Studentin verliert bei Protest in Israel ein Auge
Emily Henochowicz ist Kunststudentin in New York und verbringt viele Stunden mit Zeichnen. Ein Auslandsemester in Israel hat jedoch ihr Leben verändert.

Zurzeit arbeitet Emily Henochowicz an einem Selbstportrait, weil sie, wie sie sagt, die Veränderungen in ihrem Gesicht darstellen muss. Ein Pflaster auf dem linken Brillenglas bedeckt ihre Augenhöhle, darunter ist eine Narbe sichtbar. Ihr linkes Auge wurde vollkommen zerstört und mehrere Knochen in ihrem Gesicht zerschmettert, als israelische Grenzposten während einer Demonstration mit Tränengas auf die 21-Jährige schossen.
Die Enkelin eines Holocaust-Überlebenden, die neben der US- auch die israelische Staatsbürgerschaft besitzt, verbrachte das vergangene Semester in Israel. Dort nahm sie Ende Mai an der Grenze zum Westjordanland an einer Demonstration teil, um gegen den israelischen Angriff auf eine mit Hilfsgütern für den Gazastreifen beladene internationale Flotte zu protestieren. Bei dem Angriff kamen neun türkische Aktivisten an Bord ums Leben.
«Gegen Regeln verstossen»
Ein Online-Video deutet darauf hin, dass die junge Amerikanerin weit weg von denjenigen Demonstranten stand, die mit Steinen warfen, und keine Bedrohung für die israelischen Soldaten darstellte, bevor sie in ihre Richtung feuerten. Nach eigener Aussage hat die Studentin nur eine österreichische und eine türkische Flagge geschwenkt. Sie habe neben niemandem gestanden, der Steine geworfen habe.
Vor kurzem nahm die israelische Polizei die Ermittlungen in dem Fall auf, wie Emily Schaeffer, die Anwältin des Opfers, mitteilte. Sie sagte: «Was wir gegenüber der Polizei geltend machen wollten, ist, dass bei dem Angriff gegen die Einsatzregeln verstossen wurde, und aus geringer Distanz direkt auf das Opfer gezielt wurde.».
30'000 Dollar für Arztrechnungen
Nach einem Bericht der israelischen Zeitung «Haaretz», die ihren Artikel auf einen früheren Polizeibericht stützte, prallte das Tränengasgeschoss an einer Wand ab und explodierte nahe Henochowicz' Gesicht. Die Zeitung zitierte auch einen Polizisten, der sagte, die Polizei habe nicht auf die junge Frau gezielt.
Die 21-Jährige kehrte Anfang Juni wieder zurück in die USA, in das Haus ihrer Eltern in Potomac im US-Staat Maryland. Seither musst sie viel Zeit beim Arzt verbringen. Ihre Familie hat bislang über 30'000 Dollar für Arztrechnungen ausgegeben, 10'000 Dollar davon aus eigener Tasche.
Trotz allem optimistisch
Die Studentin musste sich mehreren Gesichtsoperationen unterziehen. Trotzdem ist sie optimistisch. «Es hätte noch viel schlimmer ausgehen können», sagte sie während eines Interviews. Das Zeichnen hilft ihr dabei, sich von der Tortur zu erholen. Hunderte Bleistiftzeichnungen stapeln sich im Haus ihrer Eltern, auf dem Tisch im Esszimmer und auf dem Klavier.
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