Studie: Der Golfstrom wird schwächer
Eigentlich bringt er warmes Wasser und sorgt für ein mildes Klima in unseren Breitengraden: Doch nun verändert sich der Golfstrom – wegen der Klimaerwärmung.
Der Golfstrom ist wichtig für das milde Klima in Westeuropa. Denn er wärmt die kalte Luft auf, die von Nordamerika her über den Atlantik nach Westeuropa strömt:

Ohne ihn wäre es hier kälter: Der Golfstrom wärmt die Luft über dem Atlantik auf. Video: Youtube / RAPIDWATCH (13. Oktober 2008)
Einer Studie zufolge hat sich diese Meereströmung im Laufe des 20. Jahrhunderts so stark verlangsamt wie anscheinend seit tausend Jahren nicht. Mögliche Ursache der Abschwächung sei der menschengemachte Klimawandel, vermuten die Wissenschaftler.
Besonders in den letzten Jahrzehnten habe sich die warme Meeresströmung deutlich abgeschwächt, berichtet ein internationales Forscherteam um Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Fachjournal «Nature Climate Change». Ein unabhängiger Experte bewertet diese Einschätzung indes skeptisch.
Rückschlüsse auf die Stärke der Ströme
Die Wissenschaftler untersuchten die Temperaturen an der Wasseroberfläche im Nordatlantik. Da diese entscheidend von Meeresströmungen abhängen, erlauben sie Rückschlüsse auf die Stärke solcher Ströme. Die Temperaturen vergangener Jahrhunderte ermittelten die Forscher indirekt aus der Analyse etwa von Ablagerungen am Meeresboden, Korallen, Baumringen oder Eisbohrkernen:

Dabei haben sie gefunden, dass sich trotz fortschreitender globaler Erwärmung ein Teil des nördlichen Atlantiks in den letzten hundert Jahren abgekühlt hat. Diese Abkühlung sei stärker als von den meisten Computermodellen errechnet, berichten Rahmstorf und seine Kollegen des Instituts.
Dies liege offenbar daran, dass sich die grosse Umwälzströmung im Atlantik, die sogenannte Atlantic Meridional Overturning Circulation (AMOC), im 20. Jahrhundert deutlich abgeschwächt hat. Seit 1990 habe sie allerdings wieder ein wenig an Kraft gewonnen. Der Golfstrom ist Teil dieser Umwälzströmung.
Mehr Süsswasser
Als Ursache der Abschwächung nehmen die Forscher den Klimawandel an. Durch die Erwärmung schmelze immer mehr Eis auf Grönland, das als Süsswasser ins Meer fliesse. Das verändere die Dichte des Meerwassers und dadurch auch das Strömungsverhalten. Der Golfstrom werde langsamer.

«Dieser Effekt könnte noch zunehmen, wenn die weltweiten Temperaturen weiter ansteigen», sagte Mitautor Jason Box von der Geologischen Forschungsanstalt für Dänemark und Grönland. Der Golfstrom sorgt für das meist milde Klima in West- und Mitteleuropa, da er Wärme von der Karibik transportiert.
Klima bei uns
Eine Verlangsamung der Meeresströmung beträfe nicht nur das Meer, sondern auch das Klima bei uns. «Das relativ kalte Wasser im Nordatlantik kann bis nach Europa hinein leicht kühlend wirken, am stärksten in Küstennähe», sagte Rahmstorf. «Einige Studien deuten auch auf einen Zusammenhang zwischen den Wassertemperaturen im Nordatlantik und den Wintertemperaturen in Nordeuropa hin.»
Die anhaltende Erwärmung der Landmassen werde durch die Abkühlung über dem Nordatlantik aber wohl kaum verringert.
Kritik an der Studie
Der Klimaforscher Martin Visbeck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sieht Rahmstorfs Deutung der Ergebnisse kritisch: «Die Konzentration der Studie auf den subpolaren Teil des Atlantiks und die spektrale Analyse sind interessant», sagt er.
Aber es gebe auch andere Schätzungen der AMOC, die auf einen ganz anderen Verlauf hindeuteten. Die Arbeit biete keine starken Hinweise auf die Entwicklung der AMOC während der letzten 50 Jahre.
SDA/pst
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