Swisscom lüftet Geheimnis um schwarze Boxen am HB Zürich
Die schwarzen Kästchen über Werbeplakaten im Zürcher Hauptbahnhof sind umstritten. Einige wurden sogar zerstört.

Die schwarzen Boxen über den Werbeplakaten dienen tatsächlich dazu, Werbung interaktiv zu machen und auf Handys zu schicken. Dies bestätigt die Swisscom heute in einer Medienmitteilung. Am Freitag wollten weder die SBB noch die APG, die die Plakatflächen bewirtschaftet, etwas zu den mysteriösen Kästchen sagen. Christian Hänggi von der werbekritischen IG Plakat Raum Gesellschaft nahm an, dass die Boxen über einen hohen Ton mit mobilen Geräten in Kontakt treten können.
Boxen am Wochenende zerstört
Genau das tun diese schwarzen Kästchen im HB Zürich. Die Swisscom nennt die Plattform Beem. Unbekannte haben am Wochenende einige dieser Boxen zerstört, wie die Swisscom auf Anfrage bestätigt. Diese würden nun ersetzt. Am Kampagnenstart vom 3. Juni ändert sich nichts. Die Plattform Beem gibt Personen, die sie nutzen, Informationen zum Beispiel zu aktuellen Angeboten zum gesehenen Plakat, zur Sendung oder zum Spot. Das können reine Zusatzinformationen sein, aber auch Gewinnspiele oder Gutscheine.
Damit Beem ein Signal empfangen kann, müsse der Smartphone-Nutzer die Beem-App oder eine Beem-fähige App offen haben. Zu Letzteren gehören die Apps von «20 Minuten», «Watson» und Bluewin. Zudem müsse der Nutzer den Zugriff der App auf das Mikrofon erlauben oder Bluetooth eingeschaltet haben. Empfängt das Smartphone ein Beem-Signal, zeigt dies die App an. Der Nutzer hat dann die Möglichkeit, auf den Beem-Button zu drücken. Dann registriere Beem das als Interaktion. Diese werde anonym gespeichert, verspricht die Swisscom. Und erst beim Kauf eines Angebots oder bei einer Teilnahme an einem Wettbewerb muss der Nutzer seine Kontaktangaben wie Name, Adresse, Telefonnummer und Mail eingeben.
Keine Bewegungsprofile
Wie heikel die Technik sein kann, ist der Swisscom offensichtlich bewusst. In der Medienmitteilung weist sie explizit darauf hin, dass ihr der Datenschutz wichtig sei und die Datenschutzverordnung jederzeit eingehalten werde. Daten des Nutzers würden nur dann an Werbetreibende weitergegeben, wenn dieser damit einverstanden sei, schreibt die Swisscom weiter. Es würden zudem keine Bewegungsprofile von Nutzern erstellt. Anonyme Daten würden aber für Werbekampagnen und Standortoptimierungen von Plakatstellen verwendet. Auch wenn das Mikrofon eingeschaltet sein muss, um Beem zu nutzen, könne die Technik keine Gespräche mithören.
Beem sendet ein Signal auf einer Frequenz, die von erwachsenen Menschen in der Regel nicht hörbar sei, schreibt die Swisscom weiter. Es sei so leise, dass jüngere Menschen sie nicht als störend empfinden würden. Tiere könnten das Signal zwar wahrnehmen. In wissenschaftlichen Tests sei jedoch kein auffälliges Verhalten beobachtet worden.
Tracking führte zu kritischen Reaktionen
Die Registrierung von Menschen im öffentlichen Raum ist stark umstritten. Vor zweieinhalb Jahren führte Valora einen Pilotversuch durch, ebenfalls am Zürcher HB. Die Betreibergesellschaft von K Kiosk, Caffè Spettacolo und Brezelkönig montierte in ihren Filialen Sensoren, welche die Wi-Fi-Signale aller Handys abfingen. So wollte Valora mehr über die Einkaufsgewohnheiten ihrer Kundinnen herausfinden. Das Unternehmen betonte, die Daten würden anonymisiert verwendet, der Versuch erfülle alle Vorgaben des Datenschutzes. Trotzdem führte das Tracking zu kritischen Reaktionen.
Der Versuch endete nach vier Monaten im Februar 2017. Dabei habe Valora Informationen zu den Besuchsfrequenzen und weitere Erkenntnisse gewonnen, sagt ein Sprecher. Seither habe man kein Projekt mehr mit Wi-Fi-Sensoren durchgeführt.
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