Südkurve verherrlicht Gewalt und Pyros
Die Gewalt von Fussballfans hat mit dem Angriff auf zwei zivile Stadtpolizisten eine neue Eskalationsstufe erreicht. In einem Video zelebrieren die Ultras die Konfrontation mit der Polizei.
Wenn im Cup-Halbfinal vom Mittwoch die Grasshoppers und der FC Zürich erneut aufeinandertreffen, muss die Polizei wieder mit einem Grossaufgebot ausrücken. Denn es ist schon fast üblich, dass sich militante Fans der beiden Clubs vor oder nach dem Spiel zu verprügeln versuchen. So verhinderte die Polizei am Derby vom letzten Sonntag gleich zweimal ein Aufeinandertreffen rivalisierender Fangruppierungen rund um das Stadion. Und beim Limmatplatz schritten die Polizisten ein, als GC-Fans einen Mann angriffen, der FCZ-Fanartikel trug. Höhepunkt der Eskalation: Im Niederdorf griffen am Samstag rund hundert FCZ-Fans zwei Zivilfahnder an. Einer rettete sich mit einem Sprung über eine Mauer, der andere zückte die Dienstwaffe, um die Ultras in Schach zu halten.
Weitere Beispiele aus der jüngsten Zeit: Anfang Februar hatten ebenfalls GC-Fans in Winterthur einen 14-jährigen Knaben – keinen Fussballfan notabene – spitalreif geschlagen. Im letzten November wurden Mitglieder der Grasshoppers-Fanszene in der Sporthalle Leimbach von zwanzig bis dreissig vermummten FCZ-Hooligans mit Fusstritten und Faustschlägen attackiert. Zehn Männer im Alter zwischen 21 und 32 Jahren wurden verletzt. Im Oktober griffen Stunden vor dem Fussballderby in Zürich gewaltbereite Fans des FC Zürich den traditionellen Fanmarsch des Grasshopper-Clubs an. Die Stadtpolizei Zürich ging mit Wasserwerfern, Reizstoff und Gummischrot dazwischen und verhinderte so ein Aufeinandertreffen der mehreren Hundert Hooligans.
Mit «Orbit» gegen Fussballgewalt
Die von Stadtrat Richard Wolff (AL) eingesetzte Arbeitsgruppe namens «Orbit» verfolge das Ziel, Massnahmen gegen die Gewalt zu entwickeln, die von radikalisierten Fangruppen und Einzelpersonen ausserhalb der Fussballstadien ausgeübt wird. «Orbit» bezeichnet die Umlaufbahn eines Satelliten um einen Himmelskörper. Die Arbeitsgruppe fokussiert auf Themen, die sich «im Orbit» der Fussballspiele abspielen und nicht im Stadion selbst.
Laut Robert Soos, Sprecher des Sicherheitsdepartements, nehmen in der Arbeitsgruppe Mitarbeitende der Stadtpolizei, SIP Züri, Jugend- und Fanarbeit, sowie des Sicherheits-, Sozial- sowie Schul- und Sportdepartements Einsitz. Die Stadt Zürich wähle einen praxisbezogenen Ansatz, um an das Gewaltproblem heranzugehen. Die Ursachen und Probleme für die Gewalt bei Fussballspielen sind aus Sicht der Stadt vielfältig. Lösungen zu finden, sei sehr anspruchsvoll. Die Situation kann sich laufend verändern, sagt Soos. «So hat sich die Gewalt von den Stadien weg auf die Strasse verlagert.» Deshalb sei eine Vernetzung innerhalb der Stadtverwaltung, aber auch mit aussenstehenden Gremien wie Clubs, Fussballverband und der kantonalen Polizeidirektoren sehr wichtig. Soos betont, dass die Stadtpolizei selbstverständlich immer auch versuche, Täter zu ermitteln.
Zweiminütiger «Werbefilm» der Südkurve
Auf der Homepage der Südkurve, der Vereinigung der FCZ-Fans, werden in einem zweiminütigen Film Gewalt gegen Polizisten und Sicherheitsleute gezeigt und Pyros verherrlicht. Der Film macht Werbung für eine DVD über die Südkurve zwischen 2010 und 2015, die im März veröffentlicht wird. Pikant: Im Film kommt eine Szene vor, in der eine FCZ-Fangruppe ebenfalls Jagd macht auf Zivilfahnder. Und auch damals schon musste der Polizist seine Waffe zücken – vermutlich bei einem Auswärtsspiel.
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