Tansania bläst zur Jagd auf die «Hexendoktoren»
Für die Leiche eines Albinos, die als Glücksbringer gelten, werden in Tansania bis zu 75'000 Dollar bezahlt. Die Regierung will dem Morden nun ein Ende setzen.
Tansanias Regierung hat sich zu einem drastischen Schritt entschlossen, um die durch Tod und Verstümmelungen bedrohten Albinos in dem ostafrikanischen Staat zu schützen. Anfang dieser Woche verhängte die Administration in Daressalam ein Verbot über einen der ältesten Berufszweige des Landes: Die sogenannten witch doctors, oder Hexendoktore, sollen ab sofort nicht mehr praktizieren dürfen. In Tansania wurden in den vergangenen fünf Jahren mindestens 70 Albinos umgebracht, deren Körperteile zur Hexerei verwendet werden: Vielen weiteren Opfer wurden bei lebendigem Leib Gliedmassen abgeschlagen. Für dieses Jahr befürchtete die Regierung einen weiteren Anstieg der Übergriffe. Denn im Herbst sollen Parlamentswahlen stattfinden – ein Anlass, der viele Möchtegern-Abgeordnete zu den Zauberern treibt. Gleichzeitig mit dem Berufsverbot für die auf Kisuaheli wapiga ramli genannten «Seher» wurde eine Taskforce eingesetzt, die den meist im Verborgenen operierenden Hexendoktoren auf die Schliche kommen soll. In den kommenden Wochen seien «landesweite Operationen» geplant, in deren Verlauf die Zauberer identifiziert und vor Gericht gestellt werden sollen, kündigte Innenminister Mathias Chikawe an. Die Regierung will ausserdem eine Aufklärungskampagne starten, um den für viele pigmentlose Tansanier tödlichen Aberglauben zu stoppen. «Wir werden die Morde und Entführungen von Albinos ein für alle Mal aus dem Weg räumen», kündigte Chikawe an.