Swiss Indoors vor einer unsicheren Zukunft
Das Basler Tennisturnier scheint bereit für die Nach-Federer-Ära. Trotzdem bleiben Fragen – und ab 2019 drohen sogar grössere Unwägbarkeiten.

2016 werde zu einem Testlauf, hatte Organisationschef Roger Brennwald vor den Swiss Indoors gesagt. Er erhoffte sich Aufschlüsse zur Frage, wie Zuschauer und Medien darauf reagieren würden, dass erstmals seit zehn Jahren Roger Federer fehlte, der seit 2006 ebenso oft im Endspiel gestanden war und es sieben Mal gewonnen hatte.
Die Antworten, die er erhielt, waren auf den ersten Blick beruhigend, seine Bilanz höchst positiv. Nicht nur wurden erneut über 70'000 Zuschauer registriert – wobei unklar ist, wie viele Tickets noch wegen Federer oder Nadal verkauft wurden –, die Tribünen waren meist sehr gut gefüllt oder voll, viele Partien spannend und hochklassig.
Nach dem Rausch der Kater?
Die Nach-Federer-Ära wird kommen, und die Indoors scheinen dafür gerüstet. Basel ist eine Tennisstadt, sie hat in diesem Sport Tradition, Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit. Jeder weiss, dass Brennwald alles tut, um die Weltklasse zu präsentieren.
Das war schon vor Federer so: Es gibt kaum eine Tennisgrösse, die seit 1970 nicht den Weg an sein Turnier gefunden hätte, oft in einer frühen Phase der Karriere. Lendl, Borg, McEnroe, Becker, Edberg, Noah, Courier, Sampras, Agassi, Connors… Basel war immer wieder ein wichtiger Schauplatz des Welttennis.
Alles deutet darauf hin, dass der 18-Millionen-Event nach Federer an die Zeit vor ihm anknüpfen wird. Nach dem traumhaften Rausch wird er wieder in gemässigtere Bahnen zurückkehren, wobei auch diese spektakulär sein können. Dennoch ist die Zukunft unwägbar und unberechenbar. So beliebt und verankert das ATP-500-Turnier auch ist: Seine Entwicklung wird massgeblich von einigen Faktoren abhängen, die es nicht oder nur beschränkt beeinflussen kann.
Rindsfilet statt Kaviar
Da ist die Frage, wie tennisgesättigt die verwöhnten Zuschauer sein werden. Ob sie es goutieren, statt Kaviar wieder Rindsfilet serviert zu bekommen. Da ist die Ungewissheit, ob es gelingt, die finanzielle Situation zu stabilisieren durch eine neue, tragende Partnerschaft.
Ein Unterfangen, bei dem sich die mandatierte Agentur Infront Ringier seit zwei Jahren enorm schwer tut – was in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten allerdings auch nicht wirklich erstaunen kann. Zumal die Swiss Indoors ein teurer, exklusiver Anlass sind, mit ihrer Grösse aber in einem Niemandsland schweben. Dem kleinen Schweizer Markt sind sie entwachsen, international aber doch von beschränktem, geografisch je nach Turnierverlauf wechselndem punktuellen Interesse.
Datum und Status als Basis
Die grösste Gefahr droht indessen von der ATP-Tour selber – vor allem, wenn diese ihr Finalturnier von London abziehen und es einem neuen Markt vergeben würde. Gerade in diesem Fall könnte Basel seinen privilegierten Status in der zweithöchsten Stufe und/oder den guten Platz im Kalender verlieren, da dann auch die Herbstturniere neu aufgestellt werden könnten. Das wäre fatal, dessen ist sich Brennwald bewusst: Weltstars könnte er mit einem Turnier der untersten Kategorie kaum mehr verpflichten.

Der 70-jährige Steuermann und seine Crew sind realitätsnah genug, alles Mögliche zu tun, um ihren Besitzstand zu wahren – und vielleicht sogar auszubauen. Dass die ATP-Tour über grundlegende Änderungen diskutiert, die ab 2019 zum Tragen kommen würden, könnte auch eine Chance sein. Die Swiss Indoors gehören mit Dubai, Rotterdam und Peking zu den stärksten ATP-500-Turnieren.
Eine neue Kategorie?
Der OK-Chef erwähnte sogar die vage Idee, dass für diese Anlässe eine neue Kategorie gebildet werden könnte, in der der Sieger nach heutigem Standard 750 (statt 500) Punkte erhalten würde. Der Weg dorthin ist aber weit.
Vorerst geht es für die teuerste Schweizer Sportveranstaltung vor allem darum, sich optimal mit der Renovation der St.-Jakobshalle zu arrangieren. Diese soll bis zum Turnier 2018 abgeschlossen sein. Läuft alles wunschgemäss, ist auch Federer dann noch dabei. Was danach kommt, steht in den Sternen – wobei diese den Swiss Indoors schon oft gut gesinnt waren.
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