Talentschau im Mutterland des Eishockeys
In Kanada beginnt am 26. Dezember die Eishockey-U20-WM. Unter besonderer Beobachtung stehen im Schweizer Team die beiden ZSC-Spieler Denis Malgin und Jonas Siegenthaler.
Denis Malgin und Jonas Siegenthaler gehören aktuell zu den grössten Talenten im Schweizer Eishockey. An der am Stephanstag beginnenden U20-WM in Kanada erhalten sie eine ideale Gelegenheit, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.
Ein besseres Schaufenster als eine U20-WM in Montreal und Toronto gibt es nicht für Spieler, die den Sprung in die NHL schaffen wollen. Es gibt kaum Städte mit einer grösseren Eishockey-Tradition, und ohnehin geniesst das Turnier im Mutterland des Eishockeys einen enormen Stellenwert. Bei der letzten Austragung in Kanada 2011/2012 besuchten sagenhafte 444'718 Zuschauer die 31 Partien in Edmonton und Calgary. Es wird erwartet, dass diese Rekordmarke gebrochen wird. Selbstredend wimmelt es auch von Scouts, welche die Talente mit Argusaugen beobachten werden.
Sichere Draft-Kandidaten
Im Schweizer Team gilt ein besonderes Augenmerk Malgin und Siegenthaler. Beide sind erst 17 Jahre alt, spielen bei den ZSC Lions aber bereits regelmässig in der NLA. Dass sie im nächsten NHL-Draft gewählt werden, ist so gut wie sicher. Aktuell werden sie als «B-Kandidaten» eingestuft. Das heisst, dass eine Ziehung in der zweiten oder dritten Runde prophezeit wird.
Malgin hat in 19 NLA-Partien bereits zwei Tore und fünf Assists erzielt. Überhaupt ist es erstaunlich, wie abgeklärt und furchtlos er auftritt. Bei seinem Debüt für die Lions Ende September gegen Fribourg-Gottéron (4:1) gehörte er zu den auffälligsten Spielern und bereitete das 1:0 vor. Unaufgeregt gab er sich auch vor der Abreise nach Kanada. Auf die vielen Scouts angesprochen, sagte er: «Ich muss einfach spielen, dann kommt es schon gut.» Druck verspüre er keinen.
Malgin verfügt über eine gute Spielintelligenz und sehr feine Hände, ein Nachteil ist aber seine Grösse von nur 1,72 m. «Über das denke ich nicht nach», so der Center. «Ich bin immer noch in der Pubertät, und die Eltern sind eher gross. Zudem gibt es auch kleine Spieler in der NHL. Du musst einfach alles schneller machen, dann schaffst du es schon. Es ist mein Traum, dort zu spielen. Ich werde alles dafür tun.»
Lieber NLA statt Kanada
Malgin hätte bereits in dieser Saison nach Nordamerika wechseln können, war er doch vom Juniorenteam Rouyn-Noranda Huskies (QMJHL) gedraftet worden. «Mein Körper und Herz haben entschieden», begründete er den Verbleib in der Schweiz. «Ich erhalte hier viel Vertrauen. Es ist etwas Schönes, mit so guten Spielern zusammen zu spielen. Ich werde wegen ihnen immer besser und besser. Das Wichtigste ist aber, auf dem Boden zu bleiben.» Wie es nach der aktuellen Saison weitergeht, darüber hat er sich noch keine Gedanken gemacht.
Das Eishockey wurde Malgin quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater Albert war bei diversen NLB-Vereinen tätig und ist aktuell Trainer von Red Ice Martigny, wo Denis' älterer Bruder Dimitri spielt. Auch Siegenthaler ist aus familiären Gründen zur Sportart gekommen - genauer gesagt durch seinen Halbbruder. «Eigentlich habe ich nur seinetwegen mit Eishockey angefangen. Er war ein Vorbild, als ich klein war», sagt der Sohn einer Thailänderin, der durch seine Ruhe besticht. Er kommt sehr selten in Stress und ist allgemein ein entspannter Typ.
Siegenthalers Gardemasse
Im Gegensatz zu Malgin weist Siegenthaler Gardemasse auf. Er ist 1,88 m gross und wiegt beinahe 100 kg. Von daher würde er perfekt in die NHL passen, er muss allerdings noch einiges schneller werden. Deshalb arbeitet er einmal pro Woche eine Stunde mit einer Powerskating-Lehrerin zusammen. Überhaupt wird er vom Trainerstab der Lions sehr gefördert. «Die pushen mich in jedem Training und machen auch sehr viele individuelle Sachen für mich», erklärte Siegenthaler. Ein Wechsel in eine nordamerikanische Juniorenliga war für ihn kein Thema. «Wenn du in der NLA spielst, ist das Niveau viel höher, profitierst du mehr.» Bezüglich NHL sagte er: «Du musst selber wissen, wenn du bereit dafür bist. Wie Roman Josi.»
Was traut U20-Nationaltrainer John Fust den beiden zu? «Sie haben das Talent, um weit zu kommen im Eishockey. Aber wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass Talent für die NHL nicht reicht. Das Timing muss stimmen, man muss ein Arbeiter sein. Man muss Probleme überwinden, muss Selbstvertrauen haben und an einen Traum glauben. Es gibt Rückschläge, aber diese sollten einen stärker machen. Junge Spieler in der Schweiz müssen das verstehen.»
Si
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