Strauss-Kahn wie Polanski?
Die New Yorker Staatsanwaltschaft wollte Strauss-Kahns Entlassung unbedingt verhindern. Sie verwies dabei auf Roman Polanski, der damals fluchtartig die USA verliess. Der Ex-IWF-Chef soll heute frei kommen.
In der Anhörung um eine Haftentlassung von Dominique Strauss-Kahn hat die New Yorker Staatsanwaltschaft mit Fluchtgefahr des zurückgetretenen IWF-Chefs argumentiert und auf den Fall Roman Polanski verwiesen. Sollte Strauss-Kahn aus der Untersuchungshaft frei kommen und flüchten, könnte es so kommen wie bei der Strafverfolgung des Starregisseurs, erklärte die Anklage.
Polanski wurde 1977 in den USA wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen angeklagt. Nachdem er gegen Kaution freigelassen worden war, floh er aus den USA. Erst 2009 wurde er aufgrund eines US-Haftbefehls überraschend bei der Einreise in die Schweiz verhaftet, die Regierung lehnte seine Auslieferung jedoch ab.
Strauss-Kahns Anwälte erklärten dagegen, mit dem Milliardenbetrüger Bernard Maddoff habe es bereits einen ähnlichen Fall gegeben, der funktioniert habe: Maddoff kam gegen Kaution von zehn Millionen Dollar frei und wurde unter Hausarrest gestellt. Die vom Gericht angeordneten Auflagen für Strauss-Kahn nannte Anwalt William Taylor die restriktivsten, die möglich gewesen seien.
Heute soll er frei kommen
Der zurückgetretene IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn soll heute gegen Kaution freikommen. Ein Gericht in New York ordnete strenge Auflagen für den 62-Jährigen an, der mittlerweile offiziell angeklagt ist. Strauss-Kahn muss demnach unter anderem eine Kaution von einer Million Dollar hinterlegen und wird in einer Wohnung unter Hausarrest stehen.
Dem 62-Jährigen war nach der Gerichtsentscheidung die Erleichterung deutlich anzusehen. Er wurde am Samstag festgenommen und sitzt seit Montag wegen des Vorwurfs eines sexuellen Angriffs auf ein Zimmermädchen auf der Gefängnisinsel Rikers Island ein. Ein erster Antrag auf Haftentlassung war am Montag abgelehnt worden.
Gemütszustand verbessert
Sein Anwalt William Taylor erklärte, Strauss-Kahns Gemütszustand habe sich erheblich gebessert. Seiner Frau warf der frühere IWF-Chef eine Kusshand zu. Während der Anhörung äusserte er sich nicht. Nach Angaben seiner Anwälte wird Strauss-Kahn in einem von seiner Frau Anne Sinclair gemieteten Appartement in Manhattan unter Hausarrest gestellt.
Seine Anwälte hatten ausserdem erklärt, der ehemalige IWF-Chef solle eine elektronische Fussfessel tragen. Laut Gerichtsunterlagen händigte er bereits seinen Pass aus. Der Richter bestand zusätzlich zur Kaution noch darauf, dass Strauss-Kahn eine Bürgschaft in Höhe von fünf Millionen Dollar hinterlegt.
Staatsanwaltschaft spricht von erheblichen Beweisen
Die Staatsanwaltschaft erklärte am Donnerstag, die Beweise gegen ihn seien erheblich. Mit jedem Tag der Ermittlungen kämen neue hinzu. Man habe es mit einem Mann zu tun, der gemessen an seinem Betragen in diesem Fall, zu kriminellen Impulsivhandlungen neige. Mittlerweile wurde offiziell Anklage gegen Strauss-Kahn erhoben, aber noch kein Prozesstermin festgelegt.
Die Anhörung wurde nach Gerichtsangaben vom grössten Medienansturm seit 1980 begleitet. Damals war Mark David Chapman nach der Ermordung von John Lennon festgenommen worden.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch