Geldberater: Der Marktschrei(b)erSwisscom überrascht positiv
Abheben mit Montana Aerospace +++ PSP Swiss Property profitiert
von Homeoffice +++ Landis+Gyr verbessert sich +++ Microsoft erntet die Früchte.

Swisscom: Halten
Es waren ungewohnte Töne aus Worblaufen am vorletzten Donnerstag: Wachstum in der Schweiz, deutlich mehr Gewinn, angehobene Jahresziele. Mit diesen Vorlagen im ersten Quartal ist die Swisscom ins neue Jahr gestartet und lässt damit das Corona-Jahr schnell vergessen. Hinzu kommt die Ankündigung einer neuen Partnerschaft mit dem Telecomanbieter Salt für den Ausbau des Glasfasernetzes. Die News kommen gut an. Die Aktien machten einen ungewohnten Kurssprung und gewannen zeitweise mehr als 5 Prozent. Seither pendeln sie leicht unter 500 Franken. Doch hält die Kursfantasie an? Die Ex-Monopolistin korrigiert in einem für sie ungewöhnlichen Schritt gar die Jahresziele nach oben. Weitere Sprünge erwarte ich zwar keine. Bei so einem stabilen und konservativ geführten Geschäft bestehen für mich indes wenig Zweifel, dass die Ziele in Reichweite liegen. Die Dividende ist gesichert. Marktstellung und operative Leistung rechtfertigen zudem auch das gegenwärtig hohe Kursniveau. Halten
Montana Aerospace: Dosiert kaufen
Jetzt Aktien eines Zulieferers der Flugzeugindustrie kaufen? Obwohl die Branche in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten steckt und der Aufschwung nicht in Sicht ist? Ja, jedenfalls wenn es sich um ein gut positioniertes Unternehmen handelt. Und das ist im Fall von Montana Aerospace der Fall. Während andere Zulieferer um ihre Existenz bangen, macht Montana vorwärts, nimmt Geld über die Börse auf und führt das ambitiöse Investitions- und Akquisitionsprogramm weiter. Montana will zu einem bedeutenden Luftfahrtzulieferer werden und profitiert, dass die Branche stark zersplittert ist und sich in der Krise viele Zukaufchancen ergeben. Und auch, dass die grossen Flugzeugbauer eine Konsolidierung ihrer Zulieferer erklärtermassen wünschen. Der Börsengang läuft, die Aktien sollen nächsten Mittwoch erstmals gehandelt werden. Die Preisspanne von 24.15 Franken bis 25.65 Franken pro Aktie scheint moderat, eine Zeichnung der Titel ist durchaus zu empfehlen. Die deutsche Privatbank Berenberg ist federführend bei der Emission; mit dabei ist auch die Zürcher Kantonalbank. Dosiert kaufen
PSP Swiss Property: Kaufen
Das Immobiliensegment der Schweizer Börse liegt im Vergleich zum Gesamtmarkt zurück. Seit Anfang Jahr ist der Sektorindex kaum vom Fleck gekommen, während der Swiss-Performance-Index, Abbild des Gesamtmarkts, rund 7 Prozent gewonnen hat. Ich frage mich deshalb, ob Immobilienaktien vor einer Renaissance stehen. Ein wesentliches Argument war in der Vergangenheit die Dividendenrendite. Es gilt heute noch, bei manchen Titeln erreicht die Rendite fast 4 Prozent. Nicht zuletzt wegen Covid-19 (Homeoffice) sind Investoren gegenüber Büroflächenanbietern aber vorsichtiger und setzen mehr auf Wohnimmobilien. Davon profitierten kleinere Gesellschaften wie Fundamenta Real Estate, Novavest oder Investis, die Anleger quasi als sichere Häfen auserkoren. Zu beachten ist aber die Marktenge dieser Titel. Unter den grossen Mitbewerbern ist für mich PSP Swiss Property in der Favoritenrolle. Warum? Die Entwicklung im ersten Quartal war bemerkenswert, und das Unternehmen hat die letzten Bewertungstests erfolgreich bestanden. Kaufen
Landis+Gyr: Abwarten
Werner Lieberherr hat ein Jahr als Chef von Landis+Gyr hinter sich. Das Ergebnis per Ende März – knapp 400 Millionen Dollar Verlust – präsentierte er am Mittwoch relativ lässig. Das liegt nicht nur daran, dass ihm die Zahlen auf Englisch nach den Jahren in den USA locker von der Zunge kommen. Und auch nicht nur daran, dass er den Verlust auf den Goodwill-Abschreiber von ebenfalls knapp 400 Millionen Dollar schieben konnte. Lieberherr geniesst noch den Bonus des Neulings. Er ist da, um die Fehler der Vorgänger zu beheben. Die Ausgangslage ist gut, im wichtigsten Markt USA sorgen «Bidenomics» für Aufwind. Doch der Aufwind konnte die Probleme nicht wegwehen. Das Unternehmen muss sich vom Stromzählerhersteller zum Energiedienstleister wandeln. Lieberherr versucht, Zauberwörter wie «intelligente Stromnetze» mit Leben zu füllen – mit Partnerschaften und Übernahmen. Zugleich hört man aber von den Kunden, dass Fragen zur Datensicherheit der Stromzähler zu Verzögerungen führen. Das nennt man dann auf Englisch vielleicht Smart Meter. Auf Schweizerdeutsch sage ich lieber: Wart witer! Abwarten
Microsoft: Halten
Es ist faszinierend zu sehen, wie Satya Nadella Microsoft umgebaut hat. Bis zu seinem Antritt als Chef vor sieben Jahren beherrschte Microsoft den Softwaresektor, war bekannt vor allem für Windows und Office – hatte aber wichtige Trends verschlafen. Die Entwicklung zu Smartphones etwa hatte der Konzern Apple und Google überlassen. Anders als sein Vorgänger Steve Ballmer verrannte sich Nadella nicht in einer hoffnungslosen Aufholjagd. Er machte den Konzern fit für den nächsten Trend: das Cloud-Computing, das Bereitstellen von IT-Diensten über Rechenzentren. Die Früchte der Strategie erntet Microsoft nun in Zeiten der Pandemie, in denen wir zu Hause arbeiten, lernen und spielen – zum grossen Teil mit Microsoft-Produkten. Zur Präsentation des Zahlenkranzes sagte Nadella, die Digitalisierung verlangsame sich selbst ein Jahr nach Beginn der Corona-Krise nicht. Microsoft wird auch profitieren, wenn sich die Zeiten normalisieren. Seit Antritt von Nadella sind Microsoft-Aktien mehr als 550 Prozent gestiegen, fast so stark wie die von Apple. Auf dem erreichten Niveau wären erst Rücksetzer eine Einladung zum langfristigen Einstieg. Halten
Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung. Weitere Artikel der «Finanz und Wirtschaft» finden Sie unter www.fuw.ch.
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