Gewalt gegen Zürcher TiktokerTäter ist geständig und sagt, er sei «provoziert worden»
Der 16-jährige Vincenzo wurde am Samstag in Zürich attackiert. Weil er offen homosexuell lebe, sagt er. Nun meldet sich der verhaftete Schläger.

Samstagabend vor dem Bahnhof Stadelhofen in Zürich: Zwei Jugendliche wurden attackiert. Ein 16-Jähriger wurde als Tatverdächtiger festgenommen. Eines der Opfer, der ebenfalls 16-jährige Vincenzo, sagte darauf dem Tages-Anzeiger, die Angreifer hätten es auf sie abgesehen, weil sie offen als Homosexuelle lebten. Denn Vincenzo ist relativ bekannt auf der Plattform Tiktok, wo er sein Leben als Transperson thematisiert.
Nun meldet sich der verhaftete 16-Jährige bei «20 Minuten». Er streitet die Tat nicht ab und sagt: «Vincenzo hat uns zuerst provoziert und mir seine Tasche ins Gesicht geschlagen.» Dann habe er ihn mit der Faust attackiert. Der 16-Jährige bestreitet, Vincenzo aus homophoben Motiven geschlagen zu haben.
Täter wollte wegrennen – Polizei holte ihn ein
Der 16-Jährige kann sich auch nicht erklären, wie es zum Angriff gekommen sei. Er und seine Kollegen seien Vincenzo hinterhergelaufen. Das habe ihn wohl aufgeregt. Nach dem Vorfall seien Polizisten aufgetaucht, und er sei weggerannt. Doch die Polizisten hätten ihn eingeholt und festgenommen.
Mehrere mündliche Berichte, die dem TA vorliegen, schildern den Vorfall – übereinstimmend – ganz anders. Demnach handelte es sich um einen gezielten Angriff auf Transpersonen und Homosexuelle, die vom Stadelhoferplatz bis zum Opernhaus verfolgt und dann zusammengeschlagen wurden.
Vincenzo selbst sagt: «Ich war mit Kollegen am See, wir haben Musik gehört und getanzt. Eine Gruppe aus rund zehn jungen Männern hat uns gesehen und angepöbelt. Sie kennen uns, weil wir auf Tiktok aktiv sind und eine gewisse Bekanntheit haben.» Sie seien weggelaufen, aber die Gruppe sei ihnen nachgelaufen. Und dann sei einer seiner Freunde mit Fusstritten attackiert worden. Auch homophobe Sprüche seien gefallen. Vincenzo habe versucht, sich mit einer Tasche zu wehren, worauf er ebenso mit Schlägen ins Gesicht traktiert wurde. Er sei dabei aber nicht ernsthaft verletzt worden.
Vincenzo will sich nicht verstecken. «Ich werde nun noch stolzer am Stadelhofen auftreten», sagt er. «Mich jetzt zu verstecken, wäre genau das falsche Signal.»
kbr
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