Sulzer will Beschichtungssparte verkaufen – Aktie stürzt ab
Überraschend schwache Zahlen: Der Industriekonzern Sulzer will eine Unternehmenseinheit mit 2500 Mitarbeitern verkaufen. Ein möglicher Abnehmer ist kein Unbekannter in der Schweiz.

Der Industriekonzern Sulzer meldet überraschend schwache Halbjahreszahlen. Vor allem der Verkauf von Abwasserpumpen und der Unterhalt von Turbomaschinen liefen schlecht. Veräussert werden soll nun aber das Oberflächen- und Beschichtungsgeschäft (Sulzer Metco).
Viktor Vekselberg, der rund 31 Prozent an Sulzer hält und auch die Industriegruppe Oerlikon kontrolliert, habe nicht Einfluss genommen und werde bei den Verkaufsverhandlungen in den Ausstand treten, sagte Sulzer-Chef Klaus Stahlmann in Zürich.
Oerlikon Kaufinteressent
Oerlikon ist mit dem Segment Coating und der Liechtensteiner Tochter Oerlikon Balzers in der Beschichtungstechnologie tätig und wurde von Analysten als erster Kaufinteressent für Sulzer Metco gehandelt. Oerlikon habe die Verkaufsabsicht zur Kenntnis genommen, wolle dies aber nicht weiter kommentieren, sagte Konzernsprecher Burkhard Böndel auf Anfrage.
Bis Ende Jahr soll unter Vermittlung der federführenden Bank Credit Suisse ein neuer Eigentümer für die ganze Sulzer Metco gefunden sein, sagte Stahlmann. Die Division beschäftigt 2489 Mitarbeitende, davon 205 in Wohlen AG und 25 in der Konzernzentrale in Winterthur. Kunden sind vor allem Auto- und Flugzeughersteller sowie die allgemeine Industrie.
Drei Schlüsselmärkte
Der Verkauf der nach Umsatz drittgrössten Division soll zusätzliche Mittel für Akquisitionen und Investitionen verfügbar machen. Sulzer will sich auf drei Schlüsselmärkte fokussieren, auf betriebskritische Anlagen für Öl/Gas, Energie und Wasser.
Dabei solle Sulzer stärker als «ein» Unternehmen agieren und divisionsübergreifend besser zusammenarbeiten, sagte Stahlmann. Als Beispiel nannte er ein Serviceangebot aus einer Hand für Turbinen, Kompressoren, Generatoren, Motoren und Pumpen. Auch im Finanz- und Personalwesen sowie in der Informatik sollen Kosten gesenkt werden.
Zu einem möglichen Stellenabbau wollte sich Stahlmann nicht äussern. Das Management habe die strategische Fokussierung dem Verwaltungsrat vorgeschlagen. Sie habe nichts mit der guten Leistungsfähigkeit von Sulzer Metco zu tun .
So verzeichnete Sulzer Metco im Halbjahr mit 4,5 Prozent das stärkste Umsatzwachstum der vier Divisionen. Ihr Betriebsgewinn (Ebit) sank zwar um 8,1 Prozent, im Pumpengeschäft (Sulzer Pumps) und bei den Ersatzteilen für rotierende Maschinen (Sulzer Turbo Services) verschlechterte sich das Ergebnis mit -36,1 respektive -26,9 Prozent markanter.
Gewinnpumpe ausgefallen
Die Gewinnpumpe von Sulzer sei ausgefallen, kommentierte die Bank Notenstein. Vor allem im kriselnden Südeuropa blieb Sulzer auf Abwasserpumpen sitzen. Und in Grossbritannien verzichteten Kunden auf Unterhalt an elektromechanischen Anlagen, ebenso australische Bergbaukonzerne.
Dies führte zu tieferer Auslastung und Einnahmeschwund. Bei den Turbo Services passt Sulzer die Kapazitäten in Grossbritannien und Australien an. Im Pumpengeschäft sollen Produktionsstätten in den USA und Finnland zusammengelegt werden. Sulzer Metco schloss einen Standort in Frankreich.
Der Konzern verbuchte für das Halbjahr Restrukturierungskosten von 5,9 (Vorjahresperiode: 1,0) Millionen Franken und machte höhere IT-Kosten geltend. Unter dem Stricht führte dies zu einem Einbruch des Reingewinns um 23,1 Prozent auf 99,5 Millionen Franken.
Kurssturz
Nachdem der Traditionskonzern relativ stabil durch die Finanzkrise gekommen ist, reagierten die Anleger nervös: Zum Handelsschluss verzeichnete die Sulzer-Aktie einen Kursverlust von 14,6 Prozent.
Umsatz, Ebit und Reingewinn lagen unter den Erwartungen. Der Bestellungseingang hingegen überraschte die Analysten mit einem Plus von 3,8 Prozent auf 2,1 Milliarden Fr. positiv. Er übertraf weiterhin den Umsatz, der um 1,1 Prozent auf 1,9 Milliarden Fr. sank.
Zudem schrieben alle Divisionen Gewinne, wenn auch kleinere. Die Bilanz sei mit einer Eigenkapitalquote von 49 Prozent weiterhin sehr solide, sagte Stahlmann. Für das Gesamtjahr stellte er ein leichtes Wachstum von Bestellungseingang und Umsatz in Aussicht. Die Rentabilität dürfte im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgehen. Revidieren müsse er die Mittelfristziele.
SDA
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