Swisscom lanciert Flatrate beim mobilen Surfen
Swisscom-Kunden können ab Ende Juni unlimitiert im Mobilfunknetz surfen. Unterschiede gibt es bei der Schnelligkeit. Je teurer das Abo, desto rascher ist man im Netz unterwegs.

Die Swisscom schafft die mühsame Datenvolumenzählerei bei Handyabos ab. Das Unternehmen lanciert fünf neue Angebote namens «Infinity», die alle ein unbegrenztes Datenvolumen fürs Surfen im Mobilfunknetz enthalten. Die Kunden können also soviel surfen wie sie wollen, ohne Mehrkosten zu haben. Heute beinhalten Mobilfunkabos meist eine begrenzte Datenmenge. Wird diese überschritten, fallen oft Zusatzkosten an.
Surfgeschwindigkeit: Im Stau oder auf der Überholspur
Neu wird aber nach Geschwindigkeit unterschieden: So surft man beispielsweise mit dem günstigsten Abo Infinity XS mit 0,2 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), was gerade für die Mail-Abfrage und Synchronisieren ausreichen wird. «Auch diese Kunden können natürlich Videos gucken, wir sperren da gar nichts, aber bei ihnen wird halt der Film ruckeln», sagt Swisscom-Chef Carsten Schloter vor den Medien.
Beim XL Abo ist man ab Dezember mit bis zu 100 Mbit im Mobilfunknetz. Beim mittleren Angebot (Infinity M) sind es 7,2 Mbit. Bei allen fünf Abos ist auch SMS/MMS sowie Telefonie auf alle Netze in der Schweiz unlimitiert. Das teuerste Abo enthält auch unbeschränkte Gespräche in die EU und nach Nordamerika.
Vergleich mit dem Festnetz
Damit führe die Swisscom als erster Anbieter der Welt im Mobilfunk die gleiche Tarifstruktur ein wie im Festnetz, sagte Swisscom-Chef Carsten Schloter heute vor den Medien in Zürich. Dort sind bereits seit Jahren nach Geschwindigkeiten unterschiedliche Abos gang und gäbe. Zum Vergleich: Die meist genutzte Internetgeschwindigkeit im Festnetz liegt bei der Swisscom bei 10 Mbit/s.
Datenvolumen steigt mit jeder neuen Smartphone-Generation
50 bis 60 Prozent der Swisscom-Kunden besitzen laut Schloter ein Smartphone, 80 Prozent der Neukunden entscheiden sich für eines. Am Beispiel des iPhones zeigte Schloter auf, dass mit jeder neuen Smartphone-Generation aufgrund neuer Dienste wie zum Beispiel iTunes Match auch das Datenvolumen steigt. Nutzer des iPhone 4S verbrauchen zum Beispiel 30 Prozent mehr Daten als Käufer des Vorgängermodells. Betriebssystem und Apps greifen zunehmend automatisch auf das Datennetz zu. Für den Kunden sei es immer weniger nachvollziehbar, wann er wo wie viele Daten verbrauche. «Deshalb haben die heutigen Preismodelle ausgedient», ist Schloter überzeugt.
Stoss gegen die Konkurrenz
Erhältlich sind die neuen Mobilfunkabonnements ab dem 25. Juni. Das günstigste ist für 59 Franken pro Monat, das teuerste für 169 Franken pro Monat erhältlich.
Die neuen Abos richteten sich nicht in erster Linie gegen die Konkurrenten Orange und Sunrise, sondern gegen Internetangebote wie beispielsweise WhatsApp, Facebook oder Skype, sagte Schloter: «Wenn wir nichts tun, werden zunehmend mehr SMS- und Sprachtelefonie- Umsätze aus unseren Büchern verschwinden.»
Die Kunden würden dann immer mehr auf solche Angebote ausweichen, um SMS zu schicken oder zu telefonieren, erklärte Schloter. Bereits jetzt würden die Jugendlichen viel weniger telefonieren als noch vor einem Jahr, weil sie sich zunehmend in den sozialen Netzwerken tummelten.
Umsatzrückgang
Dieser Effekt hinterlässt schon heute deutliche Spuren in der Rechnung. Im ersten Quartal sank bei der Swisscom der Umsatz mit einzeln verrechneten SMS im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 28 Prozent auf 59 Millionen Franken.
Die Tarifmodelle mit einzeln verrechneten SMS und Gesprächsminuten hätten ausgedient, sagte Schloter. Sie deckten die Bedürfnisse der Kunden immer weniger ab.
Die Abschaffung der Einzelabrechnung im Mobilfunk dürfte auch aufs Festnetz auswirken. Auch dort ist eine Abschaffung der Minutentarife zu erwarten.
Finanziell schlagen sich die neuen Tarifstrukturen in den Büchern der Swisscom deutlich nieder. Die Swisscom rechne durch die Preiserosion erneut mit einer Umsatzeinbusse von rund 500 Millionen Franken im laufenden Jahr, sagte Schloter.
Für den grössten Teil davon dürften die neuen Mobilfunkabos verantwortlich sein. Unklar sei noch, wie viele Kunden wegen der neuen Mobilfunkabos ihren Festnetzanschluss aufgeben würden, sagte Schloter.
Flaschenhals im Zug
Die schöne neue Welt des unbeschränkten Internetsurfens breitet sich aber nicht überall aus. Im Zug dürfte die Versorgung in den nächsten Jahren trotz Aufrüstung der Waggons eher noch schwieriger werden als heute, sagte Schloter.
In der Eisenbahn wird die Datenautobahn schnell einmal zum Flaschenhals, weil durch den Boom der Alleskönnerhandys und Tabletcomputer sich immer mehr Leute die beschränkten Übertragungskapazitäten in den Waggons teilen müssen. Selbst wenn man eine Bandbreite von 42 Mbit/s in den Zug reinbringe, müssten sich mehrere hundert Leute diese Geschwindigkeit teilen, sagte Schloter.
SDA/ah
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