaufnahme in der Sache gestartet. Es werde abgeklärt, ob strafrechtliches Handeln vorliege.
Am Montag wurde der Tessiner Rekrut von einem Untersuchungsrichter befragt. In den nächsten Wochen würden weitere Informationen vorliegen.
Auf Twitter äusserte sich gestern auch das Verteidigungsdepartement und sprach von der Misshandlung eines Tessiner Rekruten. Die Armee akzeptiere keine körperliche Züchtigung. Armeechef Philippe Rebord werde der Flab-Rekrutenschule 33 einen Besuch abstatten.
Gemäss der Onlineausgabe der Tessiner Zeitung «La Regione» sei der gefilmte Vorfall nur der schlimmste einer Reihe von Schikanen, denen die drei Tessiner Rekruten ausgesetzt gewesen seien. So sei einer von ihnen bei einem Zimmerappell gezwungen worden, die Hosen herunterzulassen und lange Zeit in Unterhosen Achtungsstellung einzunehmen.
Das Tessiner Fernsehen RSI sagte, der junge Mann habe den Vorfall aus Angst vor Repressalien nicht gemeldet. Sein Vater machte das Video öffentlich, weil es ein Beispiel sei für die Schikanen, denen sein Sohn und andere Tessiner vonseiten Deutschschweizer Soldaten und Offizieren ausgesetzt seien. (sda/red)
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