Streit um zusätzliche Nachtflüge in Kloten
Der Flughafen Zürich will sechs Starts mehr zwischen 22 und 22.20 Uhr anbieten. Die Swiss und die Piloten sind dagegen.

Die zwei grössten Mängel am Flughafen Zürich sind bekannt: Es sind die Verspätungen und der steigende Nachtfluglärm. 2018 war jeder fünfte Abflug um eine Viertelstunde oder mehr verspätet. Und die Anzahl Flüge ab 22 Uhr nimmt seit 2013 stetig zu, was die Anwohner immer stärker belastet, wie dem steigenden Monitoringwert des Lärmindex' ZFI abzulesen ist. Dieser Umstand hat dem Flughafen auch eine Rüge des Bundesamts für Zivilluftfahrt eingehandelt.
In diesem Umfeld sorgt der Flughafen nun mit einem brisanten Vorschlag für Kopfschütteln. Er hat der unabhängigen Slot-Koordination Schweiz beantragt, sechs zusätzliche Starts zwischen 22 und 22.20 Uhr zu genehmigen. Damit würde sich die Kapazität in der Nachtstunde zwischen 22 und 23 Uhr von 36 auf 42 An- und Abflüge erhöhen. Hinter dem Vorschlag stehen die Airline Germania, die Business-Aviation und eine Vereinigung ausländischer Fluggesellschaften, wie «20 Minuten» kürzlich berichtete.
Gemäss Flughafen könnten die Flüge verspätungsfrei abgewickelt werden. Es gebe eine Nachfrage nach zusätzlichen Langstreckenflügen, und diese könnten aus Kapazitätsgründen nicht in den Spitzenzeiten abgewickelt werden, sagt Sprecherin Sonja Zöchling.
Zuerst die Verspätungen in den Griff bekommen
Gegen die Zusatzflüge hat sich allerdings eine breite Front gebildet. Nicht erstaunlich ist der Widerstand von Fluglärmorganisationen wie dem Schutzverband. Dieser weist darauf hin, dass eigentlich ab 23 Uhr das Nachtflugverbot gilt, die halbe Stunde bis 23.30 Uhr aber täglich für den bewilligungsfreien Verspätungsabbau genutzt wird. Zusätzliche Bewegungen am Abend dürften nicht bewilligt werden, bis der Betriebsschluss um 23 Uhr der Normalfall ist, lässt sich Schutzverbandspräsident Thomas Hardegger zitieren.
Aufhorchen lässt eher das Veto der Swiss und des Pilotenverbands Aeropers. Nebst dem Aspekt, dass die Slots an die Konkurrenz gehen könnten, hat für den Homecarrier die Stabilisierung des Betriebs erste Priorität. Bevor man an mehr Flüge denke, solle die Pünktlichkeit verbessert werden. Tief in den Knochen liegt den Swiss-Leuten der Sommer 2018 mit den vielen Verspätungen.
«Zunehmend frustrierend»
Ähnlich tönt es bei Aeropers. «Die Erfahrungen, die unsere Piloten im letzten Sommer und auch dieses Jahr schon wieder machten, zeigen deutlich, dass zusätzliche Flugbewegungen im Moment nicht angebracht sind», so Mediensprecher Thomas Steffen. Auch ohne aussergewöhnliche Wetterbedingungen sei ein pünktlicher Abflug in Zürich wegen Kapazitätsengpässen oft nicht möglich. Und jeder zusätzliche Flug verschärfe die Situation, welche für die Passagiere wie das Personal «zunehmend frustrierend» sei. Steffen schliesst mit einer Spitze gegen den Flughafen: «Offensichtlich ist ihm die weitere Steigerung der Einnahmen wichtiger als die Verbesserung der Situation für die aktuellen Kunden».
Flughafensprecherin Zöchling widerspricht: «Darum geht es nicht. Wir möchten den Airlines ermöglichen, ihren Kunden ein möglichst attraktives Langstreckennetz anzubieten.»
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