Tausende wollen den Swissmill-Turm hochklettern
Eine Gruppe Zürcher Architekten will das Swissmill-Silo zur höchsten Kletterwand machen. Innert Kürze hat das Vorhaben 3000 Männer und Frauen begeistert.
Sie haben einen schwindelerregenden Plan: Robert Fischer, Pascal Hendrickx und Adrian Walther, drei Zürcher Architekten mit einer Leidenschaft fürs Klettern, wollen den Swissmill-Turm in eine Kletterwand verwandeln. Das Gebäude wäre auf einen Schlag weltbekannt: als längste Kletterstrecke auf einem Stadtgebiet.
Mitte Oktober haben die drei ihre Idee lanciert und dafür die IG Zürinordwand gegründet – mit erstem Erfolg: Ihr Anliegen hat in kurzer Zeit online 3000 Unterstützerinnen und Unterstützer gefunden. Darunter sind namhafte wie die Schweizer Sportkletterin Nina Caprez. Die Suche nach weiteren läuft noch bis Ende Oktober. Dann starten die drei Initianten bei der Swissmill-Eigentümerin Coop mit einem offenen Brief eine Anfrage.
Mitten in der Stadt klettern, statt weit weg
Robert Fischer freut sich über die Unterstützung und über die positiven Rückmeldungen, welche die Idee bisher bekommen hat. Er selbst würde «sehr gerne» den Swissmill-Silo hochklettern, und bezeichnet ihn als ideales Gebäude: «Mitten in der Stadt, nahe bei den Leuten und fensterlos.» Heute müssten Kletterer weit weg zur nächsten Felswand fahren oder in Trainingshallen in die Höhe.
Die Idee ist, dass der Silo-Turm für geübte Freizeit-Kletterinnen und -Kletterer ausgelegt wäre, aber auch für Profis. Die Initianten haben bereits mit Firmen gesprochen, die Kletterstrecken bauen und interessiert sind. Eine Route würde unter 10'000 Franken kosten. Dabei spielt auch die Sicherheit eine Rolle: «Es müsste wohl eine Art Zugangskontrolle zu den Kletterrouten geben», sagt Fischer.
Nur für erfahrene Kletterer geeignet
Grundsätzlich sei Sportklettern sicher, betont Fischer. Gefährlich seien in den Bergen vor allem Steinschläge, vor denen man beim Swissmill-Turm ja nicht fürchten müsse.
Dass es technisch möglich wäre, am Silo eine Kletterstrecke zu bauen, bestätigt Peter Keller. Der Bergführer baut mit seiner Firma Indoor- und Outdoor-Kletterwände. Gegenüber der NZZ sagte er, der Turm sei wegen seiner Höhe aber wohl kaum eine geeignete Adresse für Anfängerinnen und Anfänger. Hohe Routen ohne vorfixierte Seile würden zumindest von der vorauskletternden Person etwas Erfahrung erfordern.
Die Projektidee tönt zwar waghalsig. Allerdings machen es andere Grossstädte bereits vor, wie Kletterfans auf Stadtgebiet und doch im Freien in die Höhe kraxeln können. In Wien unterhält der grösste Bergsteigerverein Österreichs eine Strecke an einem sogenannten Flakturm, einer gigantischen Luftschutzanlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Und in der kalifornischen Glücksspielstadt Reno können Kletterer an der Fassade eines Hotels 50 Meter in die Höhe.
Nicht die Idee, das Aussehen zu verändern
Die Eigentümerin Coop zeigt sich vorerst äusserst zurückhaltend. Mediensprecherin Andrea Bergmann sagt: «Eine Fremdnutzung des Kornhauses ist nicht vorgesehen.»
Das Unternehmen musste schon öfter Fragen zur Veränderung des Silos beantworten. Die Höhe und das Aussehen des nackten Betonturms sind umstritten und haben schon die unterschiedlichsten Ideen geweckt. Coop aber ist stolz auf dessen Erscheinungsbild.
Das Aussehen des Turms wollen aber auch die drei kletternden Architekten nicht verändern. Sie würden ihn der Bevölkerung nur gerne näherbringen und so sein Image etwas verbessern. Robert Fischer sagt, die Klettergriffe könnten in der Farbe des Betons hergestellt werden und wären kaum sichtbar. Deshalb hegt er auch Hoffnung, dass Coop zumindest die Pläne seiner IG Zürinordwand anhören wird.
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