Strom aus Regen
Ein Teenager aus Aserbeidschan will die Einwohner regenreicher Länder mit hausgemachter Energie versorgen.

Von Amina Nazarli, «Azernews», Aserbeidschan
Sie ist erst 15 Jahre alt und hat schon ein ausgeklügeltes Gerät entworfen, das aus Regentropfen Strom erzeugt. Reyhan Jamalova ist im neunten Schuljahr am Istek Lyceum in Baku, der Hauptstadt von Aserbeidschan. Die Idee kam ihr als ihr Vater sich die Frage stellte: «Wenn man mit Wind Energie erzeugen kann, warum nicht mit Regen?»
Regen ist eine der wenigen Energiequellen der Natur die noch nicht genutzt wird. Wenn es regnet, können Milliarden Liter Wasser herunterkommen, die eine enorme Energiequelle sein könnten, wenn sie richtig genutzt werden. «Wir haben Rainergy entworfen, um mit Regen Strom zu erzeugen und so dem Mangel an Energie in regenreichen aber einkommensschwachen Ländern zu begegnen», sagt Jamalova. Ihr Motto: «Haus für Haus Licht bringen.»
Jamalova und ihre Freundin Zahra Gasimzade haben mit der Hilfe ihrer Physiklehrer vier Monate lang berechnet und nachgedacht, um ein Gerät zu entwickeln, das aus Regenwasser Energie erzeugt. Aserbaischan unterstützte die erste Produktion mit 20 000 US Dollar. Seitdem haben auch andere Investoren Interesse für Rainergy gezeigt, vor allem aus Indien.
Sieben Liter Wasser versorgen 22 LED-Leuchten
Das neun Meter hohe Gerät besteht aus vier Teilen: einem Regensammler, einem Wassertank, einem elektrischen Generator und einer Batterie. Der Regensammler füllt den Tank mit Wasser, das später mit hoher Geschwindigkeit durch den Generator fliesst und so Strom erzeugt, der in der Batterie gespeichert wird. So kann das allgemeine Stromnetz entlastet werden, indem den Menschen eine zusätzliche Stromquelle zur Verfügung steht.
Das Team hat zwei Prototypen entwickelt: Der eine speist drei LED-Lampen, während der andere genug Energie produziert, um 22 LED-Lampen 50 Sekunden lang zu betreiben und dabei nur sieben Liter Regenwasser verbraucht. Jamalova sagt, dass das Gerät in ärmeren Gebieten genutzt werden kann, um beispielsweise Strassenbeleuchtung zu betreiben.
«Unser Gerät ist sehr viel effizienter als vergleichbare Systeme.»
Rainergy tritt an gegen erneuerbare Energie aus Solarpanelen, Windkraftwerken und Piezoelektrizität (die erzeugt wird, wenn bestimmte Stoffe verformt werden). Die meisten dieser Alternativen erfordern hohe Investitionen, Arbeitskraft und Energie sowie Elektrotechniker, um sie zu bauen und zu betreiben. Rainergy hingegen besteht aus einer einfachen Konstruktion.
«Unser Gerät ist sehr viel effizienter als vergleichbare Systeme», sagt Jamalova. Piezoelektrische Generatoren, die Regen nutzen, produzieren nur 24 Mikrowatt an Strom, meint sie. Auch die CO2-Bilanz ihres Systems sei sehr vorteilhaft: Es erzeugt nur 10 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Da sei «sehr niedrig im Vergleich zu den Alternativen». Zudem speichert Rainergy den Strom in einer Batterie, sodass er auch zur Verfügung steht, wenn es nicht regnet.

Rainergy wurde erstmals öffentlich vorgestellt beim Globalen Gipfel der Innovation in Indien im November 2017. Zwar wurde das Gerät ursprünglich konzipiert für den Einsatz in jenen Regionen von Aserbeidschan, in denen es am meisten regnet. Aber tatsächlich ist Aserbeidschan kein regenreiches Land – und nun soll das System international vermarktet werden.
In Ländern wie den Philippinen, Indien, Malaysia oder Indonesien, in denen der Monsun regelmässig auftritt, wäre es perfekt geeignet, um die Menschen wenig abhängig vom Stromnetz zu machen und ihnen leichter Strom zu liefern. In Indien haben 21 Prozent der Bevölkerung keinen Strom, auf den Philippinen sind es elf Prozent, wie das Global Tracking Network berichtet. «Wir wollen ein Geschäft mit diesem Gerät gründen», sagt Jamalova. Vorerst hat Rainergy der jungen Erfinderin einen Platz gebracht auf der «Forbes»-Liste der «30 Besten unter 30 in Asien» – das erste Mal, dass jemand aus Aserbeidschan das geschafft hat.

«Azernews»/ Aserbeidschan/Amina Nazarli
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