Syrische Spitäler gehören zur Kampfzone
Die Gewalt in Syrien macht auch vor den Verwundeten nicht halt. Laut Amnesty International müssen verwundete Regimegegner mit dem Schlimmsten rechnen. Auch Ärzte sind in Gefahr.

Verletzte Demonstranten sollen in syrischen Spitälern gefoltert worden sein. Das legt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) in einem heute veröffentlichten 39 Seiten starken Bericht nahe. In mindestens vier staatlichen Spitälern seien Verwundete misshandelt worden, unter anderem auch von medizinischem Personal. Zudem seien verletzte Regimegegner aus den Spitälern heraus verhaftet worden, genauso wie Ärzte und Pfleger, die eingelieferte Opfer von gewalttätigen Zusammenstössen mit Assads Sicherheitskräften behandeln wollten, berichtet AI weiter.
«Dass der Sicherheitsapparat in den Spitälern freie Hand hat und das Pflegepersonal an den Misshandlungen und Folterungen beteiligt war, ist zutiefst alarmierend», wird AI-Mitarbeiterin Cilina Nasser zitiert. Die Angst sei derart gross geworden, dass es viele vorzögen, schwere Verletzungen nicht behandeln zu lassen, als sich in medizinische Pflege zu begeben.
Prügel am Krankenbett
Die Vorfälle haben sich laut AI in Spitälern in Banias, Tell Kalakh und Homs ereignet. Aus Letzterem berichtete der Menschenrechtsorganisation ein besorgter Mediziner, er habe gesehen, wie vier Ärzte und 20 Krankenschwestern Patienten misshandelten.
Ein weiterer Augenzeuge berichtete AI von einem Mann, der am 22. August ins Krankenhaus von Tel Kalakh eingeliefert worden sei, nachdem ihn Beamte des Regimes verprügelt hätten. Als das Opfer aufgewacht sei, hätten etwa sieben bewaffnete Geheimpolizisten bereits in seinem Zimmer gewartet, um ihn erneut zusammenzuschlagen.
Blutreserven als Falle
In Homs seien Sicherheitskräfte, angeblich auf der Suche nach einem Militärangehörigen, ins Spital eingedrungen. Als sie ihn nicht fanden, sollen sie stattdessen 18 zum Teil schwer verletzte Patienten an einen unbekannten Ort mitgenommen haben.
Eine weitere Falle stellt laut AI die Versorgung mit Blutkonserven dar, die in Syrien einzig über die zentrale Blutbank bezogen werden können. «Mit jedem Patienten, der Schussverletzungen hat und dringend Blut braucht, kommen wir in ein Dilemma», sagt ein Arzt in einem privaten Spital in Homs. «Sobald wir eine Anfrage an die Blutbank senden, weiss man über ihn Bescheid. Dann setzen wir ihn der Gefahr aus, dass er verhaftet und gefoltert wird.»
Auch Ärzte und Pfleger, die verletzte Regimegegner behandeln, sind laut dem Bericht in Gefahr. In Homs seien Anfang August sieben Spitalmitarbeiter bei einer Razzia verhaftet worden, schreibt AI. Beim Verhör seien einige von ihnen schwer misshandelt worden, sagte ein Betroffener gegenüber AI. «Sie beschuldigten uns, die Leute zu behandeln, ohne sie zu melden. Sie wollten, dass wir ihnen alle Namen liefern», sagt er.
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