Swiss-Crew ärgert sich über «Aurora»
Ein neues Planungssystem sorgt bei Piloten und Kabinenpersonal der Swiss für Frust. Sie fühlen sich übergangen.

Den passenden Namen für ein Projekt zu finden, ist immer so eine Sache. Er soll schön sein, einfach zu merken und aussagekräftig. Aber es gibt immer auch ein Risiko: Läuft das geplante Projekt schief, kann der Name schnell für Spott sorgen.
Das kann man derzeit beobachten, wenn man Piloten und Flugbegleitern von Swiss das Wort «Aurora» zuraunt, Lateinisch für «Morgenröte». Ein Augenrollen ist die zurückhaltendste Reaktion, die man dazu erhält.
«Viel Verbesserungspotenzial»
Mit Aurora hat man bei der Fluggesellschaft das Projekt der Einführung eines neuen Crew-Planungssystems betitelt. Hersteller Jeppesen hatte die alte Version nicht mehr unterstützt, was den Wechsel nötig machte. Seit Mitte September ist das neue Informatiksystem zur Einteilung der Crews auf die Flüge im Einsatz. «Die Einführung verlief ohne Auswirkungen auf den Flugbetrieb, was in Anbetracht der Systemkomplexität mit über 80 internen und externen Schnittstellen keine Selbstverständlichkeit ist», erklärt eine Sprecherin von Swiss.
Piloten und Flugbegleiter sehen das freilich ganz anders. «Meine Arbeit ist viel zeitaufwendiger geworden», beschwert sich etwa ein Pilot. Er und mehrere seiner Kollegen bemängeln, dass zuvor einfach zugängliche Informationen nur noch schwer auffindbar seien – so sehe man nicht mehr auf einen Blick, mit wem man auf den Flügen eingeteilt sei. «Die Zusatzschritte kosten Zeit.» Es sei Zeit, die er im Zweifel ausserhalb der bezahlten Arbeitsstunden aufbringe.
Informationen über die Destination – etwa das Gepäckband am Flughafen, das Hotel oder Wegbeschreibungen am Flughafen – seien nicht mehr im System integriert. Auch beim Pilotenverband Aeropers, dem Pilotenverband von Swiss und Edelweiss, sind «Aurora» und das neue System daher ein Thema. «Es macht gewisse Arbeiten für die Besatzungen im Moment komplizierter; es gibt noch viel Verbesserungspotenzial», sagt Sprecher Thomas Steffen.
Ärger beim Kabinenpersonal
Auch das Kabinenpersonal ist sauer. «Die Bedürfnisse der Flugbegleiter, um ihre tägliche Arbeit durchführen zu können, sind praktisch nicht berücksichtigt worden», so Denny Manimanakis, Vorstand des Personalverbandes Kapers. Was ihn auch stört: Die Gewerkschaft wurde bei der Lancierung des neuen Systems nicht miteinbezogen. Swiss habe dadurch «einmal mehr an den Bedürfnissen der Mitarbeiter vorbeigeplant». Piloten, die anonym bleiben wollen, werden deutlicher. «Man hat bei essenziellen Funktionen gespart, die uns die Arbeit sehr erleichtert hätten.»
Die Fluggesellschaft sieht das anders. Im Rahmen der Entwicklung in den vergangenen Jahren habe man regelmässig fliegende Angestellte zu «Review Meetings mit dem Dienstleister eingeladen», um deren Meinungen und Inputs abzuholen. Immerhin: Nachdem die Crews sich wiederholt beschwert haben, plant Swiss laut Kapers-Vorstand Manimanakis Arbeitsgruppen, um die Probleme mit dem Projekt «Aurora» anzugehen.
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